Am Gardasee lebt Louis Arthur Schongauer, früher Nazi-Nebendarsteller in Hollywood, was seine Namensabkürzung L. A. Schongauer so cool macht, dass man allein deswegen den Roman lesen sollte. Allerdings ist die Geschichte keine Satire, sondern eher ein melancholisches Kammerspiel, in dem die Handlung gemächlich voranschreitet. Sprachlich ist das großartig erzählt: Kein Wort zu viel, kein Halbsatz zu wenig, temporeich und stilvoll, mit tollen Landschaftsbeschreibungen und dem berührenden Blick ins Herz des Protagonisten. Was gibt’s also zu meckern?
Zum einen empfinde ich den Roman als zu lang dafür, dass der Protagonist kein eindeutiges Ziel hat. Zum anderen hatte ich Probleme mit den Dialogen. Ohne Anführungsstriche verschmelzen sie mit dem Fließtext, ähneln eher wechselseitigen Monologen, als ob nicht die Charaktere, sondern der Autor sprechen würde. Mich hat das in Distanz zu den Figuren gebracht, vor allem zu L. A. Schongauer. Einen deutschen Schauspieler, der nach Hollywood auszieht, um sein Glück zu suchen, stelle ich mir nicht wie jemanden vor, der Flaubert liest, Gedichte von Michelangelo zitiert und Sätze sagt wie „Die Brandung war ein einziger weißer Wall“ oder „Die Geduld war ein Teil in ihrer Schönheit“. Wen das nicht stört, hat ein 5-Sterne-Buch vor sich. Mich hat es leider so gestört, dass ich 2 Sterne abziehe.