Cover des Buches Jetzt spricht Dylan Mint, und Mr. Dog hält die Klappe (ISBN: 9783837308266)
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Rezension zu Jetzt spricht Dylan Mint, und Mr. Dog hält die Klappe von Brian Conaghan

Tourette und der ganz normale Wahnsinn in der Pupertät

von SalanderLisbeth vor 10 Jahren

Rezension

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SalanderLisbethvor 10 Jahren
Dylan Mint ist ein ganz normaler 16-jähriger Teenager, der alleine mit seiner Mutter zusammenlebt. Sein Vater dient bei der Army und hält sich in einem Krisengebiet im Ausland auf. Dylan hat das Tourette-Syndrom und seine Anfälle und Tics nennt er Mr. Dog. Als er erfährt, dass er in einigen Monaten sterben muss, erstellt er eine ToDo-Liste mit 3 Sachen, die er noch erledigen will: Mit seinem großen Schwarm Michelle Malloy schlafen, einen neuen besten Kumpel für seinen pakistanischen Freund Amir finden und seinen Vater aus dem Krieg holen.

Martin Baltscheit macht seine Sache eigentlich sehr gut, er liest voller Elan und Engagement, toll wie er z.B. Dylan oder seine Mutter Leben einhaucht und uns an ihren Emotionen teilhaben lässt. Aber hier liegt auch das Problem. Er hetzt in einem derartigen Tempo durch die Geschichte, dass es sehr anstrengend ist, zu folgen. Bei den Anfällen wird mit Schimpfwörtern und Beleidigungen um sich gehauen und man hat das Gefühl, permanent angeschrien zu werden.
Das passt natürlich zu Dylan, der als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt. Die Vielzahl dieser Anfälle nahm mir aber doch den Hörgenuss. Fast unerträglich, als bei einer Szene im Park mit anderen Jugendlichen gefühlte Stunden mit vulgären Beschimpfungen um sich geworfen wird. Einige Worte werden auf dem Hörbuch zensiert und ich frage mich, was das noch für Wörter sein können.

Andererseits wird dadurch der Eindruck, wie sich so ein Anfall äußert, offensichtlich. Einfühlsam wird dargestellt, dass Dylan bei dem inneren Kampf, das Fluchen zu unterdrücken und die Tics nieder zu kämpfen, relgelrecht Schmerzen empfindet. Die Hilflosigkeit, die er dann empfindet, wird authentisch geschildert.

Das Hörbuch hat seine schönen Momente, wenn das liebevolle Verhältnis zu seiner Mutter beschrieben wird. Auch der Austausch zwischen Dylan und Amir, der es als stotternder Autist auch nicht leicht hat, brachte mich zum schmunzeln. Wie die beiden zusammen halten und sich gegen mobbende Jugendliche zur Wehr setzen, ließ sie zu absoluten Sympathieträgern werden.

Schade, dass Brian Conaghan sich nicht mehr auf diese Aspekte konzentriert hat, auch die ToDo-Liste verliert er zwichendurch aus den Augen.

Befremdlich fand ich auch, dass Dylan in manchen Situationen extrem naiv und unwissend agiert, auch von seiner Mutter wie ein 12-jähriger behandelt wird, sich andererseits einer 'Jugensprache' bedient, die extrem sexualisiert ist.

Mein Fazit: Zwischen nervig und unterhaltsam. Lol. :-)
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