Boris Razon

 4,3 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor von Palladium.

Lebenslauf

Boris Razon wurde 1975 geboren und war zehn Jahre lang Chefredakteur der Onlineausgabe von Le Monde. Er arbeitet bei France Télévisions und unterrichtet Journalistisches Schreiben in Paris. Sein erster Roman "Palladium" ist u.a. für den Prix Goncourt nominiert

Alle Bücher von Boris Razon

Cover des Buches Palladium (ISBN: 9783548288192)

Palladium

(3)
Erschienen am 15.07.2016

Neue Rezensionen zu Boris Razon

Cover des Buches Palladium (ISBN: 9783550080821)
M

Rezension zu "Palladium" von Boris Razon

M.Lehmann-Pape
Sich verlieren und wieder finden

Sich verlieren und wieder finden

„Guillain-Barré-Syndrom“, so lautet die offizielle Bezeichnung jener Nervenkrankheit, die den mitten im Leben stehenden Journalisten Boris Razon quasi „überfällt“.

Eine Erleben, eine Erkrankung, eine im Wortsinne „vollständige Lähmung des Lebens“, die den Menschen ganz „in sich selbst einsperrt“.

Eine Erfahrung, die Razon auf eine ganz eigene Weise in ganz eigener Form in diesem Buch verarbeitet und dem Leser unmittelbar nahe zu bringen versteht.

„Boris Razon, 29 Jahre, zwei steife Finger, vier Gliedmaßen, beide Füße, Brustkorb links, Schmerzen, Nierenkolik, Puls 50-60, Blut im Urin, Diplopie beide Augen, Journalist“.

So in knappen Worten ein Befund zu einem Zeitpunkt, als die ersten Anzeichen allmählich ins Leben getreten waren. Rückenschmerzen, Kribbeln in den Fingern und Zahnschmerzen, so sah es einige Zeit zuvor bereits aus mit den Symptomen.

„Ich habe kein Alter mehr, seit ich im Krankenbett liege“, so wird es weiter fortschreiten.

Äußerlich nur noch eine Hülle, deren Falten und Krähenfüße verschwinden, da keine Bewegung mehr möglich ist, „Mein Gesicht bewegt sich nicht mehr“. Eine zu versorgende Hülle in der aber, und das ist das andere, Besondere an diesem Buch, ein reges Leben des Gehirns, der Fantasy, des „Weg-Driftens“ herrscht.

Razon versteht es, seine inneren Erlebnisse, seine Visionen, sein Eintauchen in eine ganz andere Welt zwischen Schlaf und Bewusstsein, zwischen Wissen um den eigenen Zustand und einem Wegdämmern in Zeit und Raum in Romanform in Worte zu fassen und den Leser hier mitzunehmen in eine fast andere Dimension, eine ganz eigene Fantasiewelt.

Während der erste Teil des Buches noch stark in Berichtsform gestaltet ist, wendet sich zum Zeiten Teil des „in der Krankheit sein“ Tonfall und Stil stark in die Form eines Romans, bei dem der Leser sich dennoch im Klaren darüber ist, dass genauso das innere Erleben Razons stattgefunden hat.

Sprachlich versiert und mit prägnanten Bildern vermittelt Razon so ein intensives Bild dieses ganz besonderen Zustandes und fasst dies in der Art einer Fantasy-Geschichte überzeugend in Worte.

„Ich hatte Angst. Ich sah mich schon in einem Flipperautomaten und hatte das Gefühl, dass schwere Bleikugeln meinen Schädel zertrümmern würden. Ich stellte mir die Schienen als Bahnen für todbringende Kugeln vor. Ich selbst diente als pilzförmiger Bumper. Doch das führte zu nichts“.

Während zum Ende des Buches hin, wie ein „Auftauchen“ , die Realität wieder Einzug hält und, vor allem durch seine enge Beziehung zu seiner Lebensgefährtin, wieder der Anker im Hier und Jetzt geworfen wird.

Eine faszinierende Lektüre, eine ganz andere Form von „Krankenbericht“, in dem Razon den Weg in die Tiefe seines inneren Erlebens und der verschwimmenden Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit beklemmend zu schildern versteht.

Cover des Buches Palladium (ISBN: 9783550080821)
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Rezension zu "Palladium" von Boris Razon

JulesBarrois
Gefangener seines Körpers

Palladium - Boris Razon (Autor), Christian Ruzicska (Übersetzer), Paul Sourzac (Übersetzer) 288 Seiten, Verlag: Ullstein Hardcover (8. Mai 2015), 18 €, ISBN-13: 978-3550080807

Boris Razon ist 29. Ein vielbeschäftigter Chefredakteur, ein glücklicher Mann, der sich auf den Sommerurlaub mit Frau und Tochter freut. Doch dann schlägt eine geheimnisvolle Krankheit plötzlich zu. Schmerzen zerreißen seinen Körper und in wenigen Tagen befindet er sich verkrüppelt, regungslos auf einem Krankenhausbett, der Atmung, Sprache und Empfindungen beraubt. Der Körper wird zu einem Sarkophag. Ein reiner Geist, ein Gefangener in der Schale seines unempfindlichen Körpers. Ein Mann - eine Intelligenz, einen Speicher, eine Seele, wer weiß?

Er beginnt eine Reise, einer endlosen Alptraum, ein Abstieg in halluzinatorische Unterwelten von wahnsinnigen Ärzten und Dämonen, eine gefährliche, tödliche chimärenhafte Welt. Bruchstücke von Erinnerungen und Visionen des Schreckens, die bisher unerkannt in den Tiefen seine Psyche siedelten. Das sieht nach einem Sturz aus, nach einem Chaos, einem intimen "Stellungskrieg". Aber es ist auch eine geistige und literarische Reise, eine Form der Initiation, die Konfrontation mit dem Bösen: der Abschied von dem Mann, der er war.

Boris Razon nimmt uns mit in eine Welt der Finsternis, die zu erfahren, uns an die Grenzen der gewöhnlichen menschlichen Erfahrung führt.

Der Roman von Boris Razon, ist eine autobiographische Erzählung. Er erzählt seinem Abstieg in die Hölle und von sein Leben durch die schreckliche Krankheit gestohlenen Leben. Palladium ist in drei Teile geteilt:

Den ersten Teil, nennt er Metamorphose. Es ist die Prämisse der Erkrankung. Verschiedene Symptome, zerstören seine Existenz langsam aber unwiderruflich, ohne zu wissen, woran er wirklich leidet.

Der zweite Teil mit dem Titel Die Abenteuer von der Sphinx kann als ein Fantasy-Abenteuer-Roman mit surrealistischen Akzenten gelesen werden. In der Tat wird der Leser mit dem Autor ins Koma, in die Halluzinationen gestürzt.

Der dritte Teil ist eine Art von Abschluss, eine Rückkehr zu den Lebenden. Es ist eine Rückkehr, die Selbstentleerung und den völligen Verzicht auf das Gewesene erfordert. Der Mann stand auf und wird nie mehr derselbe sein.

Was ist dieses Buch: Ein Roman, ein Epos, eine große und tragische Geste, ein Omen? Auf jeden Fall ein ausgesprochen gelungenes Stück Gegenwartsliteratur. Eine neuartige Form der Autobiographie. Es ist eine lebendige Lebensgeschichte, die den inneren Kampf des Autors erzählt, um sein Körper-Gefängnis. Aus meiner Sicht besonders überzeugend die Mischung aus seinen Halluzinationen und den Auszügen seiner medizinischen Unterlagen

Am Ende bleibt für den Leser die Fragen: Was das bedeutet es, über Nacht ein Körper ohne Türen und Fenster zu werden, und der irgendwie am Leben gehalten wird? Was hätte ich an seiner Stelle gefühlt? Lassen Sie sich auf dieses Literatur-Abenteuer ein.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Ullstein Verlages

http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/palladium-9783550080821.html?cHash=b233c418de0f41ba0106e3a34362c7fb

 

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

 

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