Cover des Buches Die Bestien (ISBN: 9783865521323)
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Rezension zu Die Bestien von Brett McBean

Rezension zu "Die Bestien" von Brett McBean

von Elmar Huber vor 12 Jahren

Rezension

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Elmar Hubervor 12 Jahren
- Seitlich von der Veranda standen der ältere Bulle von letzter Nacht, sowie ein junger, knabenhaft aussehender Polizist Anfang zwanzig. Beide trugen Uniformen. Während Dale Jim nach wie vor fest gepackt hielt, trat der Chief an den Rand der Veranda und schaute auf die kleine Versammlung hinab, deren Mitglieder allesamt so blutrünstig und jagdlustig wie ein Rudel wilder Tiere aussahen. - NHALT: Jim Clayton möchte sich in dem kleinen Kaff Billings nur kurz von den Strapazen seiner Reise erholen, doch die Einheimischen machen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen Fremde. Zu allem Überfluss wird Clayton Zeuge, wie ein Mädchen verprügelt wird. Seine Einmischung zahlt er mit einer schrecklichen Erkenntnis: Der Sheriff und ein Kreis seiner Vertrauten machen Jagd auf Typen wie ihn. Typen, denen man ein Verbrechen anhängen kann, ohne dass jemand daran zweifelt und die niemand vermisst. Also findet sich Clayton bald im nahen Wald wieder, bewaffnete Verfolger auf seinen Fersen. Doch er erhält unerwartete Hilfe und muss erkennen, wie tief die Abgründe hinter Billings Fassade tatsächlich sind. - Jim war müde und hungrig, und ihm tat alles weh. Er wollte raus aus diesem Keller, raus aus dieser Stadt, weg von irgendwelchen Blechdosen und psychotischen Polizisten. - MEINUNG: Die offensichtlichen Parallelen mit David Morells RAMBO werden sogar auf dem Backcover genannt. Doch bereits im Prolog deutet Brett McBean an, das Menschenjäger nicht das einzig unerfreuliche sind, das sich in Billings Wäldern aufhält. Was der Autor hier noch aus dem Hut zaubert, kann nur ruhigen Gewissens als skurril bezeichnet werden. Neben den psychologischen Abgründen, die man nach DIE MUTTER hier erwartet – Folter, Inzest, Wahnsinn – bekommt man es plötzlich mit einer ganz speziellen Art lebender Toter zu tun, die den Romanfluss allerdings spürbar ins Wanken bringen. Statt sich auf die Menschenjagd als durchgehende Haupthandlung zu konzentrieren, drängen sich die anderen Facetten des Romans mehr und mehr in den Vordergrund und nehmen der Geschichte merklich die Intensität. Dabei funktioniert der unverhoffte Genremix prinzipiell überraschend gut. Ebenfalls überraschend ist der angenehm unwägbare Umgang des Autors mit seinen Figuren. Charaktere, die sich als finalen Gegner für den Showdown förmlich aufdrängen, werden bald abserviert, Nebenfiguren – auf beiden Seiten – wachsen über sich hinaus. So bleibt DIE BESTIEN bis zuletzt unvorhersehbar. Wie aus dem Originaltitel TORMENTED im deutschen DIE BESTIEN wurde, weiß wohl nur der Verlagsleiter. Dieser Titel reiht sich wohl optisch besser ins Gesamtbild der Brett McBean-Cover ein, als „Gejagt“ oder „Gequält“. Das Frontcover zeigt ein rot eingefärbtes Waldstück hinter dem Schattenriss eines Arms mit Axt. Das Titellayout entspricht dem der weiteren Brett McBean-Veröffentlichungen im Festa-Verlag. Die Verarbeitung entspricht dem gewohnt guten Festa-Standard und das Buch sieht nach dem Lesen noch wie neu aus. FAZIT: Auch wenn DIE BESTIEN nicht die Intensität und die Melancholie von DIE MUTTER erreicht – dazu möchte Brett McBean einfach zu viel unterbringen – gefällt der Roman durch seinen unkonventionellen Genremix und seine Unvorhersehbarkeit.
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