Breda Smolnikar

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Cover des Buches Wenn die Birken Blätter treiben (ISBN: 9783990291351)

Wenn die Birken Blätter treiben

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Erschienen am 01.03.2015

Neue Rezensionen zu Breda Smolnikar

Cover des Buches Wenn die Birken Blätter treiben (ISBN: 9783990291351)
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Rezension zu "Wenn die Birken Blätter treiben" von Breda Smolnikar

Slowenischer Familienroman - Veröffentlichung hart erkämpft
awogflivor 8 Jahren

***so geschafft seit ein paar Tagen funktioniert copy paste wieder hier in Lovelybooks***

Die Geschichte rund um diesen Roman ist tatsächlich wesentlich
spannender als der eigentliche Plot, und insofern ist dieses kleine Buch
der slowenischen Autorin Breda Smolnikar ein wichtiger Beitrag zur
Freiheit der internationalen Literatur.

Die unbequeme Autorin
schreibt seit den 60er-Jahren und eckte immer wieder wegen
Gotteslästerlichkeit und Aufdeckung von unangenehmen historischen
Wahrheiten bei den lokalen Behörden und der Bevölkerung an. Ab 1985
versuchte man sie durch eine fingierte Anklage wegen Schwarzarbeit
mundtot zu machen, was auch für ein paar Jahre bis zur Unabhängigkeit
Sloweniens funktionierte.

Als das Buch „Wenn die Birken Blätter
tragen“ veröffentlicht wurde, wurde die Autorin von fünf ihr völlig
unbekannten Schwestern verklagt, die in der Hauptfigur des Romans Rozina
ihre Mutter wiedererkannt haben wollten. Die Klägerinnen verlangten
Schadenersatz ob der erlittenen Kränkung, da ein paar Szenen im Roman
etwas freizügig sind. Im wahrscheinlich getürkten Berufungsverfahren in
Ljubljana, das komischerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit
geführt wurde, wurde die Schriftstellerin zu einem horrenden
existenzvernichtenden Schadenersatz verurteilt, der ihr gesamtes
Vermögen auffraß. Aus diesem Grund zog sie vor das slowenische
Verfassungsgericht, bekam Recht und durfte anschließend den Roman 1999
nach 10 Jahren endlich veröffentlichen.

Die erbitterten
Klägerinnen wandten sich anschließend an den Menschenrechtsgerichtshof
in Strassburg. Dieser wies die Klage schließlich im März 2014 endgültig
ab und strich heraus, dass die künstlerische Freiheit den besonderen
Schutz durch die Menschenrechtskonvention genieße. Die
Hauptprotagonistin Rozina wäre für alle erkennbar als fiktive
literarische Figur konzipiert, ohne objektivierbare Absicht zur
Herabwürdigung realer Personen. Somit wurde dieser unrühmliche Prozess,
der die Freiheit der Literatur angriff, endlich nach dem Weg durch alle
Instanzen zu den Akten gelegt.

Nun wie soll ich nun diesen Stein
des Anstoßes, der die permanent Beleidigten komplett in Aufruhr
versetzte, beschreiben: Der Roman ist eine liebe, kleine kurze
Geschichte rund um die sympathische, willensstarke, fleißige Frau
Rozina, die mit etwas ruppiger Herzlichkeit und viel Engagement ihr
Leben und das ihrer Familie meistert. Dazwischen gibt es ein Paar
erotische Sexszenen (ja ich schreibe Paar groß, denn ich glaube es waren
eh nur zwei – eine mit ihrem Ehemann und eine mit der Hl. Maria von
Brezje), die ich auch sogar Kindern ab 14 Jahren zumuten würde und ein
paar historische Verwicklungen von fiktiven lokalen Persönlichkeiten –
Nazikollaborateure, Partisanen.... Ich mutmaße mal, das war es schon,
was irgendwie im Entferntesten jemanden stören könnte. Der Schreibstil
ist ungewöhnlich, denn in dieser Geschichte existieren keine Punkte am
Ende des Satzes – sie wird somit in einem durchgelesen, was aber der
Rezeption und Verständlichkeit des Textes keinen Abbruch tut – somit den
Lesefluss gar nicht stört.

Was mich wirklich ein bisschen
gestört hat, ist die ausufernde Beschreibung des Handwerks der
Schnapsbrennerei, ich hätte mir inhaltlich noch mehr persönliches von
Rozina erhofft oder Geschichten bezüglich der Interaktion mit ihren
Mitmenschen. Wie man Schnaps brennt, weiß ich nämlich nur allzu gut,
denn bei uns in der Marillengegend destilliert fast jeder selbst.

Fazit:
Eine liebenswerte ganz gute kurze Geschichte für zwischendurch, die
mich aber staunen lässt, warum sich gewisse lokalen Kräfte darüber
derart echauffieren konnten. Die realen juristischen Konsequenzen des
Romans und die politisch gesellschaftliche Einflussnahme auf Autoren
sind auf jeden Fall höchst spannend und angesichts der derzeit aktuellen
Beschneidung jeglicher Freiheiten in der Türkei aktueller denn je.

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