Rezension zu "Midnight Express" von Billy Hayes
Hasst der Autor Türken? Definitiv. Nach so einem Erlebnis ist das auch verständlich. Doch in seinem Buch behandelt er jeden Türken kollektiv als Bösewicht, beschreibt sie alle als gemein, hinterhältig, fies, barbarisch, durchtrieben und wirft ihnen auch noch vor, dass sie alle den Protagonisten vergewaltigen möchten. Schlussendlich sind laut dem Buch fast jeder männliche Türke bisexuell.
Doch ich zweifle keinen Moment daran, dass das Gefängnis so dreckig war, wie der Autor sie beschrieben hat. Dass ein Loch im Boden als Toilette diente und die Wärter mit Gewalt die Insassen kontrolliert. Der Gestank nach Fäkalien, die Filzläuse, die stinkende Luft, die Verwahrlosigkeit, all das hat der Autor glaubwürdig beschrieben. Wenn man andere Berichte hinzuzieht, entspricht das der Wahrheit und ich war gierig darauf, alles aus seiner Sicht zu sehen. Es war abstoßend.
Der Protagonist selber ist aber auch nicht gerade besser. Er begeht eine Straftat und rechtfertig sich anschließend damit, dass die Tat selber doch nicht so schlimm wäre. Ein bisschen Haschisch halt. Egal, wie bescheuert manche Gesetze sind, sie sind nun mal da und man muss sich an sie halten. Siehe alle Maskenverweigerer.
Der Stil ist schrecklich nüchtern und meistens in solch einem Berichtstil geschrieben, dass ich beim Lesen einige Male weggenickt bin. Es gibt keine schönen Formulierungen, keine wunderbaren Sätze und keine Szene, die einen mitgerissen hat. Der Spannungsbogen war am Anfang noch Existenz, im späteren Verlauf verschwindet sie aus dem Buch. Sogar die Flucht aus dem Gefängnis wird so monoton beschrieben, als wollte sich die Figur daran nicht erinnern, sondern eine Kurzfassung davon liefern, damit es vorbei ist.
Das Buch endet fad. Der tolle Anfang geht im Gefängnisalltag schnell unter und wird schließlich so monoton, dass es mich nicht wundert, dass das Buch nie ein Bestseller wurde. Der Autor kann nicht schreiben. Er zeichnet zwar Bilder und schafft es auch, eine Atmosphäre aufzubauen, aber er scheitert an seinen Figuren, denen er keine Seele geben konnte.