Boris Cyrulnik

 4,7 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Rette dich, das Leben ruft!, Die mit den Wölfen heulen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Boris Cyrulnik ist ein international anerkannter Neuropsychiater und führender Verfechter der Resilienztheorie, die besagt, dass wir viel besser in der Lage sind, traumatische Ereignisse in unserem Leben zu überwinden, als wir uns vorstellen können. Er arbeitet mit Völkermordopfern in Ruanda und Kindersoldaten in Kolumbien und reist um die Welt, um Menschen und Ländern zu helfen, ihre Vergangenheit zu bewältigen und positive neue Perspektiven zu schaffen. Er ist Autor zahlreicher Bücher, die große Beachtung fanden und vielfach übersetzt wurden.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Boris Cyrulnik

Cover des Buches Rette dich, das Leben ruft! (ISBN: 9783548375830)

Rette dich, das Leben ruft!

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Erschienen am 06.02.2015
Cover des Buches Die mit den Wölfen heulen (ISBN: 9783426279007)

Die mit den Wölfen heulen

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Erschienen am 01.03.2023
Cover des Buches Glauben (ISBN: 9783407865373)

Glauben

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Erschienen am 02.10.2018
Cover des Buches Scham - im Bann des Schweigens (ISBN: 9783876302126)

Scham - im Bann des Schweigens

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Erschienen am 01.08.2011
Cover des Buches Warum die Liebe Wunden heilt (ISBN: 9783407857767)

Warum die Liebe Wunden heilt

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Erschienen am 15.02.2006

Neue Rezensionen zu Boris Cyrulnik

Cover des Buches Die mit den Wölfen heulen (ISBN: 9783426279007)
M

Rezension zu "Die mit den Wölfen heulen" von Boris Cyrulnik

Fundierte Betrachtungen über „Anpassungsdruck“ und „Anpassungswilligkeit“
M.Lehmann-Papevor einem Jahr

Fundierte Betrachtungen über „Anpassungsdruck“ und „Anpassungswilligkeit“

 

Boris Cyrulnik ist Neuropsychiater und hat seinen Schwerpunkt in das Thema der „Resilienz“ gesetzt. Zu dem natürlicherweise auch das Thema der „Widerstandsfähigkeit gegen den Konformismus“ besteht, sei es dabei das „Mitläufertum“ oder die mangelnde Kraft und Fähigkeit, „Einflüsterungen“ kritisch gegenüberzustehen und zu widerstehen.

 

Was vielleicht, wie er im Vorwort schildert, mit an seinen persönlichen Erfahrungen der Kindheit liegt. Wie doch viele beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Bordeaux mehr und mehr „sich anpassten“ und wie ein Kleidungsstück die „fesche Parade“ und die „neue Ordnung“ eben nicht nur aus Angst, sondern auch beeindruckt übernahmen.

 

 

Wie dann, einige Jahre später, sich „schreckliche Übermenschen“ in „angenehme Zeitgenossen“ verwandelten. Zeiten, in denen allerdings nicht nur „Anpassung“, sondern bei anderen eben „Widerstand“ erwuchsen. Warum das so ist, warum die einen schnell sich „nach dem aktuellen Wind“ ausrichten und andere wiederum in solchem Geschehen umgehend in den inneren wie äußeren Widerstand gehen, auch das ist Teil der Themen, die Cyrulnik im Werk nun behandelt. Wie auch jene inneren Entwicklungen, die teils zu umgehend schnellen Veränderungen führen.

 

„Ein einfacher Satz: „Der Krieg ist vorbei“, ein paar Worte auf einem Blatt Papier mit einer Unterschrift hatten genügt, um die Einstellung zu ändern und ein Umdenken zu bewirken“.

 

Als Resümee aus diesen Erfahrungen als Kind zog der erwachsene und kundige Neuropsychiater ein Axiom, das als roter Faden als Grundlage sich durch dieses werk nun zieht.

 

„Wer das Abenteuer des Menschseins wagen will, ,muss Selbstvertrauen entwickeln“. Ein Prozess, der im besten Falle direkt beim Aufwachsen durch die Eltern und „den Clan“ beginnt, der aber auch später im Leben, mühsamer vielleicht, durch Erfahrungswissen und ein „sich selbst kennenlernen“ noch in das Leben zu treten vermag.

 

Am Ende sind es jene persönlichkeitsbildenden Geschehnisse der Kindheit vor allem, die am Ende „Konformismus oder „Non-Konformismus“ als Basis der Person in den Raum des Lebens stellen. Und so gilt es, später im Leben, ans ich zu arbeiten, sich selbst aktiv zu entwickeln, um vom „Vorurteil“ zum „Urteil“ gelangen zu können, um „sichere Bindungen“ zu erlangen und damit sich die Zeit in Ruhe nehmen zu können, einen Gedanken in ruhe zu betrachten un abzuwägen, statt in „unsicherer Bindung“ zu verbleiben und damit anfällig zu sein und zu bleiben für „Gewissheiten“, mitsamt dem Problem, auf Vorurteile und populistisch mit Inbrunst vorgetragene Ideen hereinzufallen. Die am Ende doch nur vermeintlich als „Festlegungen“ dem Leben scheinbare Gewissheit vermitteln.

 

Was im späteren Alter einfach, da macht Cyrulnik dem Leser nichts vor, nicht einfache Prozesse zur „Umorientierung“ sein werden. Denn das Gedächtnis und die persönlichen Erinnerungen sind „zweckorientiert“ und suchen sich in der Vergangenheit je ihre vermeintlichen Fakten, welche die konkrete eigene Weltsicht bestätigen.

 

Was an Inhalten allerdings ein stückweit je aus dem Erzählfluss auf der Blaupause der Besetzung durch den Nationalsozialismus vermittelt werden. Dem muss man als Leser und Leserin dann auch folgen wollen, um anhand dieses praktischen Erlebens die grundlegenden Erkenntnisse des Werkes aufnehmen zu können.

 

Dennoch bietet Cyrulnik ein fundiertes und tiefes Wissen um auch das eigene Leben. Dass es der Bereitschaft auch zum Konflikt mit dem Umfeld bedarf, um zu eigenen Positionen zu gelangen und die „emotionale Wüste“ der Erzählungen andere zu entfliehen, denen nicht Wenige des eigenen Umfelds plötzlich beginnen, anzuhängen.

 

„Zum drängenden Teufel wird, wer uns zum gedankenlosen Handeln zwingt“.

 

Eine interessante und wichtige Lektüre, um die eigenen inneren Prozesse des Drangs nach Konformität zu erkennen und je zum eigenen, klaren Urteil im Getöse der Massen dennoch gelangen zu können.

Cover des Buches Die mit den Wölfen heulen (ISBN: 9783426279007)
katikatharinenhofs avatar

Rezension zu "Die mit den Wölfen heulen" von Boris Cyrulnik

Pflichtlektüre
katikatharinenhofvor einem Jahr

Wie tickt der Mensch, wenn er/sie als Einzelne/r in eine breite Masse von Sympathisanten gezogen wird ? Ist es wirklich "so einfach", Begeisterung zu schüren, das rationale Denken auszuschalten, nur um das nachzuplappern, was der oder die da vorne als Mantra regelrecht "vorbetet"?

Boris Cyrulnik erklärt mit seinem Buch anhand seiner eigenen aufwühlenden Lebensgeschichte, wie simpel die Werkzeuge der totalitären Macht sind und selbst dann noch funktionieren, wenn sich das eigene Unrechtsbewusstsein ab und zu meldet, nur um mit neuen leeren Phrasen die Schwankenden um den Finger zu wickeln.

Seine Gedanken sind unglaublich tiefgründig und erhellend, halten uns den Spiegel vor und mahnen uns, unsere Kinder zum selbständigen Denken und Handeln zu erziehen und sie immer wieder zu ermutigen, zu hinterfragen und sich ein eigenes Bild von den Geschehnissen zu machen. Denn nur ein freier Geist ist frei davon, sich den anmaßenden Urteilen und falschen Idealen eines Einzelnen anzupassen und ihnen blind zu folgen.

Das Buch zeigt aber auch auf, warum alle Diktatoren so "erfolgreich" darin sind, ein immer größeres Rudel um sich zu scharen. Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe, die daraus entstehenden Dynamiken und letztendlich das fortwährenden Schüren des Hasses mit einstudierten Parolen sind die Werkzeuge, mit denen sie gefügig machen und ihre verqueren Ideen in die Tat umsetzen. Was folgt, sind Unschuldige , die wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden....immer und immer wieder. Die Menschheit hat nichts gelernt.

Cyrulnik geht in die Tiefe, ohne zu fachlich zu werden und beweist Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, sodass auch Nicht-Psycholog:innen jeden einzelnen Satz verstehen und verinnerlichen.

Ein wichtiges Buch, genau zur richtigen Zeit, denn es analysiert menschliches Verhalten und prangert diejenigen an, die manipulieren und denunzieren. Eine Pflichtlektüre, um allen Diktatoren dieser Welt die Stirn zu bieten.

Cover des Buches Glauben (ISBN: 9783407865373)
B

Rezension zu "Glauben" von Boris Cyrulnik

Wie entsteht Glauben und warum ist er wichtig für uns?
belanaherminevor 5 Jahren

Inhalt

Eigentlich muss man zum Inhalt gar nicht viel sagen - der Untertitel trifft es auf den Punkt.

Anhand von Erkenntnissen aus Psychologie und Hirnforschung versucht Herr Cyrulnik aufzuzeigen, wie Glauben in uns entsteht, welche Funktion er hat und welche positiven aber auch negativen Folgerungen entstehen könnten. Im Wesentlichen greift er dabei auf zwei Konzepte zurück: die Bindungstheorie und die Theory of Mind.

In 32 jeweils recht kurzen, aber in sich geschlossenen Kapiteln widmet sich Herr Cyrulnik jeweils einem speziellen Aspekt von Glauben, Entwicklung von Glauben etc. Wir erfahren, welche neuropsychologischen und entwicklungspsychologischen Grundlagen erfüllt sein müssen, damit wir überhaupt einen Glauben entwickeln können. Dabei sind Sprache und das Verständnis der ablaufenden Zeit zwei ganz wichtige Punkte.

Glaube hilft uns, uns in einer Gruppe geborgen zu fühlen. Die Art von Bindung, die wir zu unseren Eltern haben, haben wir auch zu "unserem Gott". Ist die Bindungsfähigkeit zu den Eltern gestört, haben wir auch ein gestörtes Verhältnis zu "unserem Gott". In der Funktion des Glaubens als Einbindung in die Gruppe im Zusammenhang mit gestörter Bindungsfähigkeit sieht Herr Cyrulnik einen möglichen Auslöser für Extremismus. Herr Cyrulnik erklärt auch, warum es neuropsychologisch plausibel ist, dass wir in extremen Angstsituationen ekstatische Erlebnisse haben können.

Subjektive Eindrücke

Warum habe ich dieses Buch gelesen? Ohne religiöse Erziehung aufgewachsen, habe ich mich immer wieder gefragt, warum Menschen in die Kirche gehen. Was finden sie dort? Was gibt es ihnen? Inzwischen habe ich natürlich gewisse eigene Erfahrungen gemacht, wollte aber doch gern noch einmal eine gewissermaßen "fundierte Außensicht". Und in diesem Sinne hat mich das Buch vollkommen zufrieden gestellt. Ich habe jetzt eine Vorstellung davon, warum Menschen zu einem Glauben finden, vielleicht auch, warum Menschen zu einem anderen Glauben konvertieren, was ihnen der Glauben gibt. Und ich habe nun auch eine Vorstellung davon, warum meine Oma nach dem Tot ihrer Tochter wieder anfing, in die Kirche zu gehen.

Allerdings muss ich aber auch gestehen, dass die sehr wissenschaftlichen neuropsychologischen Erklärungen ein wenig zur "Entzauberung" geführt haben. Aber das mag jetzt auch an meinem persönlichen Hintergrund liegen. Hier wäre ich gespannt darauf, wie es anderen LeserInnen damit geht.

Die Texte sind durchweg einfach verständlich geschrieben. Sie lassen sich leicht und interessant lesen. Einen kleinen Punkt möchte ich gern erwähnen: Durch die viele kurzen Kapitel, die durchaus zu einer guten Lesbarkeit beitragen, kommt es doch zu etlichen Wiederholungen, die für mich irgendwann ein wenig langweilig wurden.

Fazit

Wie entsteht Glauben und warum ist Glauben so wichtig für uns? Wer das wissen möchte, ist mit diesem Buch sicherlich gut beraten.

Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/

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