Brisante Gesellschaftskritik auf hohem Niveau
von louella2209
Kurzmeinung: Brisante Gesellschaftskritik auf hohem Niveau, der Autorin gelingt es, auf wenigen Seiten eine Vielzahl an Emotionen auszulösen. Großartig!
Rezension
Inhalt:
Die siebzehnjährige Simone lebt in einer Gesellschaft von „Markenmenschen“, in denen die menschlichen Genen perfektioniert und optimal angepasst wurden. Eine Gesellschaft in der „normal“ Geborene verpöhnt und gemieden werden und in der Krankheit und körperliche Makel keine Akzeptanz mehr finden. Das besondere an Simone ist, das sie auf natürlichem Wege zur Welt kam und aus der Liebe zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater entstand. Genau das legt Simone ihrer Mutter zur Last, die bereits ein Designer-Kind bekam, das sie ihr diese Bürde auferlegt, in einer Welt zurechtzukommen, in der sie in eine Randgruppe abgedängt wird. All dies vertraut sie ihrem Tagebuch an, sowie auch ihre aufflammende Liebe zu einem Mann, der den Klon eines berühmten Sängers darstellt. Den Konventionen zum Trotz verlieben sich die beiden und die Natur bahnt sich erneut ihren Weg. Doch wie wird sich Simone entscheiden? Der Einfluß des Perfektionswahns macht sich bereits bei Simone bemerkbar, die trotz aller Problematik, ihr Leben bislang bravourös meisterte.
Meine Meinung:
Mit „Unter Markenmenschen“ schuf Autorin Birgit Rabisch eine Dystopie, die unter die Haut geht. Auf nur wenigen Seiten schafft sie es Emotionen und Eindrücke zu vermitteln, für die andere Autoren oftmals 500 Seiten benötigen.
Wir lernen die Welt einer genoptimierten Gesellschaft aus der Sicht von Simone kenne und zwar nur aus ihren Tagebucheinträgen. Dadurch gewinnt man schnell einen Blick hinter Simone`s Fassade, die nach außen hin perfekt wie ihre Mitmenschen wirken will, nach innen jedoch spürt man ihre Verletzlichkeit und ihre Unsicherheit. Sie wird von ihrem Bruder geliebt und auch von ihren Klassenkameraden akzeptiert. Sie glänzt mit Fleiß, Ehrgeiz und außergewöhnlich guten Leistungen. Simone`s Ansprüche an sich selbst sind sehr hoch, ein Grund, warum sie ihnen nie richtig gerecht wird und da leidet man als Leser richtig mit. Man möchte gerne anerkennende und aufmunternde Worte an sie richten und man fragt sich selbst, weshalb sich die Mutter entschied, ihre Tochter mit dieser Gesellschaft zu konfrontieren. Vielleicht wollte sie auch nur ein Zeichen setzen gegen diesen Irrsinn und einem Kind der Liebe eine reelle Chance geben? Man kann die Bewegründe nur erahnen, genauso wie Simone, denn ihre Mutter starb bei der Geburt und ihren Vater durfte sie nie kennenlernen.
Ein intensives Leseerlebnis, das lange nachhallt und aufschreckt. Wie weit ist unsere Gesellschaft noch von solch einem Szenario entfernt. Perfekte Kinder zu schaffen ohne Schwächen und Makel, Dinge, die einen Charakter ausmachen. Steuern wir eine seelenlose Gemeinschaft an? Man hofft einfach nur inständig, das die Vision von Birgit Rabisch noch lange eine Utopie bleiben wird.
5 Sterne und eine unbedingte Empfehlung