Cover des Buches Die tödlichen Talente des Mr. Diehl (ISBN: 9783458361336)
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Rezension zu Die tödlichen Talente des Mr. Diehl von Bradford Morrow

Leider ziemlich unspektakulär

von kornmuhme vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Alles in allem ziemlich unspektakulär, zu detailverliebt, zu wenig Krimi und schon gar kein Thriller.

Rezension

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kornmuhmevor 8 Jahren

Inhalt:

Adam Diehl ist tot - er wurde auf grausame Weise ermordet. Zurück bleiben eine tief trauernde Schwester und ihr Freund (später Mann) Will. Ein Motiv für den Mord kann sich niemand recht erklären, Adam lebte sehr zurückgezogen in einem Strandhaus und war lediglich leidenschaftlicher Sammler und Händler für Buchraritäten. Was für Feinde soll, kann er also gehabt haben? Doch nach und nach wird enthüllt, was für ein seltsames und halbseidenes Völkchen die Büchernarren sind. Jeder kennt jeden, jeder weiß etwas über den anderen, jeder ist in einem engen Netzwerk mit anderen Sammlern und Händlern verflochten. Dabei offenbart sich, dass es durchaus auch Fälscher gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, antike Bücher mit persönlichen Notizen oder Signaturen ihrer Autoren zu versehen, um den Wert zu steigern. Auch Will war einer dieser Fälscher - und plötzlich bekommt er Post in den Handschriften längst toter Autoren, die andeuten, dass er etwas mit dem Mord zu tun haben könnte ...

Meinung:

Da hat sich der Verlag keinen Gefallen getan. Zunächst einmal kann der etwas reißerische Titel nicht halten, was er verspricht: Adam Diehl kommt - abgesehen von dem Mord an ihm - in der Geschichte nur am Rande vor. Was seine "tödlichen Talente" angeht - tja, auf die bin ich auch nach Beendigung des Buches nicht gestoßen. Auch preist der Verlag den Roman als "literarischen Thriller" an, was leider nicht den Tatsachen entspricht. Wenn man eine Novität schon in ein Genre einordnen will/muss, dann bitte richtig. Es handelt sich im Prinzip um einen Kriminalroman, mit biografischen Elementen des Protagonisten gewürzt, der, wenn überhaupt, nur sehr langsam eine gewisse Grundspannung aufbaut und schließlich in einem mehr oder minder dramatischen Ende mit Auflösung des Falls mündet. Keinesfalls hat das Buch etwas Thrillerartiges.

Da ich allerdings mit keinen speziellen Erwartungen an das Buch herangetreten bin, ist das nicht einmal der Kernpunkt, der mich gestört hat. Im Gegenteil, ich mag diese klassischen Krimis, zumal der Autor eine sehr gehobene Sprache verwendet und sich eloquent auszudrücken vermag. Dieses Buch muss definitiv langsam und aufmerksam gelesen werden, dann entfaltet es einen ganz eigenen Charme.

Womit ich jedoch spätestens ab dem ersten Drittel des Romans gehadert habe, war die Hauptfigur Will. Als Ich-Erzähler bekommen wir einen intensiven Einblick in seine Gedankenwelt, die er auch sehr detailliert ausbreitet. Er ist als Fälscher entlarvt worden, wurde verurteilt und musste sich seinen Platz in der Gesellschaft und unter seinen Freunden wieder neu erkämpfen. Dadurch ist er natürlich ein gebranntes Kind. Aber im Verlauf der Geschichte entwickelt er eine dermaßen nervige und unverständliche Paranoia, dass ich viele seiner Handlungen und Entscheidungen einfach nicht mehr nachvollziehen konnte. Ständig belügt er seine Frau Meghan, die er laut eigenen Angaben über alles liebt. Warum redet er dann nicht endlich Klartext? Warum spricht er nicht mit ihr über seine Sorgen und Ängste? Aber nein, aus einem fast schon zwanghaften Wunsch heraus, sein kleines Glück perfekt zu halten, baut er ein Lügenkonstrukt auf, in das er sich immer tiefer verstrickt. Ich fand Will oftmals unglaublich egoistisch und er wurde mir im Verlauf des Buches immer unsympathischer.

Problematisch fand ich auch, dass die Handlung oftmals auf der Stelle tritt, es geht nicht weiter, und Adam Diehls Mord spielte teilweise überhaupt keine Rolle mehr. Sicherlich war der Blick in die Welt der Büchersammler, Buchfreaks, Fälscher und Händler sehr interessant - aber für einen fesselnden Roman, der noch dazu als Thriller deklariert wird, reicht das einfach nicht aus.

Fazit:

Wer sich dieses Buch zu Gemüte führt, sollte wissen, worauf er sich einlässt: Es ist kein Thriller, es geht nicht um die Aufklärung eines Mordes und es geht auch nicht um die "tödlichen Talente des Mr. Diehl". Der Leser bekommt einen intensiven Einblick in die Welt des Fälschens, des Handelns mit antiken Büchern und die damit verbundenen Netzwerke. Immer wieder fließen dabei Gedanken und Reflexionen des Ich-Erzählers ein. Wie gesagt, ich fand den Protagonisten unsympathisch und hochgradig egoistisch, aber das muss ja nicht jedem so gehen.

2,5 von 5 Sternen, aufgerundet auf 3

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