Birte Müller

Auf dem Cover sind die beiden Herren abgebildet und sie sehen sich sehr ähnlich. Der Titel ist wie die Köpfe der Männer auf dem Kopf noch einmal zu sehen, diesmal aber steht dort „Herr Müller und Herr Meyer.“

Die beiden leben auf dem Land zusammen und eines Tages geht eine rote Linie durch ihre Welt und sogar durch ihr Haus. Her Meier hat das zunächst wenig gestört, doch Her Meier will, dass er auf seiner Seite bleiben soll. So sitzt Herr Müller allein auf dem Sofa und schaut fern, allerdings ist das Sofa zu kurz zum Schlafen. Als er dann doch kurz einnickt, versucht Herr Meier ihm den Fernseher wegzunehmen. Doch er wird ertappt und es kommt zu einem schlimmen Streit, bei dem der Fernseher kaputt geht. Die beiden wollen das Huas teilen und prügeln sich sogar. 

Erstaunlich, wie so eine rote Linie das Leben der beiden Freunde so aus den Fugen bringen kann. Die Texte sind kurz und zeigen sehr gut den Konflikt, den die Bilder mit der rote Linie gut verstärken. Ein Buch das sicher aufwühlt und Diskussionen nach sich ziehen wird.

Anhand des Untertitels kann man sich ein Bild machen, welche Wortschöpfungen die Autorin noch in ihrem Text versteckt hat. 

Kabiski, der schwarze Kater ist ein Poet, ein Schlitzohr und hat einen großen Bauch, ein großes Herz und ein große Klappe. Er ist ein Ruhrpottgewächs und das soll er ja auch sein, den die Geschichte spielt mitten im Ruhrgebiet.

Neben ihm kann man auf dem Cover Zilli, die hübsche weiße Katzendame sehen. Die beiden mögen sich, aber es ist noch eine ganz zarte Liebe. 

„Faxenmachen und Unsinnanstellen waren nämlich Kabuskis Lieblingsbeschäftigungen“ und so lädt er Zilli ein mit ihm zusammen Elefanten und wilde Nashörner zu jagen. Was die beiden dann erleben, ist einfach nur fantastisch, denn obwohl Kabulski weiß, dass es diese Tiere in der Nähe von Gelsenkirchen nicht in freier Wildbahn gibt, sehen die beiden überall Spuren von den Dickhäutern. Auch auf den wunderbaren Bildern kann man sie immer wieder entdecken. Sogar in den alten Reihenhäusern, die es bei uns gibt.

Auf jeden Fall findet Zilli das alles „ohwiewunderbarschön!“ und die Leser und Zuhörer wahrschein auch.

Eine lesenswerte Geschichte, die uns zeigt, mit viel Fantasie kann man auch im Ruhrpott Elefanten jagen und dabei neue Wortschöpfungen entdecken. Ein liebenswertes Paar und ein ebensolches Buch.

«Es war einmal eine kleine Kartoffel.»

Und diese kleine Kartoffel will nicht in die Kartoffelsuppe, auch nicht als Mus, Salat oder Bratkartoffel enden. Die anderen Kartoffeln sind empört! Du musst!, mahnen sie. Doch die kleine Kartoffel ist der Meinung, sie muss rein gar nichts. Und so hüpfte sie vom Tisch, machte sie sich auf den Weg, ihre Berufung zu finden.

Im Garten fragt sie den Vogel, ob man aus ihm auch Suppe kochen will. Natürlich nicht. «Aber was ist dann der Sinn deines Lebens?», fragt die Kartoffel. Im Baum sitzen und singen – tja nichts, womit der Erdapfel etwas anfangen. Weiter suchen! Und so fragt sie jeden, auf den sie trifft nach der Suppe und seinem Sinn des Lebens. Der Regenwurm gräbt die Erde um, damit die Pflanzen besser wachsen und er dient als Nahrung für andere Tiere. Die Hummeln bestäuben Blumen und diese wiederum duften herrlich und dienen dem Regenwurm als Nahrung. Die kleine Kartoffel lernt viele Dinge kennen, die einen Lebenssinn ergebe. Aber doch nicht Kartoffelsuppe! Versprochen – auch das Kartöffelchen wird seinen Weg finden.

Rund zweieinhalb Kilo Kartoffeln hat Birte Müller für das Bilderbuch verstempelt. In einem Video (siehe unten) zeigt sie zusammen mit ihrer Tochter, wie das Buch erstempelt wurde. Analoge Bilder mit Temperafarben gestempelt, Kartoffeln und anderes Gemüse dienten zur Gestaltung. Die Kartoffeln, die ihre Berufung in der Kunst fanden! Eine klasse Idee, die sicher zum Nachahmen anreizt: Stempel dir eine Geschichte! Die einfache Gestaltung hat ihren besonderen Reiz. Du musst!, mahnten die anderen Kartoffeln. Doch die kleine Kartoffel war der Meinung, sie muss rein gar nichts. Muss sie ihren Weg in die Kartoffelsuppe nehmen, weil die anderen das fordern? Nein! Selbstbewusst nimmt sie ihren eigenen Weg. Eine feine philosophische Message: Du bist einzigartig und niemand muss müssen, wenn er glaubt, einen anderen einen Lebenssinn zu finden, der von den Eltern oder der Gesellschaft eingefordert wird! Der Verlag Freies Geistesleben gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Das ist für mich passend. Empfehlung! 

Birte Müller ist 1973 in Hamburg geboren, ist Bilderbuchillustratorin und Autorin. Seit sie Kinder hat, schreibt sie neben Einkaufszetteln auch Kolumnen (für die taz, den Spiegel und lange Jahre für a tempo) über ihr Dasein als Muttertier.