Cover des Buches Das Herz aller Dinge (ISBN: B0000BIJX5)
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Rezension zu Das Herz aller Dinge von Bo Giertz

Das Herz aller Dinge

von Windflug vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Etwas langatmig, aber dafür ab etwa der Hälfte mehr als theologisch tiefgründig und sehr berührend!

Rezension

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Windflugvor 8 Jahren
Ein historischer Roman, der, so weit ich das überblicke, 1946 in Deutschland in der ersten Auflage erschienen ist - wann das schwedische Original entstand, weiß ich nicht.
Es ist ein frommes Buch, das vorweg - und zwar in einer Weise, wie man es heute nicht mehr machen würde, die mir aber sehr gut gefallen hat. Es geht in dem ganzen Buch nämlich um die Reformation, und darum passt es auch und ist nicht aufgesetzt oder eingepfropft.

Die Handlung ist im Grunde schnell erzählt: Es geht um zwei Brüder im Schweden der 1540er Jahre, von denen einer katholischer Priester und der andere zum neuen protestantischen Glauben übergetreten ist und als Schreiber in königlichen Diensten arbeitet. Und dann kommt es zum Dacke-Aufstand, und die beiden Brüder finden sich auf verschiedenen Seiten wieder - während Andres aus Überzeugung kämpft, um den wahren katholischen Glauben zu retten, findet sich Martin bei den königlichen Truppen wieder und fängt an zu zweifeln und seinen Glauben erstmals ernst zu nehmen, wobei er allerdings zuerst an religiöse Schwärmer gerät und seinen eigenen Weg erst zum Ende hin findet.

Ich habe lange nicht mehr einen so tiefgründigen Roman gelesen. Wie gesagt: Heute würde das kein Verlag mehr veröffentlichen, viel zu wenig Spannung und viel zu viel Theologie. Anfangs tat ich mich auch noch schwer damit, die erste Hälfte las sich doch sehr zäh, und es passierte halt auch so gut wie nichts, was die Handlung vorantrieb. Aber dann hat es mich sehr stark bewegt und ab der zweiten Hälfte auch handlungs- und spannungsmäßig gepackt, und ich habe am Schluss ziemlich geheult.

Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass hier zwar klar eine evangelische Position vertreten, aber die katholische Seite nie schlechtgemacht wurde, sondern im Gegenteil vieles von dem, was den katholischen Andres bewegt und was er tut, als ganz wunderbar und eine aufrichtige und gute Form der Gottesbegegnung dargestellt wird - die eben durch die Reformation tatsächlich nur in bestimmten Punkten reformiert werden solle, während vieles vom Alten gut und erhaltenswert sei. Sonst sind Reformationsromane halt nach meiner Erfahrung oft auch heute noch etwas polemisch und haben nur herumhurende Priester und erstarrte Frömmigkeit auf katholischer und dafür den einzig echten Glauben auf evangelischer Seite.
Außerdem ist es halt kein pietistisch-evangelikaler, sondern ein deutlich lutherischer Roman, das merkt man daran, dass die Schwärmer, die mich verdächtig an etliche (nicht alle! Da gibt es viele Abstufungen, die gerne alle zusammen in den Fundamentalisten-Topf geworfen werden, was nicht fair ist) heutige Evangelikalen-Gruppierungen erinnerten, gar nicht gut wegkamen.

Fazit: Man muss das natürlich mögen und sich definitiv für theologische Fragen interessieren, aber dann ist es ein ausgesprochen lohnenswertes Buch. Ich hatte es ausgeliehen, werde es mir aber auf jeden Fall noch selbst antiquarisch besorgen, weil es sich lohnt, es mehrfach zu lesen.
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