Rezension zu "Die Geschichte von Henry und mir" von Binnie Kirshenbaum
In Florenz treffen sich Henry und Sylvia, zwei Amerikaner im Urlaub. Sie ist kürzlich geschieden und hat ihren Job verloren. Henry ist der Mann einer reichen Frau, der sich die Zeit vertreibt, bis seine Frau aus Indien zurückkommt. Gemeinsam begeben sich die Beiden auf einen Road-Trip kreuz und quer durch Europa. Sie haben Sex und erzählen sich Geschichten aus ihrer Vergangenheit.
Die Romantiker unter den Lesern werden enttäuscht sein, denn es gibt kein Happy-End für Henry und Sylvia, so viel ist gleich auf den ersten zwei Seiten klar. Es geht auch gar nicht so sehr um ihre Beziehung zueinander, sondern um die Vergangenheit, die hauptsächlich Sylvia dem gerade erst kennengelernten Henry erzählt. Von der an Krebs gestorbenen Mutter, dem Onkel, der sie unsittlich berührte, ihrer Freundin Ruby und anderen Familiendramen. Relativ emotionslos lässt Sylvia die Episoden ihres Lebens wieder aufleben, dann wird mit dem Auto über die Straßen gejagt, gut gegessen und dann ins Bett gegangen. Eigentlich ist es egal, in welcher Stadt oder welchem Land sie sich gerade befinden, es sind die Erinnerungen, die dieses Buch ausmachen und in der Regel sind sie nicht zum Amüsieren gedacht.
Ein Buch, das sicherlich zum Denken anregt und mit einigen sehr interessanten Anekdoten über Alma Werfel-Mahler oder Guerlain aufwartet. Durch die distanzierte Erzählweise kommen keine großen Gefühle für die Protagonisten auf. Auf ihre Weise läuft jeder von ihnen vor ihrem derzeitigen Leben davon, ohne die Kraft, etwas daran ändern zu wollen. So wird dieser Sommer immer etwas Besonderes in ihrem Leben bleiben – Eine bittersüße Erinnerung.
Wer auf einen netten Frauenroman hofft, wird sicherlich bitter enttäuscht werden. Es ist kein Buch für Pralinen und einen gedanklichen Traumurlaub.