Bob Colacello

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Autor*in von Holy Terror.

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Cover des Buches Holy Terror (ISBN: 9780804169868)

Holy Terror

 (1)
Erschienen am 04.03.2014

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Cover des Buches Studio 54: The Real Story by Ian Schrager (ISBN: 9780847843442)
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Rezension zu "Studio 54: The Real Story by Ian Schrager" von Ian Schrager

Der ultimative Nachtclub: Diktatur am Eingang, Demokratie auf Tanzfläche
TheSaintvor 3 Jahren

1977: Die Stadt New York steht kurz vor dem Bankrott und versinkt in der Kriminalität. Die Straßen sind dreckig, die Bewohner haben Angst, ihre Wohnungen zu verlassen... der Central Park ist nicht einmal am Tag sicher. New York in jenen Tag war für alle erreichbar - man mußte nicht bei Goldman Sachs arbeiten, um sich eine gute Wohnung in Manhattan leisten zu können. 

So hat sich das Bild dieser Stadt in über 40 Jahren verändert... Von einem Zustand, als der damalige Präsident Ford die Stadt schon aufgeben wollte und der wie aus einem Endzeitfilm anmutet zu einer sauberen und erstaunlich sicheren Metropole und von Appartements ab 80 Dollar pro Monat zu Penthouse-Wohnungen um 95 Millionen Dollar...

In jene Zeit - nach der Geburtenkontrolle und vor AIDS - fiel die Geburtsstunde eines Nachtclubs, der Popgeschichte schreiben sollte: In einem Gebäude in Midtown Manhattan, welches zuvor ein Theater und dann ein TV-Studio beherbergte, öffnete am 26. April 1977 der von zwei jungen seit Collegetagen befreundeten Männern (Steve Rubell, damals 34 und Ian Schrager, damals 31) Discotempel "Studio 54". Zu den Premierengästen zählten Cher, Frank Sinatra, Bianca Jagger, Margaux Hemingway und Donald Trump... die blieben Stammgäste und Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Andy Warhol, Truman Capote, Mick Jagger und Co, Elizabeth Taylor, John Travolta, der berühmte Herzchirurg Christiaan Barnard oder die ehemalige First Lady Betty Ford wurden es in kürzester Zeit. Brooke Shields, Michael Jackson, O.J. Simpson, Farrah Fawcett, Mikhail Baryshnikov, Rudolf Nureyev tanzten neben/mit General Moshe Dayan, Salvador Dali oder Präsident Jimmy Carter's Mutter.

Binnen kürzester Zeit wurde das "Studio 54" zum Valhalla des Hedonismus, zum Taj Mahal der Freien Liebe oder dem Camelot des Nachtlebens. Bis zum Februar 1980 sollte es DER Treffpunkt der tanz- und musikhungrigen Menschen aus aller Welt werden. Besucher erinnern sich heute noch an ihn als den ersten vorurteilsfreien, schwulenfreundlichen Mainstream-Nachtclub, der ein bisschen einem Vergnügungspark ähnelte. Die Außenseiterkultur - Gay, Kunst, Grunge und Prominente - näherte sich dem Mainstream und begann sich allabendlich im "Studio" zu vermischen. Es war ein Mix aus Reich und Arm... nicht der soziale Status war ausschlaggebend, Einlass zu finden, sondern Originalität! So tanzten auf der mehr als 3.000 Menschen fassenden Bühne der Straßenarbeiter mit Cher oder eine exotische Drag-Queen mit Sally Lippman, einer 77jährigen Witwe, die als "Disco Sally" bekannt war. Die Jahre des Nachtclubs waren der Beginn des "Celebrity-Zeitalters". Damals war das wilde Treiben mit Drogen, Sex und energiegeladener Musik noch möglich... "Studio 54" bot trotz der Menschenmengen einen "sicheren verschwiegenen Hafen". Es herrschte Fotografierverbot und an die Öffentlichkeit gelangte nur, was dem weiteren Erfolg des Discotempels zuträglich war.

Um den täglich einstürmenden Massen Herr zu werden, wurde bald das berühmte Samtseil eingeführt und Mitgründer Steve Rubell stand höchstpersönlich mit den Bodyguards am Eingang und entschied, wer in den Tanztempel eintreten durfte. Größen aus dem Show-Biz, aus Politik und Wirtschaft wurden oftmals abgewiesen zugunsten einiger exotisch gekleideter "Alltags-New-Yorker*innen"... Es waren nicht der unverhehlte Drogengebrauch und diverse erotische Ausuferungen Anlaß zum Fall des "Studio 54", sondern diese Praktik und der astronomische Erfolg des jungen Unternehmen-Duos.  Neid, Mißgunst und verletzter Stolz führten zu einer Anzeige wegen mangelnder Ausschanklizenz und Steuerhinterziehung. Rubell und Schrader wurden verurteilt und mussten ins Gefängnis...

Ian Schrager hat sein privates Bildarchiv geöffnet und für dieses wahrlich wuchtige und zutiefst beeindruckende Buch zur Verfügung gestellt. Unglaubliche Aufnahmen vom Beginn bis zum Ende dieses opulenten und überwältigenden Ortes nehmen gefangen und vermitteln eine noch immer spürbare Energie, eine Lebendigkeit, Lebensfreude und auch Zügellosigkeit, die es so heute mit all dem Foto- und Filmwahn, der politischen Korrektheit sowie der Gleichschaltung von Menschen, Meinungen und Life Style nicht mehr gibt. Damals blieb Vieles undokumentiert und ungesagt oder ungeschrieben und laut Ian Schrager wurde damals ein Mensch erst ein "Celebrity", wenn er was zustande gebracht und geleistet hatte... heute kann Jeder ein "Celebrity" werden, ohne irgendetwas dafür zu tun... Man wird zu einer "Celebrity" der "Celebrity" wegen... Heute ist alles nur noch farblose Beliebigkeit. Hunderte Bilder von tanzenden, schwitzenden, lachenden, sich umarmenden oder einfach nur trinkenden und beobachtenden Menschen und Berühmtheiten offeriert dieses Buch und macht jede Seite zu einem wahren Vergnügen! Beim Betrachten der Bilder kommen die Disco-Ohrwürmer jener Tage von selbst wieder ins Hirn.

Ein uneingeschränkt zu empfehlendes Buch für Freunde jener Zeit und Musik... Ich schließe mit Karl Lagerfeld's Statement zum "Studio 54": "Der Club änderte das Nachtclubbing. Sowas existierte zuvor nicht und so etwas wird bedauerlicherweise nie wieder existieren."

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