Bettina Stangneth

 3,8 Sterne bei 5 Bewertungen
Autor*in von Sexkultur, Hässliches Sehen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Bettina Stangneth, geboren 1966, ist unabhängige Philosophin. Sie studierte in Hamburg Philosophie und promovierte über Immanuel Kant und das Radikal Böse. Für ihr Buch «Eichmann vor Jerusalem» erhielt sie 2011 den NDR-Kultur-Sachbuch-Preis; die «New York Times» zählte es zu den besten Büchern des Jahres. Bei Rowohlt erschienen zuletzt ihre hochgelobten Essays «Böses Denken» (2015), «Lügen lesen» (2017) und «Hässliches Sehen» (2019) sowie die Bände «Sexkultur» (2021) und «Überforderung» (2022). Stangneth erhielt 2022 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Bettina Stangneth

Cover des Buches Lüge! Alles Lüge! (ISBN: 9783716026892)

Lüge! Alles Lüge!

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Erschienen am 01.08.2012
Cover des Buches Hässliches Sehen (ISBN: 9783498064488)

Hässliches Sehen

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Erschienen am 18.12.2018
Cover des Buches Sexkultur (ISBN: 9783498001452)

Sexkultur

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Erschienen am 17.11.2020
Cover des Buches Böses Denken (ISBN: 9783498061586)

Böses Denken

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Erschienen am 21.05.2016
Cover des Buches Club der Dilettanten (ISBN: 9783498007171)

Club der Dilettanten

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Erscheint am 10.12.2024
Cover des Buches Überforderung (ISBN: 9783498003555)

Überforderung

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Erschienen am 14.03.2023

Neue Rezensionen zu Bettina Stangneth

Cover des Buches Lüge! Alles Lüge! (ISBN: 9783716026892)
M

Rezension zu "Lüge! Alles Lüge!" von Avner Werner Less

Rezension zu "Lüge! Alles Lüge!" von Avner W Less
M.Lehmann-Papevor 12 Jahren

Im Angesicht des Bösen

Bettina Stangneth setzt ihren Forschungsschwerpunkt in die Lügentheorie und hat bereits „Eichmann vor Jerusalem“ veröffentlicht. Nun geht sie in diesem allgemeinen Thema an dieser speziellen Figur noch einen Schritt weiter und verarbeitet die Notizen und Aufzeichnungen des Mannes, der Adolf Eichmann „275 Stunden“ damals in Israel verhört hat zu einem durchaus in Teilen aufwühlenden, vor allem aber intensiven Buch, in welchem sie zugleich das Leben des Mannes Avner Werner Less biographisch darstellt.

Nicht nur die Lüge und die Professionalität des Lügners, der sich in weiten Teilen wohl selbst von seinen Lügen hat überzeugen lassen, bilden hier eine wichtige und intensive Leseerfahrung, gerade auch die innere Entwicklung dessen, der das Verhör leitet, die Abgrenzung, der Versuch hinter all den Lügen die Wahrheit zu sehen und dann mit all dem Schrecklichen einen eigenen Umgang zu finden, bildet für den Leser eine echte Erfahrung bei der Lektüre.

Des Öfteren mag man im Buch durchaus den fast Aufschrei des Titels verstehen, sich selbst immer wieder daran zu erinnern, wie viel, das wohl alles, was Eichmann von sich gibt, verbogene Fakten und komplexe Lügen sind. Extreme und Herausforderungen an die eigene Person, die Less durchaus im Vorfeld bereits vor sich gesehen hat.

„Als man ihn im Mai 1960 dazu bestimme, Adolf Eichmann zu verhören, wäre er am liebsten davon gelaufen“. Denn auch er war einer, dessen Ziel es war, „das Erlebte zu vergessen um zu überleben“. Verständlich, führt man sich seine Biographie zu Gemüte und ebenso verständlich dann auch die weitere Entwicklung des Avner Werner Less nach diesen aufwühlenden Wochen mit Eichmann und dessen anschließendem Prozess.

Wer genau war der Mann, der Eichmann zum Reden brachte? Wie verarbeitete er die eigenen Schläge des Lebens, welchen Umgang fand er mit der Selbstdarstellung Eichmanns? Einer, der neben den offiziellen Protokollen und Hinweisen eben auch seine eigenen Gedanken , seine privaten Notizen hinterlassen hat. Allein das schon ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr dieses Verhör die Grenzen des hochprofessionellen Verhörspezialisten.

Für diese Verarbeitung und den Umgang mit all dem gilt, was Less viel später im Nachgang sagte: „Das ist etwas, was man eigentlich nie vergisst. Auch heute, nach 21 Jahren, bin ich genauso von dem Thema gefesselt wie damals eigentlich. Es lebt mit einem mit“.

Bettina Stangneth öffnet eine fast vergessene Tür einerseits, indem Sie das Verhör Eichmanns aus den Augen seines Verhörers lebendig werden lässt und eine andere, noch nie geöffnete, Tür andererseits, indem sie eben nicht Eichmann in den Mittelpunkt des Buches stellt, sondern den Mann auf der anderen Seite des Tisches, Less. Einer, der trotz allen Grauens sich die Fähigkeit zum Humor und seine Lebensfreude bewahrt hat.

Bettina Stangneth legt ein intensives Buch vor über die Grausamkeit, zu welcher der Mensch fähig ist, über den Umgang mit einem menschlichen Monster und, vor allem, darüber, wie es einem Menschen gelingt, trotz harter Erlebnisse und der Auseinandersetzung mit einem Massenmörder sich den eigenen Gefühlen von Hass und Verachtung den Menschen gegenüber nicht zu unterwerfen. Eine höchst lesenswerte Lebensbeschreibung.

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