Manche Bücher finden ihren Weg zu uns nicht über Empfehlung oder gezielte Suche - sondern durch Zufall. So war es auch mit „Der Tag, an dem Louis gefressen wurde“. Ich hatte das Cover immer mal wieder gesehen, den Titel gelesen, ein paar Stimmen gehört, die es als „lustig“ beschrieben. Doch irgendetwas daran ließ mich zögern. Vielleicht war es der Gedanke, dass es in einem Kinderbuch ums Gefressenwerden geht - was soll daran bitte witzig sein?
Also lag es erst einmal auf unserem Stapel ungelesener Bücher. Geduldig. Wartend.
Bis zu einem dieser Abende, an denen man einfach etwas Neues braucht. Ich griff danach, vielleicht ohne große Erwartungen - und las es meiner 7-Jährigen vor.
Und dann: haben wir gelacht. So ehrlich und herzlich, dass ich selbst überrascht war, wie leicht das Buch uns mitgenommen hat - in eine Welt voller aberwitziger Monster, skurriler Namen und liebevoll überzeichneter Szenen.
Was mich aber wirklich berührt hat, war nicht nur der Humor oder die kreative Ideenvielfalt, sondern die Beziehung zwischen den Geschwistern.
Louis wird gefressen. Ja. Und seine Schwester Sarah zögert keine Sekunde. Sie überlegt nicht, sie zaudert nicht - sie handelt. Sie folgt ihm, durch die Bäuche der Monster, über bizarre Wege und mit immer neuen Einfällen. Und das ohne einen Hauch von Angst oder Selbstmitleid.
Es ist diese Art von Geschwisterliebe, die mich beim Vorlesen ganz still werden ließ.
Dieses unerschütterliche Vertrauen.
Dieses füreinander Einstehen.
Diese Verbindung, die man nicht erklären kann - aber fühlen.
Die Illustrationen sind ebenfalls etwas ganz Besonderes. Auf jeder Seite gibt es liebevolle Details zu entdecken, kleine Hinweise auf das, was kommt, versteckte Gags, und so viel Fantasie, dass man sich darin verlieren möchte.
Für sehr sensible Kinder könnte die Geschichte vielleicht zu viel sein. Aber ich finde: Der Titel bereitet darauf durchaus vor. Mein Kind hat eine große Begeisterung für Monster, für das Schräge, das Wilde - und genau deshalb war dieses Buch für uns einfach perfekt.
Eine Geschichte, die zum Lachen bringt.
Zum Staunen.
Und - ganz leise - auch zum Nachdenken.
©2025 adlatb