Cover des Buches Die tödlichen Talente des Mr. Diehl (ISBN: 9783458361336)
Rezension zu Die tödlichen Talente des Mr. Diehl von Bradford Morrow

Das Zittern des Fälschers

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Die Gemeinschaft der Bücherliebhaber ist geschockt, als Adam Diehl, ein zurückgezogen lebender Sammler seltener Bücher, ermordet in seinem Haus in Montauk gefunden wird. In den Wochen danach gelingt es seiner Schwester Meghan nur schwer, zur Normalität zurückzukehren. Zum Glück findet sie Unterstützung bei ihrem Freund Will, der selbst Sammler ist, aber auch ein gewiefter Fälscher von Autographen – Spezialität: Sir Arthur Conan Doyle. Und als die Polizei keinen Verdächtigen ausmachen kann, wird der Fall bald zu den Akten gelegt. Dann aber erhält Will Drohbriefe, scheinbar handgeschrieben von längst verstorbenen Autoren, die jedoch in Wirklichkeit von jemandem stammen müssen, der verstörend viel über den Mord weiß. Will begreift, dass sein eigenes Leben in Gefahr ist, und flüchtet mit Meghan in ein abgelegenes Dorf in Irland. Doch nur allzu bald zeigt sich, dass es nicht so einfach ist, den rachsüchtigen Verfolger abzuschütteln, und es beginnt eine Jagd auf Leben und Tod. Bradford Morrow entführt den Leser mit diesem atemberaubenden literarischen Thriller in die Welt der seltenen Bücher, bevölkert von obsessiven Sammlern, Fälschern und anderen Bibliomanen.

Die tödlichen Talente des Mr. Diehl hatte durch die Handlung gleich mein Interesse erweckt. Bücher über Büchersammler lese ich immer gern. Auf dem Gehöft, wo ich lebe, lag das Buch in der örtlichen Buchhandlung aus, deshalb habe ich gleich meine Pranken danach ausgestreckt und es wanderte in meine Einkaufstasche.

Zu Hause begann ich dann gleich begeistert die Seiten zu Blättern. Anfangs gestaltete sich die Handlung noch fesselnd. Leider erlahmte mein Interesse aber schon ziemlich schnell.

Zunächst muss ich aber anmerken, dass mir der Stil des Buches nicht wirklich gefallen hat. Zu gekünstelt, zu steif kam mir die Prosa vor.

„Obwohl Adam das ältere Geschwister war“ – heißt es zum Beispiel an einer Stelle.

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich war eigentlich lange Zeit überzeugt, dass es den Ausdruck „Geschwister“ nur im Plural gibt. Nun, ich scheine mich geirrt zu haben. Man kann auch sagen: Ein Geschwister. (Ich musste übrigens im Duden nachschlagen, um dies zu verifizieren.) Gehört habe ich es allerdings bisher noch nie. Und gelesen soweit ich mich erinnern kann auch nicht.

Es mag korrektes Deutsch sein, doch besonders ansprechend klingt es nicht.

Das ist nur ein willkürlich gewähltes Beispiel, um zu dokumentieren, wie eigenartig konstruiert manche Formulierungen hier wirkten.

Ich weiß nicht, ob der Fehler hier in der Übertragung liegt oder ob sich bereits das Original solcher Künstlichkeit schuldig macht.

Das bedeutet jetzt aber nicht, dass das Buch schwierig zu lesen wäre. Ganz im Gegenteil, nur hatte ich permanent das Gefühl, dass der gewählte Stil, der Intention, Spannung zu erzeugen, im Wege stand.

Aber reden wir lieber über den Inhalt: Die Handlung über gefälschte Autoren-Signaturen, Erpressung und Mord will nicht so recht in Fahrt kommen. Was wir hier über die Welt der wohlhabenden Büchersammler erfahren ist alles interessant, aber es ist nie wirklich fesselnd. Der Geschichte gelingt es einfach nicht zur Realität durchzubrechen, es bleibt eine sehr theoretische, distanzierte Angelegenheit.

Wir bekommen zum Beispiel immer wieder gesagt, dass Meghan und der Ich-Erzähler sich lieben, viel schöner wäre es allerdings gewesen, hätte man uns gezeigt, wie sich diese Liebe nun konkret äußert.

Überhaupt bleibt Meghan, wie die restlichen Nebenfiguren ein viel zu flacher Charakter.

Ein starkes Ende hätte einiges gut machen können, aber gerade hier trägt Bradford Morrow sehr dick auf und verabschiedet sich von jedweder Glaubwürdigkeit.

Unter den Biblio-Thrillern ist für mich persönlich Arturo Pérez-Revertes Der Club Dumas der Primus.

Aber von dessen Einfallsreichtum und Unterhaltungswert ist Bradford Morrows Werk dann doch ein ganzes Stück entfernt.

Man wünscht sich fast Morrow hätte auf den Krimiteil verzichtet und einfach ein Buch über literarische Fälschungen geschrieben.

Denn so erweckt …Mr. Diehl falsche Erwartungen.

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