Nach Jahren im Nahen Osten kauft Birgit Kaspar zusammen mit ihrem Lebensgefährten Alistair ein Haus in Südwestfrankreich, im beschaulichen 35-Seelen-Dorf Belloc.
In ‚Ein Jahr in Frankreich‘ erzählt Kaspar von Möbelwagen und Buchenwäldern, Nationalsozialismus und Europa, Croissants und Maulwurfschießen, Austernzüchtern und Sandstränden, Gewitter und Dacharbeiten, Toulouse und vent d‘autan, Republik und Monarchie, Grasse und Parfüm, Paris und Terror, Schnee und Abtauungsperiode, Antisemitismus und Antiislamismus, Chamonix und Klimawandel, Camargue und Korsika, Gemüsebeet und Transhumance.
Ich habe schon sehr viele Bücher der Reihe ‚Ein Jahr in xxx‘ gelesen, und auch ‚Ein Jahr in Frankreich‘ hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Kaspars Schreibstil empfand ich anfangs als etwas zu blumig, aber wenig später hatte ich mich eingelesen und habe Kaspars Ausführungen sehr genossen, zumal ich Frankreich selbst sehr mag und Kaspars Begeisterung für Land und Leute auf jeder Seite deutlich wird.
Der Titel ‚Ein Jahr in Frankreich‘ passt tatsächlich perfekt zu Kaspars Ausführungen, auch wenn ich in den ersten Kapiteln dachte, die Autorin würde ‚nur‘ ihre neue Heimat, Belloc im Département Ariège, beschreiben. Stattdessen unternimmt sie Ausflüge nach Toulouse, nach Grasse, nach Paris, in die Alpen etc. und nimmt den Leser so mit an verschiedene Orte und in verschiedene Regionen Frankreichs.
Kaspar erwähnt positive und negative Seiten des Lebens im Dorf Belloc bzw. in Frankreich im Allgemeinen. So wurde sie eindeutig mit dem Ariège-Virus infiziert, liebt die duftenden Pflanzen, ihre offenen Nachbarn, die Stille und Gemütlichkeit, beschreibt aber auch die Auswirkungen von Unwettern, fühlt sich bisweilen einsam, erzählt von den Veränderungen, die sie - als Folge der Attentate - in Paris und ärgert sich über Handwerker beobachtet hat.
Gefallen haben mir auch die stimmungsvollen Beschreibungen der Natur und der Menschen. Ich selbst habe das Département Ariège noch nie bereist, hatte beim Lesen aber stets ein Bild vor Augen. Und nicht zuletzt habe ich nach der Lektüre große Lust, selbst ins Département Ariège zu reisen, und setze dieses schöne Fleckchen Erde ganz oben auf meine Reise-To-do-Liste.
Birgit Kaspar
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Ein Jahr in Frankreich
Neue Rezensionen zu Birgit Kaspar
Von Beirut nach Belloc – Die deutsche Journalistin Birgit Kaspar, geboren 1963 in Köln, ist nach mehr als zehn Jahren Nahostberichterstattung nach Europa zurückgekehrt. Seit August 2011 lebt sie nahe Toulouse in Südwestfrankreich, zwischen Atlantik, Mittelmeer und Pyrenäen und genießt dort die neuen Herausforderungen in „la France profonde“.
„Eigentlich hätte es schon lange Frankreich sein sollen. Doch dann kam der Nahe Osten dazwischen. Heute weiß ich: Alles hat seine Zeit.“ (S. 7)
In „Ein Jahr in Frankreich“ schreibt Birgit Kaspar auf amüsante und unterhaltsame Weise über ihr erstes Jahr in ihrer neuen Wahlheimat, dem kleinen französischen Dorf Belloc, und führt den Leser durch 12 Kapitel, die den Monaten ihres ersten Jahres entsprechen. Dabei erzählt die sympathische und aufgeschlossene Journalistin von kleineren und größeren Unwegsamkeiten, von Kuriositäten und Eigenheiten von Land und Leuten. Teilweise ist sie mit oder ohne ihren Mann aus beruflichen oder privaten Gründen auch in verschiedenen Gebieten Frankreichs unterwegs, so dass man einen kleinen Eindruck über die Vielfältigkeit dieses Landes bekommen kann. So erkundet sie unter anderem die Hauptstadt des Parfums, fliegt aus der Provinz nach Paris um schnell wieder in die Provinz zurückzukehren, beobachtet am Montblanc die Gletscherschmelze und erfährt auf Korsika Neues über das Streben nach Eigenständigkeit der Insel.
Sie behält zum Teil französische Begriffe und kurze Redewendungen bei und erzeugt dadurch beim Lesen eine besondere Atmosphäre. Mein eingerostetes Schulfranzösisch reichte aus, um vieles zu verstehen, aber die Autorin verknüpft die französische Sprache mit der deutschen so geschickt, dass unbekannte Vokabeln sich im Text selbst erklären ohne dass es stumpf übersetzt wirkt. Durch diese Verquickung der Sprachen ergibt sich im Kopf eine besondere Lesemelodie, die einen noch ein wenig mehr nach Frankreich versetzt und dafür sorgt, dass man sich am liebsten gleich auf den Weg machen möchte, um dieses Land auf eigene Faust zu erkunden. Auch wächst einem beim Lesen nicht nur das Land sondern auch die sympathische Journalistin ans Herz, die von sich sagt:
„Vermutlich werde ich immer l’Allemande bleiben. Aber eine Fremde, mit der man befreundet sein kann, die man respektiert. Weil auch sie die Bellocois mit ihren Eigenheiten, Traditionen und Bräuchen achtet. Jedenfalls wünsche ich mir das.“ (S. 177)