Ein kluger und vielschichtiger Blick auf ein Leben in Geschichten
von Nini55
Kurzmeinung: Außergewöhnliche Idee: Eine Autorin trifft ihre Romanfiguren. Klug, tiefgründig und überraschend.
Rezension
Als ich zu Tod der Autorin griff, hatte ich anfangs Bedenken: Würde ich das Buch überhaupt verstehen, ohne die elf früheren Romane von Birgit Rabisch zu kennen? Doch diese Sorge war völlig unbegründet! Schon nach wenigen Seiten war ich von der außergewöhnlichen Erzählweise gefesselt und tauchte mühelos in die Geschichte ein.
Die Idee ist faszinierend: Eine Autorin lädt zu ihrem 70. Geburtstag ihre eigenen Romanfiguren an einen Tisch. Was zunächst fast spielerisch klingt, entwickelt sich zu einem tiefgründigen und klugen Austausch über Themen wie Liebe, Feminismus, Politik und das Schreiben selbst. Die Gespräche sind vielschichtig und anregend, und es macht großen Spaß, die Figuren nach und nach kennenzulernen.
Besonders berührt hat mich die Geschichte der Oma – ihre Art und ihr Schicksal haben mich tief bewegt. Auch die politischen Diskussionen sind spannend, weil sie sehr aktuell wirken und zum Nachdenken anregen. Wer wohl mit dem erwähnten Politiker gemeint sein könnte? Das Buch hält viele solcher offenen Fragen bereit, die die Lektüre noch interessanter machen.
In einigen Abschnitten hatte ich zwar das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen zu den Figuren fehlt, aber das hat mich eher neugierig gemacht, auch Rabischs andere Romane zu entdecken. Vor allem gegen Ende nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Die Auflösung des Todes der Autorin ist überraschend und klug gewählt – ich möchte nicht zu viel verraten, aber es hat mir gut gefallen.
Auch das Cover passt hervorragend: Die dunklen Farben und Kreise haben etwas Geheimnisvolles, fast Unruhiges – als würde man in das Echo eines Lebens in Geschichten eintauchen.
Insgesamt eine ungewöhnliche, aber sehr bereichernde Lektüre, die zum Weiterdenken anregt. Wer Literatur mag, die mit Realität und Fiktion spielt, sollte diesem Buch eine Chance geben!
