Rezension zu "EPSTEIN: FAMILIENSAGA: Band 1: Zuflucht - Tunnelportal" von Binjamin Zwi
B. Zwi erzählt die Geschichte untergetauchter Juden und Jüdinnen kurz bevor der 2. WK endet. In der Geschichte ist von ca 100 Menschen die Rede, denen es gelingt in stillgelegten unterirdischen Stollen und Schächten eines Berliner Güterbahnhofs unterzutauchen und sich dort so zu organisieren, dass sie überleben können. Erzählt wird hierbei exemplarisch die Geschichte der Familie Epstein, den Eltern Sarah und Yaron sowie den halbwüchsigen Kindern Adam, Ari und Hannah, denen es durch einen Bombenangriff gelingt, einer Deportation nach Auschwitz zu entkommen.
Diesen Kampf ums Überleben erzählt B. Zwi mit einer schonungslosen Offenheit. Er zeigt auf, wie die streng hierarchisch organisierte Gemeinschaft den Kampf gegen ihre Unterdrücker und Peiniger führen und ebenfalls vor brutalen Methoden nicht zurückschrecken. Die Geschichte offenbart ein gnadenloses Tempo, wenn es darum geht, sich selbst zu verstecken oder weitere untergetauchte Leidensgenossen in Berlin zu finden und zu retten. Man liest atemlos mit und ist als Leserin froh, wenn sich die Kämpfer und ihre Geretteten ins Tunnelportal zurückziehen und sich zunächst einmal in einer scheinbaren Sicherheit befinden. Nach vielfach überstandenen Phasen der Atemlosigkeit ist man dann als Außenstehende immer wieder froh um jede dramaturgische Verschnaufpause.
B. Zwi hat es hier hervorragend verstanden, uns mit in diese Welt der gefahrvollen Angst und des ständigen Wechsels zwischen Sicherheit und tödlicher Gefahr zu nehmen.
Die Geschichte beruht auf Tatsachen, was sie noch um ein Vielfaches bedrückender erscheinen lässt. Wäre sie von B. Zwi komplett ausgedacht, würde man ihm gute schriftstellerische Qualitäten als Autor von Thrillern bescheinigen. So stockt der Leserin beim Lesen mehrfach der Atem und die Begeisterung bleibt einem im Halse stecken, wenn man sich immer wieder vergegenwärtigt, dass die Geschichte wahr ist und so wenig bekannt ist.
Wir lernen in der Geschichte Hannah Epstein kennen, deren Lebensweg mit all seinen Traumatisierungen wir in B. Zwis Buch "Hannah" weiter verfolgen können.
Bücher wie "Epstein" sind in der heutigen Zeit wichtiger denn je. In Zeiten, in denen Juden in Deutschland empfohlen wird, keine sichtbaren Symbole ihrer Religion offen zu tragen, wie z.B. die Kippa oder einen Davidstern als Schmuck an einer Halskette, wo einige gesellschaftliche Gruppen wieder die Worte "Deportation" oder "Remigration" ungestraft nutzen dürfen, ist es von höchster Relevanz, dass Bücher wie "Epstein" oder "Hannah" geschrieben und vor allem gelesen werden.
Absolut empfehlenswert in Schulen als Baustein zur Demokratie- Erziehung!