In „Dodgers“ geht es um vier Jugendliche, die von einem Gangsterboss nach Wisconsin geschickt werden, um dort einen Mord zu begehen. Im Mittelpunkt steht der fünfzehnjährige East, der aus verwahrlosten Verhältnissen stammt. Morde, Razzien, all das sieht der stille, pflichtbewusste Junge nicht zum ersten Mal. East ist ein kleiner Teil einer kriminellen Organisation in Los Angeles und der Boss seiner Jungs, die Wache stehen, um das Geschehen in den Drogenhäusern zu beobachten.
Der Weg nach Wisconsin ist weit. Als L.A. Dodgers-Baseball Fans verkleidet, um möglichst wenig aufzufallen, machen sich die Vier bereit. Für East ist es das erste Mal, dass er aus seiner Welt ausbricht und sein Viertel verlässt. Ganz simple Dinge sind neu für ihn. Aber auch Kälte, Müdigkeit, Hunger machen die Reise zu keinem einfachen Unterfangen und East bemüht sich das Quartett zusammenzuhalten. Der Roadtrip wird zu einer Mischung aus Verzweiflung und der Akzeptanz des Unvermeidlichen. Währenddessen reflektiert East immer wieder sein eigenes Ich.
Bill Beverly erzählt anschaulich und mit großem Gespür für seine Figuren. Durch East beobachten wir Leser das Geschehen und folgen seinen Gedanken. Die knappe und oft auch eher sachliche Erzählweise reduziert jedoch die Emotionen auf ein Minimum. Die Jungs sind authentisch gestaltet, ihre Handlungen nachvollziehbar, aber richtig greifbar sind sie für mich dadurch nicht. Die Spannung hält Bill Beverly aber durchweg hoch, denn die Überraschungen in der Handlung machen die fehlenden Emotionen wett. Es ist eine stille Geschichte, die schockiert, fasziniert und nachdenklich macht.
Der Autor blickt hinter die Fassade vom sogenannten „Land der Freiheit“, richtet den Fokus genau auf den Brennpunkt. Das Buch ist sozialkritisch und verdeutlicht wie viel Freiheit ein einzelnes Kind wirklich hat, wenn es gar nicht weiß was außerhalb seiner eigenen vier Wände vor sich geht. Bill Beverly lässt uns vier Jungs begleiten, die direkt im Sumpf landen.
Fazit
Bill Beverlys Coming-of-Age-Buch „Dodgers“ nimmt uns mit auf einen mitreißenden Roadtrip. Mit seinen vier Jungs zeigt er, wie sich bereits durch Geburt bzw. Herkunft das Leben seine Richtung sucht. Nachvollziehbar, authentisch und stimmig.
Bill Beverly
Lebenslauf
Alle Bücher von Bill Beverly
Dodgers
Neue Rezensionen zu Bill Beverly
Rezension zu "Dodgers" von Bill Beverly
Bill Beverly erzählt in seinem hier vorliegenden Romandebüt von Jugendlichen, die eigentlich nichts mehr zu verlieren haben. Jungs, die täglich sich darüber wundern, dass sie überhaupt noch am Leben sind. Sie sind alle im Drogenviertel von Los Angeles aufgewachsen und haben schon in ganz jungen Jahren kriminelle Jobs.
East, einer der jüngsten von ihnen, hat lange Zeit mit anderen Jungs aus dem Viertel ein Drogenhaus beaufsichtigt. Als es durch eine Unaufmerksamkeit von ihm auffliegt und auch andere Häuser des Bosses betroffen sind, glaubt East, jetzt sei es um ihn geschehen. Doch der mit ihm verwandte Boss hat einen Job für ihn. Er schickt ihn mit einem Auto auf die Flucht nach Osten. Dort ist er erst mal aus der Schusslinie. Doch es gibt auch einen Auftrag: er soll einen Richter erschießen, der bald in einem Verfahren gegen den Boss aussagen soll. Er wird mit seiner Tochter in einem Haus in Wisconsin versteckt gehalten.
Zusammen mit East gehen sie auf einen langen Roadtrip quer durch die USA: sein schießwütiger jüngerer Bruder Ty, der Gamer Michael und der dicke, clevere Walter. Alle mit Trikots von den L.A Dodgers ausgestattet, machen sie sich auf den Weg, Geld, eine Waffe und gegenseitiges Misstrauen im Gepäck.
Sehr genau und detailliert beschreibt Beverly die Gruppendynamik der vier so unterschiedlichen Jungen, ihre jeweilige furchtbare Geschichte, in der sie mit 13-15 Jahren schon so viel Schlimmes erlebt haben, dass es für ein ganzes Leben reicht. Sehr viele überraschende Wendungen machen das Buch zu einer spannenden Lektüre. Es geht eigentlich alles schief, was nur möglich ist. Und dennoch erkennt East im Laufe der Handlung etwas, was sein Auftraggeber für ihn von Anfang an im Sinn hatte: es kann für ihn mehr als nur ein Leben geben.
Die Jungs sind samt und sonders nicht gerade sympathisch in ihrem Wesen. Doch mit viel warmherzigem Verständnis nähert sich Bill Beverly seinen Figuren und versucht beim Leser so etwas wie ein Nachvollziehen ihres jeweiligen durch furchtbare Umstände in der Kindheit geprägten Wesens zu erreichen.
Gibt es solche Figuren in den USA tatsächlich? Diese Frage kam mir immer wieder in den Sinn, als ich die Geschichte des jungen East gelesen habe. Einem jungen aufstrebenden Kleinkriminellen aus L.A., der nach einer Razzia mit einem Mordauftrag quer durch die USA geschickt wird.
Authentisch
Gleich zu Beginn des Buchs fällt der eigenwillige Schreibstil dieses Romandebüts von Oliver Beverly auf. Mal in kurzen knackigen Sätzen, mal sprachlich verspielt wird der Leser direkt in den Vorort von L.A. geworfen. Mir gefällt dieser Sprachstil, der zuweilen abgehackt mit einzelnen Satzfragmenten die Erzählgeschwindigkeit hochtreibt.
Hat sich der Leser an den Schreibstil gewöhnt, ist Platz für die leicht abgedrehten Charaktere, wie ich sie als Europäer eher aus us-amerikanischen Filmen kenne. Durch diese Anlehnung entsteht durchaus eine gewisse (zugegebenermaßen durch Hollywood geprägte) Authentizität. Für mich vollkommen ausreichend, um von einer gelungenen Geschichte zu sprechen.
Ob der Protagonist tatsächlich Sympathien beim Leser wecken kann, ist sicherlich eine Typsache, aber in jedem Fall schafft es die Erzählung, dass der Leser irgendeine Art von Bindung zu dem jungen Kerl aufbaut. Und gleichzeitig einen Blick zumindest in diese gesellschaftliche Struktur der USA werfen lässt – und das ganz ohne irgendeine Art von politischer Anspielung.
Fazit
Mir hat dieser Debütroman sehr gut gefallen – was nicht nur an der rasanten Erzählweise und den schillernden Figuren des Romans liegt, sondern auch an dem gewählten Ende, der recht passend die Geschichte abschließt. Ich kann diesem Roman bedenkenlos eine Leseempfehlung aussprechen.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Bill Beverly wurde am 25. August 1965 in Kalamazoo, Michigan (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.
Bill Beverly im Netz:
Community-Statistik
in 85 Bibliotheken
auf 14 Merkzettel
von 2 Leser*innen aktuell gelesen