Wisst ihr etwas über den griechischen Bürgerkrieg? Ich wusste ehrlich gesagt nichts über den Kampf zwischen den linken Partisanen und der konservativen Regierung, der nach dem zweiten Weltkrieg, in den 1940er- Jahren wütete.
Aber dieser Krieg war vielmehr als nur ein Krieg zwischen der Regierung und ihren Gegnern. Er teilte Menschen und Dörfer, sorgte für Konflikte zwischen Nachbarn. Und zwischen den Kindern der Beteiligten.
In “Andis Krieg” entführt Billi Rosen uns in diese Zeit und in das Leben der jungen Griechin Andi und ihrem Bruder Paul. Die beiden führen ein zunächst unbeschwertes Leben bei ihrer Großmutter, wäre da nicht die Abwesenheit der Eltern, die sich als Partisanen in den Bergen versteckt halten.
Als eine neue Familie ins Dorf kommt, eskaliert der Konflikt zwischen Konservativen und Linken auch zwischen den Kindern…
“Andis Krieg” ist ein recht unscheinbares kleines Büchlein, sehr dünn, ohne ein auffälliges Cover. Aber es enthält so viel Spannung, so viel Nähe zu den Protagonisten, so viel geschichtliches Wissen über eine Zeit, die mir (zumindest auf Griechenland bezogen) vollkommen unbekannt war und so viele emotionale Momente, dass es mich mehr gefangen genommen hat als so mancher 1000- Seiten- Schinken.
Scheinbar mitten in der Handlung bricht sie dann auch ab, es gibt zwar ein Ende, aber ich konnte es kaum fassen, dass man Andis Leben nun schon wieder verlassen soll, ich hätte gerne so viel mehr über sie und ihren weiteren Lebensweg erfahren. Endlich gibt es da mal ein Thema, über das ich ohne Probleme 1000 Seiten hätte lesen können und dann wird es auf 152 Seiten beschränkt! Aber gerade dadurch ist es so eindrucksvoll. Es verdichtet den Inhalt auf so wenige Seiten und wird dadurch so intensiv, dass man es nur in einem Rutsch durchlesen kann und danach so emotionsgeladen und irgendwie erschüttert zurückbleibt, dass man einige Stunden braucht, sich von der Geschichte wieder zu erholen.
Es ist nun schon fast zwei Wochen her, dass ich die Geschichte gelesen habe und heute komme ich erst dazu, endlich die Rezension zu schreiben, aber mir ist trotzdem noch so viel von der Stimmung präsent, ich erinnere mich noch so gut an die Geschichte und meine Empfindungen, wie man es selten bei einem Buch erlebt.
Ich empfehle euch also wärmstens, dieses Buch zu lesen, es erweitert den eigenen Horizont und berührt bis ins Herz.