Birgit Lahann beschreibt Nitzsches Leben samt einiger einflußreicher Lebensgefährten in einer sehr saloppen Art, erzählt das Zeitgeschehen in Nebensätzen mit, so dass das Lesen nicht nur sehr informativ sondern zudem auch recht unterhaltsam ausfällt.
Man erfährt von Nitzsches Angst vor Frauen, fremden Städten, von seinen Höhenflügen und Höllenstürzen, seinem gewählten Alleinsein sowie seiner verfluchten Einsamkeit, von seinem Traum absolut frei zu sein, seinen Krankheiten, Werken, Lebensabschnitten und Veränderungen, aber auch von Personenkult und seinen Helden. Besonders die ausführliche Darstellung seiner Schwester Elisabeth, samt ihrer politischen „Laufbahn“, ihrer Fälschung Nitzsches Schriften und Gedanken um sie, gegenteilig zu dem, was ihr Bruder vertreten hat, im antisemitischen Sinne einzusetzen, fand ich ausgesprochen interessant.
Das Buch läßt sich einfach lesen, was mich besonders angesprochen hat; keine wilden Zahlenkolonnen, keine schwer zu verstehenden Formulierungen, sondern eine leicht verständliche Einführung in Nitzsches Einsichten und Leben, wobei zahlreiche Zitate angeführt werden. Die als oppulent und sinnlich beworbenen Bilder, die ich überwiegend eher als nichtssagend empfunden habe, konnten mich nicht ganz so begeistern.
Fazit: Ein schönes, leicht lesbares Buch um sich erstmalig mit Nitzsches Einsichten, Werken und Leben auseinander zu setzen.
Birgit Lahann
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Birgit Lahann
Auf Bertolt Brechts Spuren
Dichter für die Jugend der Welt
Am Todespunkt
Nietzsche
Als endete an der Grenze die Welt
Als Psyche auf die Couch kam
Neue Rezensionen zu Birgit Lahann
Über „18 berühmte Dichter und Maler, die sich das Leben nahmen“ schreibt die Journalistin Birgit Lahann in sehr lesenswerten Essays, die sie in einem Buch zusammengefasst hat, dem sie den Titel „Am Todespunkt“ gegeben hat.
Ernest Hemingway, Kurt Tucholsky, Sylvia Plath, Ernst Toller, Primo Levi, Virginia Woolf, Vincent van Gogh, die Manns – das sind einige der Personen, deren Leben und Sterben Birgit Lahann aufgezeichnet hat.
Als Todespunkt bezeichnen viele der beschriebenen Suizidanten jenen Moment im Leben, wo die oft jahrelange Auseinandersetzung mit der Frage, ob man weiter leben will oder nicht, plötzlich ihr klares und unwiderrufliches Ende gefunden hat. Bis sie dann ihrem Leben ein Ende setzten, war dann oft nur eine Frage von wenigen Tagen oder Stunden.
Alle haben sich zuvor oft sehr lange mit den Befindlichkeiten auseinandergesetzt, die zu ihrem Selbstmord führten. In Erzählungen, Romanen, Briefen, Bildern, Tagebüchern und Gedichten kann man das auch lange nach ihrem Ableben nachverfolgen. Sigmund Freud schrieb: „Dichter verfügen über die Feinfühligkeit für die Wahrnehmung verborgener Seelenregungen und den Mut, eigenes Unbewusstes laut werden zu lassen.“
In ihren Werken, aus denen Birgit Lahann in ihren Essays ausgiebig zitiert. „werden Antworten auf die Frage nach dem Warum sichtbar. Weil es Schriftstellern gelingt, über ihre Lust und ihre Angst, ihre Zärtlichkeit und ihren Zorn, ihre Liebe und ihre Verzweiflung, ihre Verletzung und ihre Scham, ihren Witz und ihren Hass zu schreiben, auch wenn wir ihre letzten Gedanken nicht kennen und der Augenblick der Wahrheit ihr Geheimnis bleibt.“
Das Buch bietet in der Debatte um die Sterbehilfe und den Suizid wichtige Anregungen. Hier hat ja vor wenigen Wochen der Philosoph Robert Spaemann geschrieben, wer Sterbehilfe und Suizid enttabuisiere oder ausdrücklich erlaube, mache über kurz oder lang die Selbsttötung pflegebedürftiger Menschen zur Pflicht.
Aber auch literaturwissenschaftlich interessierte Leser werden mit diesem Buch auf Informationen und Aspekte aus dem Leben ihnen wichtiger Dichter stoßen, die sie so aus den Biographien vielleicht nicht kennen.
Gespräche aus der Community
Welche Genres erwarten dich?
Community-Statistik
in 15 Bibliotheken
auf 2 Merkzettel