Reclaiming Kendall ist Band 3 der White Trash Trilogy (Band 1: Reviving Kendall; Band 2: Refusing Kendall) um die jetzt einundzwanzigjährige Kendall und ihren "Harem": Lucas, Teagan, Goose aka Grant und Maverick (aka das Quad). Die fünf haben die Enge ihrer Heimat und auch ihre Elternhäuser verlassen sowie ihr Studium beendet und ein gemeinsames Leben begonnen. Die Einzelnen gehen unterschiedlichen Berufen nach – mit Ausnahme von Kendall, die sich noch nicht wirklich "gefunden" hat, aber trotzdem mit den vier jungen Männern ein gutes Leben führt, da diese, wie gesagt, bereits beruflichen Tätigkeiten nachgehen. Lucas arbeitet bspw. in einer Autowerkstatt (die ihm auch gehört), Maverick ist Grafikdesigner, der von zu Hause aus arbeitet, Teagan ist Footballcoach in der örtlichen Schule und Grant Personal Trainer in einem Country Club.
Während die Gruppe sich in den bisherigen beiden Büchern erst in diesem unterschiedlichen Beziehungskonstrukt zurechtfinden musste – mit den üblichen Eifersüchteleien –, ist sie mittlerweile so eng zusammengewachsen, dass man sogar heiratet (Kendall heiratet offizell einen von ihnen). Kommunikationsprobleme oder Eifersüchteleien spielen in diesem Buch keine Rolle mehr, was dazu führt, dass man verzweifelt einen Spannungsbogen sucht; stattdessen plätschert die durchaus nette Geschichte vor sich hin. Es gibt Mikrospannungen durch eine potenzielle Kinderlosigkeit oder schlechte Beziehungen zu dem einen oder anderen Elternteil, aber diese spielen nicht wirklich eine Rolle. Der dramatische Höhepunkt des Buches – offensichtlich fiel der Autorin doch irgendwann auf, dass etwas fehlt – ist die Ankunft von Will, Mavericks Cousin, der aus schwierigen Familienverhältnissen stammt und schon das eine oder andere Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist – aber Gott sei Dank gibt es ja Kendall und die Jungs, die ihn in ihre Familie aufnehmen ...
Was mir übrigens wenig gefiel: die ständigen Hinweise auf die muskulösen Oberschenkel, die engen T-Shirts, den sexy Sixpack oder den knackigen Hintern der Jungs. Aus Spaß habe ich solche Passagen in meinem E-Book markiert und kam auf weit über 20 derartige Stelle ... Und dass sie trotz ihrer Unterschiedlichkeit überwiegend verständnisvoll, einfühlsam, opferbereit, geduldig, kinderlieb etc. sind, muss ich wohl nicht unbedingt erwähnen?! Glaubt mir, ich hatte schon früh verstanden, dass diese vier göttergleich sind. ;-)
Ein zweiter Punkt, der mich durchaus geärgert hat: Die Beziehung zwischen Kendall und dem Quad ist ja mehr als nur ungewöhnlich, doch natürlich haben die fünf nur Augen füreinander. Wobei: Wenn andere Frauen mal einen Blick auf die Götter in Menschengestalt werfen, ist unsere Protagonistin natürlich sofort eifersüchtig - obwohl sie selbstverständlich keinen Anlass dazu hat. Doch alle anderen Frauen, die der Gruppe begegnen, scheinen sich in der Gegenwart der Männer einfach nicht mehr unter Kontrolle zu haben:
"It’s clear when the waitress gets her first full view of Teagan, because her mouth falls open almost dropping the gum out of it in the process ... In true Teagan fashion, his voices carries, and the waitress walking back to our table trips over her own feet, dropping their drinks in the process."
Ein schiefes Frauenbild, das mich das eine oder andere Mal beim Lesen geärgert hat.
Mein Fazit: Ein nicht perfekter oder handlungstechnisch spannender abschließender Teil der Reihe, aber nette Unterhaltung für zwischendurch mit Figuren, die wirklich ans Herz wachsen.