Rezension zu "Die schlechteste Idee in der Geschichte der schlechten Ideen" von Herman van de Wijdeven
ElliPEine leise Geschichte der ganz großen Gefühle, emotional, sprachgewaltig, ein kleines Meisterwerk.
Selten hat mich ein Jugendbuch derart gepackt. Die Geschichte ist einfach erzählt, aber atmosphärisch dicht, von sprachlich außergewöhnlicher Schönheit, die Charaktere werden mit wenigen Strichen gezeichnet und sind doch so überzeugend und nahbar.
Bent, der eher zurückhaltende und ruhige Ich-Erzähler, treuer Freund Juris, der das Pendant bildet: ungestüm, mutig, sportlich und zu jedem Abenteuer bereit. Immer hat er eine verrückte und ansteckende Idee im Kopf und die beiden Freunde setzen sie gemeinsam in die Tat um. Diese fast ideale Freundschaft wird nach den Sommerferien durch einen Neuankömmling gestört, bis ins Mark erschüttert und infrage gestellt.
Der Neue heißt Finn, ist auf den ersten Blick wenig anziehend und wird aus Bents Perspektive negativ beschrieben: dürr, still, mit dünner Stimme. Aber er scheint sich mit Juri bestens zu verstehen und Bent fühlt sich schnell ausgegrenzt und als drittes Rad am Wagen. Die Gefühle rangieren zwischen Eifersucht, Wut, Verlustängsten und Erstaunen darüber, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Und diese vertrackte Dreiecksbeziehung entwickelt sich in kürzester Zeit zu einer explosiven Mischung, die den Jungen den Boden unter den Füßen wegzieht. Es geht um die große Frage nach Loyalität, Freundschaft, Vertrauen, Eifersucht, es geht auch um Schuld und persönliches Wachstum.
Herman van de Wijdeven schafft es, diesem kurzen Roman, die richtigen Worte zu verleihen, poetisch, intensiv, voller wahrhaftiger Beobachtungen und Gedanken, die ein Elfjähriger genau wie ein Erwachsener empfinden kann. Die zeitlich gestückelten Episoden, Vor- und Rückblenden lassen einen Sog entstehen, so dass man den Roman nicht mehr aus der Hand legen möchte. Sprachlich voller Schönheit, ein ungewöhnliches und besonderes Jugendbuch, das sich sensibel und ehrlich mit den Themen der Eifersucht und Verlustängsten auseinandersetzt.