Rezension zu "Hemlock Grove" von Brian McGreevy
Ich habe die gleichnamige Netflix-Serie gesehen bevor ich das Buch gelesen habe und das war ausnahmsweise mal kein Fehler. Auch die Serie ist wirklich sehenswert und man merkt beim Lesen des Buches schnell, daß der Autor direkt involviert war.
Brian McGreevy hat eine ganz eigentümliche Art zu schreiben, die mir gut gefiel. Die Charaktere sind samt und sonders recht sonderbare und nicht leicht zu durchschauende Gestalten, die dennoch sehr authentisch wirken und zu denen ich schnell einen Zugang hatte. Jeder von ihnen hat mehr oder weniger abstoßende Seiten, aber zu jedem einzelnen kann man gleichzeitig auch ein Verständnis und oft genug auch Mitleid entwickeln. Was sie alle eint, ist ihre grundlegende Menschlichkeit.
Der Schreibstil benennt die Dinge selten direkt, weswegen es mir geholfen hat, die Serie gesehen zu haben. Er bietet Serienkennern wiederum wieder tiefere Einblicke, denn auch hier sind die Geschehnisse teilweise recht nebulös gehalten.
Ich habe die kleinen Details sehr geliebt, die schnell einen Anker zum Leser selbst werfen, wie die Szene, in der Roman unvermittelt fragt, ob sein Gesprächspartner auch das Geräusch kennt, das das klopfende Herz manchmal in den eigenen Ohren macht: Wie ein sehr kleiner Mann, der im Schnee stapft. Solche Details machen das Buch zusätzlich zu den Charakteren, dem außergewöhnlichen Schreibstil und der interessanten Geschichte äußerst liebenswert.
Die Geschichte jedoch und auch das Ende, das sei gesagt, ist nicht unbedingt etwas für Hollywood-Happy-Ending-Fans.