Cover des Buches Die Magnatin - Mein Leben am Hof der Blutgräfin Elisabeth Báthory (ISBN: 9783862823642)
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Rezension zu Die Magnatin - Mein Leben am Hof der Blutgräfin Elisabeth Báthory von Bettina Szrama

Rezension zu "Die Magnatin" von Bettina Szrama

von dorli vor 9 Jahren

Rezension

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dorlivor 9 Jahren
Ungarn 1594. Susanna von Weißenburg, in ärmlichen Verhältnissen, aber wohlbehütet und umsorgt auf dem elterlichen Gut in den Karpaten Siebenbürgens aufgewachsen, tritt ihre Ausbildung am Hof der Gräfin Elisabeth Báthory-Nádasdy an. Nach einem verheißungsvollen Beginn nimmt ihr Aufenthalt in Sárvár jedoch einen albtraumhaften Verlauf…

In ihrem historischen Roman „Die Magnatin“ nimmt Bettina Szrama den Leser mit auf eine Reise in das ausgehende 16. und frühe 17. Jahrhundert nach Sárvár und Čachtice und erzählt von den Erlebnissen der jungen sächsischen Adligen Susanna von Weißenburg am Hof der Blutgräfin Elisabeth Báthory.

Die Autorin hält sich sehr eng an die historischen Begebenheiten und zeichnet ein umfassendes und glaubwürdiges Bild der Zeit – entsprechend grausam ist die Szenerie, die den Leser in diesem Roman erwartet.

Schreckliche Misshandlungen, tagelange Torturen und Folter, Mord – Elisabeth Brutalität gegenüber ihren Bediensteten kennt keine Grenzen. Die Einblicke in die barbarischen Machenschaften der Blutgräfin erfordern vom Leser einiges an Nervenstärke, auch wenn die Autorin bei der Beschreibung der Taten nicht bis ins kleinste blutige Detail geht.

Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie Elisabeth zu einer derart gewissenlosen Frau werden konnte. Bettina Szrama benennt im Verlauf der Handlung einige mögliche Ursachen, die eine Erklärung für das Verhalten der Gräfin sein können: eine psychische Störung, traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder auch panische Angst vor dem Älterwerden. Den größten Anteil an Elisabeths abscheulicher Entwicklung hat wohl Anna Darvulia gehabt - die kräuterkundige Amme hatte zeitlebens großen Einfluss auf Elisabeth und hat ihr häufig Drogen gegen Schmerzen verabreicht.

Am meisten verblüfft hat mich, wie schnell Elisabeth umswitchen konnte - gerade noch prügelt sie erbarmungslos auf jemanden ein, dann dreht sie sich um und plaudert fröhlich drauflos, als wäre nichts gewesen. Diese Sprunghaftigkeit in Elisabeths Verhalten wird von der Autorin sehr gut dargestellt - man bekommt den Eindruck, dass in der Gräfin zwei unterschiedliche Identitäten vorhanden sind, die abwechselnd die Kontrolle über sie übernehmen.

Susanna, die Ich-Erzählerin in dieser Geschichte, hat mich mit ihren Reaktionen überrascht – sie ist zwar entsetzt über die vorherrschende Brutalität, kann das Gesehene aber erstaunlich schnell verarbeiten.

Susanna unternimmt aufgrund von Warnungen und auch persönlicher schmerzhafter Erfahrungen im Verlauf der Handlung einige Versuche, den Fängen der Gräfin zu entkommen. Doch ich hatte durchweg den Eindruck, dass diese Fluchtversuche eher halbherzig waren, denn das Leben auf Schloss Sárvár hatte auch eine andere Seite: die festlichen Bankette und Bälle, den exquisiten Schmuck, die teueren Kleider und weitere luxuriöse Annehmlichkeiten hat die junge Frau sicherlich genossen.

Besonders gut schildert Bettina Szrama Susannas anfängliche Naivität – beeindruckt von Prunk und ausschweifenden höfischen Leben braucht Susanna recht lange, bis es ihr gelingt, die teuflischen Machenschaften hinter der Fassade zu erkennen.

Ein wenig schwer getan habe ich mich mit den politischen Verwicklungen und den ganzen Kriegswirren im Hintergrund – diese Nebenhandlungen waren für mich schwer durchschaubar und daher weniger spannend.

Ingesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen – eine schaurige Geschichte, der man die intensive Recherche auf jeder Seite anmerkt.
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