Das Star Wars Universum hat schon immer eine ganz besondere Faszination auf mich ausgeübt. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich so ein großer Fan der Saga wurde, aber nicht ganz ohne Stolz möchte ich erwähnen, dass ich so alt bin wie Star Wars. :-) 1977, in meinem Geburtsjahr, lief der Film an, der ganze Generationen begeistern sollte und zufällig bisher auch mein persönlicher Favorit der Saga ist: Episode 4 "Eine neue Hoffnung".
Durch diverse Dokumentationen auf den Bonus DVD´s der Filme konnte ich mir bereits ein Bild von George Lucas machen. Zweifelsohne ein Visionär, der durch seine Filme nicht nur die Filmgeschichte geprägt hat. Star Wars ist Bestandteil unserer Popkultur. Jeder kennt es, es wird in Filmen sowie in Literatur vielfach zitiert. Auch wenn nicht jeder die Filme gesehen hat und es auch viele Menschen gibt, die einfach keinen Zugang dazu finden, ist Star Wars aus unserem Sprachgebrauch und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Trotz Lucas´ leichter Verschrobenheit lag es also für mich auf der Hand, seine Biografie zu lesen.
An dieser Stelle möchte ich mich vielmals bei Edel Books bedanken, die mir ein Exemplar der Biografie zur Verfügung gestellt haben.
Erst einmal möchte ich auf den Aufbau der Buches eingehen. Das Buch, das mit einem schönen schlichten Cover daher kommt, welches Lucas im Gespräch mit C3-PO auf dem dargestellten Planeten Tatooine zeigt, ist in vier Teile unterteilt: Im Prolog werden die Anfänge vom "Krieg der Sterne" thematisiert. Unter der Überschrift "Hoffnung" bekommen wir einen Einblick in die Jahre 1944 bis 1973. Hier wird Lucas´ Kindheit und Jugend beschrieben. "Empire", welches die Jahre 1973 bis 1983 umfasst, zeigt Lucas´ Gespür für das ganz große Geschäft, trotz diverser Widrigkeiten. Hier gibt es Einblicke in die Zeit der uns bekannten "Krieg der Sterne"-Trilogie.
In "Rückkehr" (1983 bis 2016) werden wir dann neben anderen Filmen, an denen Lucas mehr oder minder beteiligt war, so langsam in Richtung der neuen Prequels (Episode 1 bis 3) geführt. Hierbei kommt auch "Das Erwachen der Macht (Episode 7) nicht zu kurz, obwohl Lucas hier schon nicht mehr daran beteiligt war.
Die Einblicke in Lucas´ (geboren 1944) Werdegang sind überaus interessant. Seine Wurzeln liegen in Modesto, einer kleinen Stadt in Kalifornien. Sein Vater war recht streng. Er führte einen Schreibwarenladen und wollte immer, dass sein Sohn eines Tages sein Geschäft übernimmt, obwohl er nicht wirklich an seinen Sohn glaubte. Der Comics und schnelle Autos liebende Lucas hatte allerdings andere Pläne und schrieb sich an der Filmhochschule ein.
Dabei hatte er wenig Interesse am Glamour Hollywoods, war er doch eher der Stille, Introvertierte. Aufmerksamkeit war ihm eher unangenehm.
Er fiel in erster Linie dadurch auf, dass er sich nicht an Regeln hielt und er wollte stets seine Unabhängigkeit bewahren. Oftmals suchte er sich Jemanden, der für ihn eher als "Großer-Bruder" fungierte.
Auf der Filmhochschule machte er die Dozenten durch einen 1-minütigen, mit atmosphärischer Musik untermalten Film namens "Look at Life" auf sich aufmerksam. Zumindest war der Name George Lucas nun auf der Filmhochschule in aller Munde.
Ende der 60 er Jahre lernte Lucas dann den 5 Jahre älteren Francis Ford Coppola kennen. Es war eine eher ungleiche Freundschaft, aber Coppola verhalf Lucas zu einem kleinen Karriere-Boost, indem er ihn dazu überredete, ein Drehbuch zu seinem Studentenfilm THX1138 zu verfassen. Der Film wurde schlussendlich 1968 beim National Student Film Festival als bestes Drama ausgezeichnet. Und während dieser Vorführung saß jemand Besonderes im Publikum: Steven Spielberg.
So also schließt sich der Kreis. Oder besser gesagt, es war der Beginn von etwas ganz Großen!
Im Jahre 1971 gründete er Lucasfilm Ltd..
"American Graffiti", der 1973 erschien, war Lucas´ Einstieg in das ganz große Filmgeschäft und verhalf ihm zu einem Namen in Hollywood, obwohl er Hollywood hasste. Die Filmgesellschaften mischten sich für seine Verhältnisse zu sehr in seine Werke ein und stellten immer knapp bemessene Budgets zur Verfügung, mit denen er kaum auskam.
Als Lucas´ die Idee zu Star Wars entwickelte, war er durch "American Graffiti" vertraglich noch an Universal gebunden. Die Entwürfe legte er der Filmgesellschaft vor, diese ließen sich jedoch sehr lange Zeit zur Entscheidungsfindung. 2o th Century Fox hatte Interesse an dem Drehbuch und als Universal schlussendlich absagte, willigte Fox ein. Das Honorar fiel mit 10.000 Dollar für Lucas sehr mager aus, jedoch sicherte er sich schon damals die Merchandising-Rechte und die Rechte zu den Sequels.
1974 war das Drehbuch zu Star Wars dann fertig. Der erste Entwurf war ganz anders als der uns heute bekannte Film. Es sollte noch ein langer Weg bis zur uns bekannten Fassung sein.
Als Star Wars 1977 letztlich auf die Leinwand kam, strömten Massen an Zuschauern in die Kinos. Weder 20 th Century Fox, noch Lucas haben damit gerechnet. Auch nicht damit, dass die Kritiker sich vor Lob überschlagen würden (wobei der Film nicht bei allen gleichermaßen gut ankam).
Lucas war eher skeptisch, war er doch der Meinung, dass Science-Fiction-Filme oft bei Anlauf des Films hohe Einnahmen erzielen und zum Ende hin dann einbrachen. Er sollte sich gewaltig irren!
Neben seinen Erfahrungen und Erlebnissen als Filmemacher geht die (leider) inoffizielle Biografie auch ein wenig auf Lucas´ Privatleben ein. Er hielt sein Privatleben so gut es geht aus der Öffentlichkeit raus. Seine Ehe mit Marcia, einer erfolgreichen Cutterin, verlief manchmal recht angespannt. Lucas konnte den Stress des Filmemachens nicht auf dem Set lassen und Marcias Kinderwunsch wurde zugunsten seiner Filme immer wieder verschoben, bis sie schließlich 1981 ein Mädchen namens Amanda adoptierten. Marcia war stets "die andere Frau", da Lucas´ Filme einfach vorgingen. 1983 kam es zur Trennung.
Lucas wollte sich daraufhin aus dem Filmgeschäft zurückziehen. Aber es kam anders und es sollten weitere Star Wars Filme erscheinen. Lucas adoptierte noch zwei Kinder, die er größtenteils selbst groß zog. Mit 69 Jahren wurde er Vater einer kleinen Tochter, Everest Hobson Lucas. Zu der Zeit war er wieder verheiratet, mit Mellody Hobson.
Viel mehr ist über sein Privatleben nicht wirklich bekannt.
Brian Jay Jones hat Lucas´ Werdegang (man könnte fast schon Kampf sagen) zu einem Imperium (und damit ist Star Wars mit all seinen Facetten gemeint) eindrucksvoll beleuchtet. Man bekommt einen ziemlich klaren Blick auf seinen eher introvertiert anmutenden Charakter, was ihn als Hollywood´schen Filmemacher sehr sympathisch erscheinen lässt.
Für mich war es die erste Biografie von George Lucas, daher bin ich sehr unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen. Mancherorts wird bemängelt, dass seine filmischen sowie privaten Begleiter etwas zu oft nach ihrer Meinung gefragt wurden oder dass vieles aus anderen Biografien zusammengeschrieben wurde. Meiner Meinung nach ist dies nicht das Schlechteste, müsste man sich sonst alles mühsam aus unterschiedlichen Quellen zusammensuchen. Daher kann ich diesem Kritikpunkt nicht ganz zustimmen.
Zeitweise hatte ich jedoch das Gefühl, dass Jones so manches Mal kein gutes Wort an Lucas lässt. Seine Niederlagen, seine manchmal komischen Eigenarten oder Fehlentscheidungen werden sehr detailliert dargelegt. Es ist keine reine Lobhudelei, was durchaus in Ordnung ist, jedoch darf es aus meiner Sicht nicht zu einer "Abrechnung" mit Lucas führen. Das tut es letztlich nicht, aber der Gedanke kam mir beim Lesen nicht nur einmal in den Sinn.
Der Schreibstil ist sehr flüssig. Jones hat eine sehr bildliche Sprache, so hatte ich zeitweise das Gefühl, mit Lucas im Cutterraum oder am Set zu stehen.
Für Star Wars Fans, die hinter die Kulissen schauen wollen, ist dieses Buch ein Muss! Da es keine offizielle Biografie ist, fehlen mir persönlich leider ein paar Dinge und ich vermute, es liegt daran, dass Lucas speziell in diesem Buch nicht Rede und Antwort stand: wie steht er zum EU (Expanded Universe) und dazu, dass nach Disneys Übernahme von Lucasfilm Ltd. jetzt vieles aus der Star Wars Saga (und das beinhaltet Comics, Clone Wars, Computerspiele etc.) als Legenden behandelt?
Die Biografie ist für Fans, wie gesagt, ein absolutes MUSS! Jones ist ein gutes Porträt über den großen Visionär Lucas gelungen.