Birgit Mosser

 4,3 Sterne bei 45 Bewertungen
Autor*in von Der Sturz des Doppeladlers, Kinder einer neuen Zeit und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Birgit Mosser, Dr., promovierte Juristin und Autorin, ist seit 2008 für den ORF tätig. Ihr Spezialgebiet sind zeitgeschichtliche TV-Dokumentationen (Drehbuch, Regie). Sie veröffentlichte mehrere Sachbücher zur österreichischen Geschichte sowie die historischen Romane »Der Sturz des Doppeladlers« (2016) und »Kinder einer neuen Zeit« (2018).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Birgit Mosser

Cover des Buches Der Sturz des Doppeladlers (ISBN: 9783990500521)

Der Sturz des Doppeladlers

 (37)
Erschienen am 05.09.2016
Cover des Buches Kinder einer neuen Zeit (ISBN: 9783990501375)

Kinder einer neuen Zeit

 (4)
Erschienen am 01.11.2018
Cover des Buches Die Stunde der Wölfe (ISBN: 9783990501795)

Die Stunde der Wölfe

 (3)
Erschienen am 15.07.2021
Cover des Buches Die Trapp-Familie (ISBN: 9783222150265)

Die Trapp-Familie

 (2)
Erschienen am 15.10.2018

Neue Rezensionen zu Birgit Mosser

Cover des Buches Die Stunde der Wölfe (ISBN: 9783990501795)
Sadiras avatar

Rezension zu "Die Stunde der Wölfe" von Birgit Mosser

Gut und spannend
Sadiravor 2 Jahren

An sich kein schlechtes Buch. Recherchiert ist es detailliert und wirklich informativ und der Schreibstil ist ebenfalls flüssig und gekonnt. Das Buch hat keine Längen und ist eines der wenigen historischen Romane, die ich bis zum Schluss lesen konnte, ohne dass ich es vor Langeweile weggehen habe. 1 Stern weniger, weil es mich trotz des sensiblen Themas und der Spannung emotional in keinster Weise berührt hat. Leider.

Cover des Buches Die Stunde der Wölfe (ISBN: 9783990501795)
awogflis avatar

Rezension zu "Die Stunde der Wölfe" von Birgit Mosser

Letzter Band der Trilogie
awogflivor 2 Jahren

Im dritten Teil werden die Zugehörigkeiten der Familien zu den sozialen Schichten durch den Austrofaschismus und den darauffolgenden Aufstieg der Nationalsozialisten in Österreich und durch die Machtergreifung der Faschisten in Italien erneut durcheinandergewirbelt.

Es wird sehr heftig. Sozialdemokrat Obernosterer wird in Dachau zusammen mit dem Kommandanten Stillfried, bei dem er schon mal während der Regierung Schuschnigg eingesperrt war und Leopold Figl interniert, der ja auch als Bauernbundvertreter an der Macht war. Nun sind alle gleich als Häftlinge der Nazis. Die Beholaveks sind wieder obenauf, haben die Villa des Vaters bzw. Großvaters vom Kunsthändler durch Arisierung zurückbekommen. Die Familie von Webern laviert sich durch, einer von ihnen, Werner, der Sohn des Arztes lässt sich sogar von seiner jüdischen Frau Gabi scheiden, um im Krankenhaus Karriere zu machen. Gabis Flucht nach Havanna ist gescheitert, da das Schiff in keinem Hafen anlegen durfte und sie ist in Paris gestrandet, wo sie sich der Resistance anschließt. Die Holzers leiden noch immer unter den italienischen Faschisten.

Nun gehen die Bruchlinien sogar direkt mitten durch die Familien. Viktor Obernosterer ist sein Sozialdemokratenvater zu lasch und zu kompromissbereit, er hat sich den Kommunisten angeschlossen und flüchtet kurz vor dem Anschluss Österreichs nach Prag. Der ehemalige Nichtsnutz Ernstl Beholavek, schon von Beginn an bei den illegalen Nazis, ist nun aufgestiegen und bekleidet zuerst eine wichtige Stellung in der Hitlerjugend und anschließend als Produktionsleiter beim Bombenbau. Er ist seiner Tante Gusti, die mit ihm in der Villa wohnt, viel zu radikal. Auch Siegfried Holzer gerät in Konflikt mit seinem Vater Julius, denn er hat sich wegen der Situation in Südtirol den Nazis angeschlossen und will nicht wahrhaben, dass die Faschisten Mussolinis und die Nazis dieselbe Geisteshaltung verfolgen. Das gibt ständigen Anlass zum Streit. Aber auch die Tochter gerät sehr aus der Art, denn Gisela hat sich ausgerechnet in einen Italiener verliebt.

Wieder einmal wurden die historisch politischen Ereignisse wundervoll in den Plot eingewoben. Da ist beim Anschluss fast alles da, die Leserschaft kann sich sogar ein direktes Bild machen und hinter die verschlossenen Türen der Politik blicken, denn Max von Webern ist Schuschniggs Sekretär. . Es ist alles grandios beschrieben mit so vielen historischen Details und Kleinigkeiten, sogar die Vernetzung der österreichischen Widerstandsgruppen mit ihren Namen fließen in die Geschichte mit ein.

Als der zweite Weltkrieg ausbricht, erfährt man durch Ernstl Beholaveks Nazi verseuchten Blick eine genaue Einsicht in die Waffenproduktion und die Behandlung von KZ-Insassen der Außenlager im Salzkammergut und auch einen guten Überblick über die Situation der politischen Flüchtlinge in Dachau durch Lois Obernosterer. Nur die detaillierte jüdische Schilderung von einem KZ bleibt wahrscheinlich absichtlich von der Autorin ausgespart, denn da gibt es ohnehin schon viele Geschichten. Das Schicksal von Gabis betagten Eltern endet schon im Ghetto Theresienstadt.

Das Ende des Romans, der auch mit dem Ende des zweiten Weltkriegs schließt, war mir dann viel zu abrupt, da haben mir einige Details zu den Familienschicksalen gefehlt. Vor allem bei den Holzers und den Obernosterers wurde mir dann in der Generation der Kinder alles viel zu schnell abgespult, das Schicksal wird dann nur im Telegrammstil abgehandelt. Fast scheint es so, dass sich die Autorin hier noch Luft für einen vierten Teil verschafft hat. Was ich aber überhaupt nicht so goutiere, denn bei einer Reihe sollte dann das Ende genauso ordentlich und in der Tiefe konzipiert sein, wie es der Rest der Geschichte war.

Fazit: In Summe war die Reihe ein grandioses zeitgeschichtliches Werk, das in der Sprache eher ein bisschen zu einfach gestrickt ist und zu Beginn und am Ende in der Dramaturgie schon etwas schwächelte. Kein Wunder, das Spezialgebiet der Autorin sind zeitgeschichtliche TV-Dokumentationen, hier konnte sie mit ihren Stärken ordentlich auftrumpfen, was die Trilogie dann trotz der kleinen Widrigkeiten zu einem innovativen Werk macht. Somit gibt’s von mir eine Leseempfehlung für all jene, die sich für österreichische Zeitgeschichte interessieren. Ich habe sehr viel gelernt, und die Geschichte hat mir gefallen. Quasi Infotainment auf hohem Niveau - wobei der Fokus schon auf dem historischen Aspekt liegt. Es ist fast so, als wenn man direkt dabei wäre: Geschichte unterhaltsam erste Reihe fußfrei.

Cover des Buches Kinder einer neuen Zeit (ISBN: 9783990501375)
awogflis avatar

Rezension zu "Kinder einer neuen Zeit" von Birgit Mosser

Familiensaga - Österreich nach dem 1. Weltkrieg
awogflivor 2 Jahren

In Band zwei der dreiteiligen Reihe von Birgit Mosser, in der das Schicksal von mehreren Familien mit der Geschichte Österreichs verknüpft wird, nimmt der Plot sehr erfreulich an Fahrt auf.

Auch die Figuren, die im ersten Band schon die Frage aufwarfen, ob sie nur als Schablonen für die Handlung dienen, um alle Fronten des ersten Weltkrieges und alle gesellschaftlichen Klassen abzudecken, entwickeln sich nun in der Zwischenkriegszeit sehr erfreulich weiter.

Der typische rechtskonservative Unterdrücker-Ehemann August Belohlavek, Architekt und Mitglied der bildungsbürgerlichen Schicht überdenkt nach einiger Zeit die Fehler der Vergangenheit, sucht seinen unehelichen Enkel und nimmt diesen auf. Die zweite Tochter ist nun sogar mit einem verheirateten Mann zusammen, ohne dass sie der Vater verstößt. Zudem steigt er einige Stufen in der gesellschaftlichen Hierarchie ab, da ihm seine Villa zwangsgepfändet wird, als er die Hypotheken, die seine Frau während des Krieges auf das Haus aufgenommen hat, nicht mehr bedienen kann.

Die arme, ledige Dienstbotin Berta mit dem Soldatenbastard, die vom braven Bauern Lois Obernosterer gerettet und geheiratet werden musste, ist zwischendurch durch die politischen Wirren in die oberen Gesellschaftsschichten gespült worden und kurzfristig sogar die angesehene Frau eines Nationalratsabgeordneten der Sozialisten, bis Lois Obernosterer vom Dollfuß-Regime verhaftet wird. In den Wirren der Nachkriegszeit wird das zu unterste nach oben gekehrt und vice versa.

Auch die Familie Holzer in Südtirol muss einige Jahre nach dem Krieg erneut schwere Zeiten durchleben, denn sie ist der Willkür der Faschisten Mussolinis ausgeliefert. Alleine Deutsch zu sprechen oder ein Buch in der Sprache zu besitzen, zieht schon Verhaftung und Folter nach sich, geschweige denn Südtiroler in Gerichtsverfahren zu verteidigen, wie Rechtsanwalt Julius Holzer seine Volksgefährten unterstützt. Er wird verhaftet und muss nach der Kriegsgefangenschaft erneut in die Verbannung in ein Lager im Süden auf der Insel Lipari.

Ferdinand von Webern hat sich aus seinem Beamtenjob zurückgezogen und mischt als Pensionär nun in der Politik als Abgeordneter der konservativen Partei mit. Er hat ebenso wie August Belohlavek einen unehelichen Enkel gefunden und diesen aufgenommen.

Ich fieberte also mit jeder der mittlerweile liebevoll konzipierten Figuren mit. Zudem werden in der Folgegeneration zwei weitere Familien lose miteinander verknüpft, den Belohlaveks Enkel hat zwischendurch in der Not bei der Adoptivfamilie Obernosterer ein Zuhause gefunden und ist mit dem Sohn Viktor sehr gut befreundet. Die bisher fast getrennten Handlungsstränge nähern sich also weiter an und vernetzen sich untereinander.

Sprachlich ist der Roman halt recht einfach gestrickt, aber er ist ein rasanter Pageturner, der wirklich ausnehmend grandios österreichische Geschichte und Familienschicksale miteinander verknüpft.

Oftmals musste ich sehr grinsen, wie sensationell kleine historische Details in den Plot eingewoben werden. Zum Beispiel ist Sozialdemokrat Otto Glöckel, Parteifreund des Protagonisten Lois Obernosterer, eingesperrt in einem Gefangenenlager und bedauert, dass die „Kerzlschlucker“ (Kerzlschlucker und Kuttenbrunzer waren nicht grad wohlwollende Begriffe für die klerikalen, die im Parlament sitzen und die in meiner Jugend auch noch von den Sozialisten angewandt wurden) sein Lebenswerk hinsichtlich Umstrukturierung der Schulbildung zerstört haben. Wie sehr er sich geirrt hat! Es gibt heute dutzende Otto-Glöckel-Schulen, eine war sogar bei mir in Linz um die Ecke, wo ich gewohnt habe, ich musste aber bedauerlicherweise die Kerzlschluckerschule-Kreuzschwestern besuchen. :D

Zudem spielen im Roman natürlich auch die politischen Führer und Berühmtheiten der Zeit wie Schuschnigg, Dollfuß, Renner … und viele weitere mit, sie werden aber nicht mit Namedropping, sondern sehr glaubwürdig in den Plot eingefügt, sind doch mittlerweile auf unterschiedlichen Seiten bereits viele Protagonisten - Väter und Söhne - der hier betrachteten Familien in das Handwerk der Politik involviert, sitzen zeitweise im Nationalrat, verkehren dort mit den historischen Persönlichkeiten oder fungieren auf den Straßen als Anführer bei Streiks, Demonstrationen und Zusammenstößen.

Nun bin ich wirklich schon gespannt, wie es mit den Familien weitergeht. Einige Figuren sind für den Showdown und den Aufstieg der Nazis schon in Position gebracht, das zeichnet sich zwangsläufig ab, wie bei August Belohlavek, dessen Judenhass initiiert wird, als ihm ein jüdischer Kunsthändler die Villa in der Zwangsversteigerung für ein Butterbrot abnimmt, ihm aber keines seiner wertvollen Bild abkaufen wollte, damit er die Hypothek bedienen kann. Bei anderen Protagonisten wird es sehr spannend, wie sie sich zu den Nazis verhalten werden. Vorhang auf für das Finale und den dritten Teil.

Fazit: Perfekte, sprachlich und literarisch eher einfachere Unterhaltung, bei der man neben einer rasanten Handlung und spannenden Figuren noch so nebenbei die Geschichte Österreichs lernt. Infotainment as its best!

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 43 Bibliotheken

von 25 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks