Rezension zu "Murambi" von Boubacar B Diop
Murambi von Boubacar Boris Diop ist im Projekt Rwanda: écrire par devoir de mémoire entstanden, in denen afrikanische Schriftsteller den Genozid in Rwanda verarbeiten sollen. Die Geschichte, die Diop uns hier geschaffen hat, hat es sich hierbei zur Pflicht gemacht, uns möglichst viele Geschichten und Perspektiven des Genozids zu präsentieren; denn die Geschichte des Genozids ist eindeutig komplex und vielfältig. So präsentieren sich uns in diesem Roman zwei grössere Handlungsstränge: Einerseits werden die Ereignisse des Genozids selbst, andererseits die Geschichte von Cornelius, der 4 Jahre nach dem Genozid nach Rwanda zurückkehrt , sich als Fremder einzugliedern versucht und herausfinden muss, dass auch seine Familie nicht ganz unschuldig war. Die Handlung ist äusserst spannend; so ermöglicht der Aufbau des Romans, dass wir Leser - ähnlich wie Cornelius - auch immer das Geflecht an Geschichten in ein Ganzes zusammenzufügen. Und, wenn man die tragische Geschichte Rwandas kennt, wird einem hier auf einer emotionalen Ebene gezeigt, was mit den Menschen in diesem Land geschehen ist.
Die Figuren sind dabei alle äusserst interessant, sympathisch oder beides. Cornelius, der Fremde in seinem eigenen Land, dient als Identifikationsfigur für den Leser und ermöglicht uns dadurch einen anderen Blick auf die Geschehnisse. Nebst Cornelius leihen uns noch viele andere FIguren ihre Stimmen, wodurch die Figuren zwar nicht immer ausgearbeitet sind; doch müssen sie dies auch gar nicht sein, da ihre Funktion nicht darin besteht, dass wir sie gut kennenlernen, sondern uns nur zu zeigen, wie verschiedene Leute auf den Genozid reagieren können. Dennoch werden ein paar wenige weiter beleuchtet und diese sind dann durchaus komplex. Nicht alle von ihnen werden für uns sympathisch sein, doch da es hier um ein rundes Bild über den Genozid geht, ist dies sogar begrüssenswert.
Der Stil ist, zumindest in der französischen Fassung, sehr nüchtern und schlicht. Diop kommt ohne viel Schnickschnack aus und lässt viel mehr seine Figuren für sich sprechen als sein Stil. Mich persönlich hat das nicht gestört, da es zum Roman gepasst hat.
Alles in allem kann ich diesen Roman nur weiterempfehlen. Es beleuchtet den Genozid mit einer äusserst spannende und vielfältige Perspektive und man erhält Einblicke darin, was das Ganze hat bedeuten können. Dadurch, dass der Roman viele verschiedenen Figuren und deren Motive beleuchtet, kann sich jeder ein eigenes Urteil über den Genozid bilden und ermöglicht eine krtische Auseinandersetzung mit diesen historischen Geschehnissen mithilfe einer spannenden Umsetzung!