„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, verrate ihm deine Pläne.“
Südafrika, 10. Mai 1994: Die beiden Schwestern Ruth und Delilah finden vor der Tür ihres Farmhauses in einer Weißensiedlung bei Magaliesburg ein kleines, von einem Hund bewachtes Körbchen. Darin liegt ein kleiner schwarzer Säugling, den die kinderlos gebliebene Ruth sofort in ihr Herz schließt. Sie ist entschlossen, den kleinen Jungen bei sich aufzunehmen und setzt sich gegen den Widerstand ihrer Schwester durch. Ziemlich schnell müssen sich beide nun gegen den militanten Rassismus der Nachbarn zur Wehr setzen und „verbarrikadieren“ sich in ihrem Farmhaus.
Währenddessen macht sich die siebzehnjährige Zodwa auf die verzweifelte Suche nach Ihrem Baby, welches bereits am Tag seiner Geburt verschwand.
Sie findet Anstellung im Haus der Schwestern, ohne ihre wahre Identität preiszugeben. Denn was kann sie ihrem Kind für ein Leben bieten? Sähe die Zukunft ihres Sohnes bei den wohlhabenden weißen Frauen nicht besser aus?
Mit dem Antritt Nelson Mandelas als Präsident bricht 1994 ein neues Kapitel in der Geschichte Südafrikas an. Die Atmosphäre dieser Zeit des Umbruchs beschreibt Bianca Marais in ihrem neuen Roman „Wie man Gott zum Lachen bringt“ sehr anschaulich und farbenfroh.
Dafür benötigt sie keine großen überbordenden Handlungsstränge. Es reichen ihr die drei sehr bewegenden und so unterschiedlichen Schicksale der Frauen Ruth, Delilah und Zodwa, um den Lesenden direkt ins Südafrika der 90er-Jahre zu entführen.
Die kurzen Kapitel des Romans widmen sich jeweils einer der drei Frauen und beschreiben die Ereignisse aus der jeweiligen Perspektive. Das erlaubt einen sehr intimen Blick in die Gedankenwelt der Protagonistinnen und verwirrt erstaunlicherweise überhaupt nicht.
Vom Schicksal ziemlich früh getrennt, beschritten die beiden Schwestern Delilah und Ruth sehr unterschiedliche Lebenswege, die sie erst nach über 30 Jahren wieder zusammenführen. Beiden tragen sie Narben und Geheimnisse in ihren Herzen, die sie nur nach und nach preisgeben. Die Dynamik der beiden Schwestern stellte für mich den interessantesten Teil dieses Buches dar.
Die ehemals gottesfürchtige Delilah, die einst Nonne werden wollte, bevor sie durch ein gewaltsames Ereignis ihren Glauben verlor und Ruth, die in den Augen vieler, ein sündiges Leben führte, den starken Glauben ihrer Schwester stets verspottete, nun aber über viel größeres Gottvertrauen zu verfügen scheint, auch wenn sie es selbst nicht so nennen würde.
Und dann ist da noch ein kleiner Junge, der die Herzen dreier Frauen berührt und eine Mutter, die verzweifelt darum bemüht ist, für ihr Kind die besten Voraussetzungen zu schaffen und darum kämpft, sich selbst dabei nicht zu verlieren.
Wie unterschiedlich die Lebenswelten der weißen und schwarzen Bevölkerung Südafrikas zu dieser Zeit waren, und ich möchte nicht ausschließen, dass es nicht heute teilweise immer noch so ist, ist kaum vorstellbar und wirkt, wenn man es so deutlich in Bianca Marais Roman liest, fast schon absurd und irreal. Wenn ich ehrlich zu mir bin, weiß ich, dass es sehr real ist.
„Wie man Gott zum Lachen bringt“ ist ein ganz wunderbares Buch. Berührend, manchmal zum Schmunzeln, erinnert es mich daran, wie privilegiert ich eigentlich aufgewachsen bin und dass es keinen Grund gibt, mir etwas darauf einzubilden. Es ist ein Plädoyer für Freiheit, Gleichheit, Rücksichtnahme, Gleichberechtigung und Mitgefühl.