Rezension zu "Abhauen" von Blaise Cendrars
Diese kurze Erzählung, die in der mir vorliegenden Taschenbuchausgabe zudem noch einige Fotos und ein Nachwort enthält, zeigt wieder einmal die erzählerischen Stärken des französisch-schweizerischen Schriftstellers und Abenteurers. Sie erschien im Jahre 1952 und berichtet von Cendrars Aufbruchsstimmung im Paris von 1910. Trotz bereits erfolgten ausgedehnten Reisen packt den Schriftsteller bald wieder das Fernweh.
In seiner zupackenden, naturalistischen Sprache schildert er in extrem langen, nur durch Kommata verbundenen Sätzen, wen er in seiner Pariser Zeit alles kennengelernt hatte, viele Personen aus der kriminellen Szene, Prostituierte und Kleinganoven. Später im Text erzählt er scheinbar zusammenhanglos von Schriftstellern und Poeten, die ihm etwas bedeuten...dann mündet die Erzählung mittels wunderschön formulierter Naturbeschreibungen in den unbändigen Wunsch, mithilfe seines letzten Geldes zu verschwinden, irgendwohin...
Blaise Cendrars' Texte leben von seinen poetisch-brutalen Schilderungen, die auch die kurze Erzählung "Abhauen" sprachlich zu etwas Besonderem machen. Die Story endet recht plötzlich und deutet darauf hin, dass sie ursprünglich vielleicht einmal Teil eines größeren Erzählbandes gewesen sein könnte.
Fazit: Für jeden interessant, der sich an sprachlich packenden Schilderungen eines abenteuerlichen Lebens erfreuen kann; der Text trifft zwar nicht so tief ins Herz wie Cendrars' Kriegsschilderungen, ist aber nichtsdestotrotz durchaus lesenswert.