Rezension zu "Kurzer Abriß meiner Karriere als Ehebrecherin" von Binnie Kirshenbaum
Ich habe das Buch aufgrund des provokanten Titels gelesen, fand es aber nicht so toll. Eine Frau, die über ihre Affären schreibt und dabei manchmal erotisch wird, war auch Anfang der 90iger kein großes Thema mehr.
Worum geht es?
Episodenhaft schildert die Figur die Beziehungen zu vier Männern - drei Affären, einem Ehemann.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Die Männer, mit denen die Protagonistin verkehrt, sind sich ähnlich: Ein Italiener, der sie vergöttert und viel Aufmerksamkeit fordert. Er nimmt im Buch auch den meisten Raum ein. Außerdem ein Künstler, der viel philosophiert und für einen Wendepunkt sorgt. Der "Mann ihres Lebens", der nur in Schwarz und Weiß denkt, melancholisch wirkt und zu dem sie eher eine platonische Beziehung hat. Der Ehemann, der sie kaum beachtet und den sie nur geheiratet hat, damit ihr Wert für den Italiener steigt.
Allen gemein ist, dass sie die Figur selbst nicht sehen. Sie überschütten sie mit Anforderungen, aber befriedigen sie kaum. Die Figur wirkt in allem passiv, es sind keine Beziehungen auf Augenhöhe. Es scheint eher, als würde sich die Figur für etwas bestrafen. Oder sie bestraft ihren Ehemann, indem sie sich mit dem überfluten lässt, was er ihr nicht geben kann.
Ein bisschen Erotik gibt es auch. Und Philosophien über's Fremdgehen.
Und Fragen ihrer Identität als Jüdin. Sie gehört vonseiten der Mutter der Glaubensgemeinschaft an, die Mutter hat das jedoch nie ausgelebt und erst als Erwachsene geht sie ihrem Wunsch nach Verwurzelung nach. Sie fühlt sich zum Glauben und seinen Tradtionen hingezogen, aber von der Gemeinschaft nicht als Jüdin anerkannt. Für ihre Männer ist es etwas, das sie besonders macht, ihren Wert steigert.
Die Handlung ist langweilig. Die Autorin beschreibt die Treffen mit den Männern und ich erkenne eine Dramaturgie. Besonders am Ende gibt es einen Bruch, der die Figur zum Nachdenken anregt. Aber am Ende des Buches hat sie daraus noch keine Konsequenz gezogen. Man spürt eine Beziehung der Figur zu ihren Männern und man erkennt eine Entwicklung. Aber spannend ist das nicht.
Für mich fühlte sich das Buch oft bedrückend an, weil sie Figur nicht ihre Wünsche auslebt. Sie gaukelt dem Leser und sich vor, das sie das so will, aber sie schwimmt nur mit. Ich denke, die Autorin hat vieles in dem Text verarbeitet und man kann viel entdeckend. Ich habe es aber oft nicht verstanden.
Fazit
Das Buch scheint aufregend, ist es aber nicht. Oft plätschert die Handlung vor sich hin, die Figur wirkt resigniert und orientierungslos. Aber das hat man schon oft gelesen. Es ist ein Buch, das kaum Spuren hinterlässt.