Grandioses Südstaaten - Kopfkino mit straffem Erzähltempo, gutem Plot und durchweg gehaltener Spannung.
Der Burroughs Clan hat nicht nur den Bull Mountain fest im Griff gehabt, sondern auch mich als Leser.
Taff, stark, unsympathisch und doch beeindruckend. Harte Kerle im rauen Süden, die alles tun, um zu überleben und für Verräter ist kein Platz. Nichts für zartbesaitete Gemüter und doch kein Crime-Titel, bei dem es nur darum geht, wer die größte Menge an Blut verspritzt.
Es geht ums Überleben, um Macht und Zusammenhalt, um Geld und Herrschaft. Lang gehegtem Hass und Rache.
Ein Roman, der mir sehr gut gefallen hat und auf dessen Fortsetzung im August ich mich jetzt schon freue.
4 von 5 Sternen
Brian Panowich
Lebenslauf
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Bull Mountain
Bull Mountain Burning
Neue Rezensionen zu Brian Panowich
1949 erschießt Cooper Burroughs seinen Bruder Riley, um zu verhindern, dass dieser teile der Wälder von Bull Mountain an die Bank verkauft. Das ist der Anfang eines Drogenimperiums.
2015 lebt die Familie Burroughs immer noch dort und hat den Berg fest im Griff. Doch Clayton der jüngste Enkel ist der Sheriff im Tal, also das schwarze Schaf. Sein Bruder Halford führt die Drogengeschäfte weiter.
Eines Tages kommt ein FBI-Agent zu Clayton und macht diesem einen Vorschlag um aus den Drogengeschäften rauszukommen ohne Blutvergießen. Denn er will nur die Hintermänner.
Das Cover ist wirklich sehr atmosphärisch. Sehr düster, aber unter der großen weißen Schrift fällt der Berg gut ins Auge. Sehr toll gemacht.
Der Krimi ist gut geschrieben, obwohl ich etwas holprig in die Geschichte gefunden habe. Aber nachdem ich den Anschluss hatte, hat mich die Story sehr gefesselt. Die Familiengeschichte der Burroughs steht ganz klar im Vordergrund und das ist wirklich eine interessante. Durch übersichtliche Kapitel bekommt man nicht nur die Blickwinkel der verschiedenen Charaktere mit, sondern wechselt auch in den Jahren. Kurz und knapp sind die Kapitel in wer, wann, wo eingeteilt.
Interessant fand ich die Sicht der Bösen. Das heißt, dem Teil der Familie, der sich voll und ganz auf die Drogen konzentriert.
Zwar fragt man sich vielleicht am Anfang, wie kann ein Krimi über Hillbilly-Gangster gut sein, aber er ist es auf jeden Fall. Denn trotz dem Vorurteil sind die Burroughs nicht dumm und bauen ihre Drogenrouten nicht nur in unmittelbarer Nähe zum Berg auf.
Der Aufbau ist auch sehr gut gelungen, denn er ist nicht chronologisch, sondern man bekommt als Leser häppchenweise die wichtigen Informationen und so muss man einfach gebannt weiterlesen. So sind die verschiedenen Handlungsstränge gut verflochten und baut die Spannung auf.
Die Wendungen in dem Krimi sind überraschend. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet und so bleibt das Buch bis zur letzten Seite fesselnd.
Das Ende ist dann auch gelungen und rundet das ganze ab. Es hat mir äußerst gut gefallen.
Einfach ein Krimi nach meinem Geschmack, spannend und mit einem Ende das nicht vorhersehbar ist.
Mein Fazit: Ein Glück, dass ich dieses Buch über das Krimi-Abo vom Suhrkamp Verlag gewonnen habe, sonst wäre mir ein Lesevergnügen abhandengekommen.
Was Daniel Woodrell die Ozarks in Missouri, ist Brian Panowich der Bull Mountain in Georgia. Beides Gegenden irgendwo im Nirgendwo, in denen die Uhren anders gehen und man nach seinen eigenen Gesetzen lebt.
Mit „Bull Mountain“ hat der Amerikaner Brian Panowich einen beachtlichen Erstling geschrieben. Schriftsteller ist er bisher nur im Nebenberuf, hauptberuflich verdient er sein Geld als Feuerwehrmann. Glücklicherweise, denn wie ich in einem Interview mit ihm gelesen habe, nutzt er die Zeit auf der Feuerwache zum Schreiben - aber natürlich nur dann, wenn keine Brände zu löschen sind. Die Reaktionen auf das Debüt fielen durchweg positiv aus, ein Autorenkollege zog sogar John Steinbeck zum Vergleich heran.
Country, Southern und Hillbilly, immer mit dem Attribut „Noir“ versehen, sind die Schlagworte, die ich im Zusammenhangmit Panowichs Roman gelesen habe. Alle zutreffend, denn „Bull Mountain“ ist sowohl eine breit angelegte Familiensaga in einer der vergessenen Regionen der Vereinigten Staaten als auch eine Geschichte über ungleiche Brüder und Vater-Sohn-Beziehungen, aber auch ein harter Kriminalroman, der nichts mit heimeligem Landleben zu tun hat.
Die Burroughs sind so, wie man sich eine typische Redneck-Familie vorstellt. Seit Generationen leben sie auf dem Bull Mountain im nördlichen Georgia und bestreiten ihren Lebensunterhalt durch die Herstellung und den Vertrieb illegaler Substanzen. Während der Prohibition ist es der schwarzgebrannte Schnaps“, als damit kein Geld mehr zu verdienen ist, wird Cannabis angebaut, und mittlerweile verspricht das Kochen und Verkaufen von Crystal Meth satte Profite. Die Söhne werden bereits früh von ihren Vätern auf Linie gebracht, wenn es darum geht, die Familienehre, bzw. was immer auch der Burroughs-Clan darunter versteht, zu schützen. Und exzessive Gewaltanwendung bis hin zum Tod ist ein Mittel, um Abweichler aus den eigenen Reihen zu bestrafen, Blutsbande hin oder her.
So ist es fast schon verwunderlich, dass es Clayton gewagt hat, dem Familiengeschäft den Rücken zu kehren und sich zum Sheriff wählen zu lassen. Wenn es sich vermeiden lässt, meidet er den Kontakt mit seinem Bruder Halford, dem König des Bull Mountain, der das Familiengeschäft fortgeführt und ausgebaut hat. Bis zu dem Tag, an dem Simon Holly, ein Agent des ATF, auftaucht und ihm einen Vorschlag unterbreitet. Das ATF ermittelt gegen einen dicken Fisch in Florida, mit dem Halford Geschäfte macht. Und Halford kann seine Haut nur dann retten, wenn er ihn verpfeift. Genau dazu soll Clayton seinen Bruder überreden, und nach einigem Zögern macht er sich auf den Weg in die Höhle des Löwen. Die Frage ist nur, ob er sich auf Hollys Wort verlassen kann, oder ob dieser ein Spiel spielt, dessen Regeln nur er kennt.
Es sind über sechzig Jahre in der Geschichte des Burroughs-Clans, die Brian Panowich beschreibt. Dabei ist seine Erzählung nicht linear aufgebaut, sondern wechselt in der Zeit hin und her. Aus verschiedenen Perspektiven wird der Blick des Lesers auf prägende Ereignisse in der Familie gelenkt. Diese Momentaufnahmen erscheinen zu Beginn recht willkürlich und zusammenhanglos, fügen sich aber im Verlauf des Romans zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Große Gefühle, Familienehre, Liebe, Loyalität, Tragik und Hass, hier ist alles zu finden.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit Elmore Leonards „Justified“ kann „Bull Mountain“ meiner Meinung nach nicht leugnen, und Ähnlichkeiten zwischen den Crowders und den Burroughs sind in groben Zügen zweifelsohne vorhanden. Aber die Art, in der Brian Panowich seine Geschichte entwickelt, ist exzellent, und damit kann eine TV-Serie nun doch nicht so ganz mithalten. Ganz großes Kino, Mr Panowich!
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