Cover des Buches Tier zuliebe. (ISBN: 9783424350500)
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Rezension zu Tier zuliebe. von Birgit Klaus

Große Enttäuschung...

von WildRose vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Von diesem Buch bin ich mehr als enttäuscht, man hätte daraus so viel mehr machen können!

Rezension

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WildRosevor 10 Jahren
Als überzeugte Veganerin lese ich häufig Bücher über die vegetarisch-vegane Ernährungsweise und habe neben Sachbüchern zu dem Thema auch Karen Duves "Anständig essen" gelesen, welches ich zwar nicht herausragend, aber immerhin für Neulinge auf dem Gebiet recht gut beschrieben fand. Von "Tier zuliebe" aber bin ich wirklich enttäuscht. Keine Sekunde lang hat man beim Lesen das Gefühl, Frau Klaus habe sich wirklich mit der Intensivtierhaltung und ihren grausamen Praktiken auseinandergesetzt. Statdessen lamentiert sie ständig, wie gerne sie doch Fleisch gegessen habe, bemitleidet sich selbst, wirft neiderfüllte Blicke auf die Teller ihrer fleischessenden Freunde, und will unbedingt, dass sich bei ihr ein Ekel vor Fleisch einstellt, damit ihr das Verzichten nicht mehr ganz so schwer fällt.
Natürlich ist es eine große Umstellung, vom Omnivoren zum Vegetarier zu werden, aber wie will die Autorin andere ermutigen, einen solchen Schritt zu machen, wenn sie selbst so sehr darüber jammert, was sie denn nun ihren Freunden zum Essen servieren soll, denn die wollen ja alle Fleisch. Da kratzt man sich doch den Kopf - Frau Klaus ist eine erwachsene Frau, die in ihrem Haus kochen kann, was sie will, wenn ihre Gäste sich darüber beschweren, sind das meiner Meinung nach auch keine echten Freunde.
Ansonsten lässt sich noch sagen, dass es dem Buch eindeutig an Struktur mangelt. Die Autorin wirft alles wild durcheinander, mal probiert sie es auf die emotionale Tour, dann wiederum schreibt sie über gesundheitliche Risiken des Fleischverzehrs - teilt damit allen, die sich schon mal ein bisschen mit dem Thema beschäftigt haben, leider nur Fakten mit, die inzwischen allgemein bekannt sind und leicht ergoogelt werden können. Und interessanterweise erwähnt sie den ethischen Aspekt der individuellen Ernährungsweise kaum, kommt ganz ohne Peter Singer und Tom Regan aus. Schade, denn gerade deren Argumente überzeugen.
Die in dem Buch enthaltenen Interviews mit "Experten" haben mit dem eigentlichen Thema manchmal kaum zu tun, beispielsweise ein merkwürdiges Interview über Ekelgefühle (die Autorin möchte Fleisch ja unbedingt so widerlich finden, dass sie keine Sehnsucht mehr danach empfindet). Und dass dann behauptet wird, Vegetarier sollten möglichst viele Milchprodukte verzehren, um ihren Kalziumbedarf zu decken - tja, als Veganer kann ich da nur den Kopf schütteln, ist doch heute bekannt, dass Milchprodukte überhaupt nicht so gesund sind, wie ständig behauptet wird. Außerdem werden auch für Milch und Eier Tiere gequält und unter entsetzlichen Bedingungen gehalten. Die Entscheidung der Autorin, Vegetarierin zu sein, akzeptiere ich, aber sie sollte auch das Leid dieser Tiere erwähnen, um dem Leser ein vollständiges Bild zu vermitteln. Was die medizinischen "Fakten" wie "Viele Milchprodukte essen" betrifft, so finde ich dieses unkritische Übernehmen solcher Behauptungen fast schon verantwortungslos.
Fazit: Dieses Buch über Vegetarismus hätte man sich gut und gerne sparen können.
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