"Die Mondgöttin" von Bi Feiyu erzählt die Geschichte von Xiao Yanqiu, einer ehemals vielversprechenden Opernsängerin, die 20 Jahre nach einem folgenschweren Fehler eine neue Chance erhält. Der Roman spielt vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche im modernen China und wirft einen intensiven Blick auf das Leben und die Herausforderungen einer Frau, die zwischen Ehrgeiz und Kunst gefangen ist.
Leider kann ich nicht verhehlen, dass mich das Buch nicht vollständig überzeugt hat. Zwar gelingt es Bi Feiyu, eine faszinierende Kulisse der chinesischen Oper zu kreieren und die Leser*innen in die Welt der Protagonistin einzuführen. Die Beschreibungen der Opernaufführungen und der emotionalen Höhen und Tiefen, die Xiao Yanqiu durchlebt, sind detailliert und einfühlsam. Die Darstellung ihrer Leidenschaft und Hingabe zur Kunst ist beeindruckend und wirkt authentisch.
Jedoch lässt die Handlung selbst etwas zu wünschen übrig. Obwohl die Geschichte potenziell spannend und mitreißend ist, fehlt es an Tiefe und Nuancen. Die Charaktere bleiben größtenteils oberflächlich und erscheinen oft eindimensional. Insbesondere die Rivalität zwischen Xiao Yanqiu und ihrer Schülerin wird nicht ausreichend entwickelt und wirkt eher künstlich konstruiert.
Auch wenn der Klappentext von einem "bewegenden Frauenporträt" spricht, konnte ich keine große emotionale Bindung zu den Charakteren aufbauen. Xiao Yanqiu bleibt für mich eine eher unzugängliche Figur, deren Entscheidungen und Handlungen oft schwer nachzuvollziehen sind. Dadurch konnte ich ihre Entwicklung nur begrenzt mitverfolgen.
Eine weitere Schwäche des Romans liegt in seinem Erzähltempo. An manchen Stellen zieht sich die Geschichte unnötig in die Länge, während sie an anderen Stellen zu schnell voranschreitet und wichtige Ereignisse nur oberflächlich behandelt. Dadurch wirkt die Handlung teilweise unausgewogen und es fiel mir schwer, mich vollends auf das Geschehen einzulassen.
Alles in allem ist "Die Mondgöttin" von Bi Feiyu ein solider Roman, der interessante Einblicke in die Welt der chinesischen Oper bietet. Die Beschreibungen der Kunstform und die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen einer ambitionierten Sängerin sind gelungen. Jedoch fehlt es dem Buch an Tiefe und Emotionalität, was die Verbindung zu den Charakteren und das Eintauchen in die Geschichte erschwert.