Rezension zu "Nemesis" von Bill Napier
Schwierig, dem Buch gerecht zu werden. Es beginnt mit dem Einschlag eines Meteoriten und den hilflosen Militärs, die ihn aus einem Bunker beobachten. Dann springt die Handlung zurück und erzählt, wie ein kleines Team von Wissenschaftlern zusammengestellt wird, die damit beauftragt werden einen Meteoriten zu finden, der von den Russen so abgelenkt wurde, dass er irgendwann in auf die USA stürzen werde. Für die Suche und das Entwickeln einer Strategie, wie er abgelenkt werden kann, hätten sie nur eine Woche Zeit.
In dieser Grundkonstellation liegt eines der Hauptprobleme: Sie ist komplett unrealistisch. Keiner der Charaktere hinterfragt, warum „die Russen“ das getan haben sollten, geschweige denn, ob es überhaupt möglich ist. Dazu kommt, dass die Figuren scheinbar ohne eigene Ziele und Motivationen sind, bzw. (fast noch schlimmer) auch völlig unplausibel reagieren. So ist es der Hauptfigur offensichtlich wichtiger, seine Grundlagenforschung fortsetzen zu können, statt die Welt retten zu müssen.
Seitenlang bombardieren sich Wissenschaftler gegenseitig – und dadurch den Leser – mit Fachterminologie. Allerdings anders als bei gelungener SCIENCE fiction ohne damit irgendetwas zur Handlung oder zur Atmosphäre beizutragen.
Gewürzt wir das Lesen mit wiederholt auftretendem Rätseln, wie ein gerade begonnener Abschnitt zu den vorherigen gehört. Mehrfach habe ich zurück geblättert, weil ich dachte, ich hätte ein Detail überlesen – nur um festzustellen, dass das Zusammenhang schlicht nicht im Text ist. Ich wollte das Buch deshalb eigentlich nicht zu Ende lesen.
Dann habe ich aber immer wieder vergessen, es in meiner Tasche gegen ein anderes Buch auszutauschen und habe zähneknirschend weiter gelesen. Und siehe da: So etwa ab der Hälfte kommt tatsächlich Bewegung in die Handlung und es wird ein ordentlicher Thriller daraus. Die Schwächen in Aufbau und Plausibilität sind noch da, aber auf einmal ging es voran und ich wollte dann zumindest das Ende gelesen haben.
Wenn man Langeweile und kein anderes Buch zur Hand hat, kann man das ab der Mitte mit einigem Spaß lesen. Muss man aber nicht…