Cover des Buches Der Mann im Kleiderschrank (ISBN: 9783734709647)
Sicks avatar
Rezension zu Der Mann im Kleiderschrank von Birgit Gruber

Für jedes Missverständnis braucht es wenigstens zwei.

von Sick vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltsame Ménage-à-trois, mal ganz anders, als man es sonst kennt. Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert, aber auch ein Happy End.

Rezension

Sicks avatar
Sickvor 8 Jahren
Louisa erbt von ihrem Großvater ein Gutshaus in der Nähe von Leipzig. Sie und ihre Großmutter Elisabeth sind sehr überrascht, denn keiner wusste, dass das Haus in Familienbesitz ist. Nach einer ersten Besichtigung steht fest, dass einiges daran gemacht werden muss, da es die letzten Jahre über leer stand. Louisa ist hin- und hergerissen zwischen Freude und Enttäuschung, denn im Moment hält sie sich mit Nebenjobs über Wasser und hat kein Geld für eine kostspielige Sanierung. Elisabeth sieht das alles nicht ganz so schwarz und heuert kurzerhand den besten Bauunternehmer der Gegend an, Christian Walter. Dieser sieht zwar gut aus und scheint auch sehr kompetent zu sein, doch mit seiner Art geht er Louisa schon bald auf den Geist. Doch warum schleicht er sich trotzdem ständig in ihre Gedanken? Und à propos Geist: Ganz leer stand das Haus all die Zeit über nicht. Johann, früher Diener der Gutshausbesitzer, ist auch nach 150 Jahren noch da und muss sich mit der neuen Situation erst mal anfreunden…

„Der Mann im Kleiderschrank“ ist also Johann, nur leider kann ihn keiner sehen. Anfangs verwirrt ihn das, aber irgendwann wird es zur Gewohnheit. Die gelegentlichen Erzählungen aus seiner Sicht sind sehr unterhaltsam, besonders wenn er mit Gegenständen und Gegebenheiten aus dem 21. Jahrhundert konfrontiert wird. Der Rest der Geschichte wird hauptsächlich aus Louisas Perspektive erzählt, gelegentlich erfährt man auch Christians Gedanken. Die Wechsel erfolgen nach keinem bestimmten Schema, besonders zum Schluss hin kommt es auch mal vor, dass sich innerhalb von wenigen Sätzen die Sichtweisen ändern. Diese Parts muten somit auktorial an, größtenteils würde ich aber von einer personalen Erzählweise sprechen.
Dadurch, dass man so viel über Louisa erfährt, kann man sich ganz gut in sie hineindenken. Sie ist Ende zwanzig, mit ihrem Lehramtsstudium fertig, bekommt aber keine Stelle. Deshalb arbeitet sie wie ihre Mitbewohnerin Sandra in einem Blumenladen und einer Pizzeria. Zu ihren Eltern hat Louisa kein gutes Verhältnis, besonders nicht, seit sie sich regelmäßig mit ihrer Oma Elisabeth trifft. Die ist schon über siebzig, genießt das Leben aber in vollen Zügen und ist auch sonst kein Kind von Traurigkeit. Mehr als ein Verehrer ist ihr also sicher und sie ermuntert auch Louisa, sich ein bisschen mehr auf ihr Liebesleben zu konzentrieren. Manchmal hat Elisabeth sich für meinen Geschmack zu sehr eingemischt, aber im Grunde meint sie es gut und es war auch nicht zu übertrieben. Von Christian ist sie selbstverständlich sehr angetan, während Louisa zunächst hauptsächlich genervt von ihm ist. Ich konnte schon verstehen, warum sie das so empfand, mir wäre es vielleicht ähnlich gegangen, aber im weiteren Verlauf denkt sie sich so viele Ausreden aus, warum es zwischen den beiden nie etwas werden könnte, das hat mich dann schon etwas gestört. Manches konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen und hätte mit einem einfachen Gespräch (für das es sogar Aufhänger gegeben hätte!) aus der Welt geschafft werden können. Nun gut, solche Missverständnisse gehören nun mal zu einer Liebeskomödie, aber für meinen Geschmack wurde das zu lange durchgezogen. Ich hätte mir stattdessen gewünscht, dass das früher geklärt wird und dafür Johann und seinem Schicksal etwas mehr Platz eingeräumt würde. Die Idee ist nämlich klasse und obwohl der Schluss sehr stimmig ist und an alles gedacht wurde, fand ich ihn etwas eilig und zum Teil vorhersehbar. Ein Happy End ist jedoch garantiert und letztendlich hat mir die Geschichte im Großen und Ganzen gut gefallen. Sie las sich leicht und zügig, also genau das Richtige, um nach Feierabend mal abzuschalten.

Eine unterhaltsame Ménage-à-trois, mal ganz anders, als man es sonst kennt. Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert, aber auch ein happily ever after.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks