Was für eine geniale Idee: Hier halten Tiere Referate – und zwar ÜBER andere Tiere VOR anderen Tieren. Und das ist nicht nur witzig und liefert viele spannende Fakten. Dieses niedliche Konstrukt lehrt uns, wie wir uns alle die Welt konstruieren, wie Wissenschaft funktioniert und wie ein gelungener Vortrag abläuft und dazu noch Toleranz.
Das Buch selbst ist schon ein Augenschmaus mit den tollen Bildern und mit 5 Sternen eine große Empfehlung. Die szenische Lesung mit Musik setzt dem ganzen nochmal die Krone auf – ich habe mich richtig verliebt.
„Referate von Menschen sind oft sterbenslangweilig. Warum? Weil der Mensch alles durch seine eigene Brille sieht.“
Das stellt as Buch zum Einstieg fest und bei den folgenden Referaten wird schnell klar, dass auch jedes Tier jeweils eine ganz eigene Brille aufhat. Mein Highlight: Das Zebra spricht über all die Tiere, die komplett schwarz-weiß sind. Das Buch wird so zu einem Lehrstück in Konstruktivismus und, dass wir den Blickwinkel immer mitdenken müssen. Und dann die vielen, vielen wunderbaren Fakten inklusive so toller Erklärungen wie dem Unterschied zwischen Familie und Ordnung in der Biologie.
Und dann die Charaktere der Tiere, die mir in ihrer ganzen Schrulligkeit, Aufgeregtheit, Arroganz oder Besserwisserei so sehr ans Herz gewachsen sind. Sie halten nämlich nicht nur einmal ihr Referat und gut, sie begleiten uns durchs ganze Buch. Die Sprecher*innen David Nathan, Cathlen Gawlich, Julian Greis, Vanida Karun, Jodie Ahlborn und Matti Krause lassen die szenische Lesung zu einem Highlight werden.
Die anderen Tiere bekommen jeweils die Chance Nachfragen zu stellen und dies zeigt, wie wichtig Diskurse über Ergebnisse sind. Wie kommen wir überhaupt zu Erkenntnissen? Die Tiere sind oft unterstützend, manchmal aber auch nervig und an einer Stelle sehr intolerant. Diese Vorurteile und Falschinformationen werden dann wiederum selbst zum Thema und das Buch findet eine wundervolle Lösung.
„Regenwurm und Anakonda“ liefert innerhalb eines niedlichen Settings sehr komplexe Themen, die Verlagsempfehlung liegt bei 9 Jahren und zum selber Lesen/Hören ergibt die durchaus Sinn. Gemeinsames Lesen/Hören ist meiner Meinung nach aber sicherlich früher möglich, weil dann ja mit den Erwachsenen diskutiert werden kann. An einer Stelle gibt es mal das Schimpfwort „A*sch“ und der Hase hat bei den Nachfragen ein großes Interesse daran, wie Kinder entstehen, auch das Wort S*x fällt. Ich finde das für Kinder ja durchaus in Ordnung, aber manche stören sich ja daran.
Wundervoll – sowohl als Buch wie auch als Hörbuch. Begeisterte 5 von 5 Sternen.