Cover des Buches Der verlorene Thron (ISBN: 9783453316614)
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Rezension zu Der verlorene Thron von Brian Staveley

Drei Erben für einen Thron, umsponnen von Intrigen, Verrat und Mord...

von Avalaia vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Dieses Buch ist wie eine Einleitung auf das, was noch folgen mag - viel Charakterentwicklung, Vorstellung und Beschreibung, wenig Action!

Rezension

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Avalaiavor 8 Jahren
"Doch die Kettral hatten schon viele Tote gesehen, und sie kannten den Kummer. Es waren seine Augen, an die sich alle erinnerten. Sie waren immer so dunkelbraun wie versengtes Holz gewesen, aber irgendwie hatten sie meilenweit weiter gebrannt, unter Land und Meer, tief im Tempel des Eulenkönigs, bis sie nicht mehr nur Asche, nicht mehr nur schwärzestes Pech gewesen waren, sondern Löcher in die Finsternis hinein, vollkommene Kreise, die in die Nacht selbst eingestanzt waren."
(S. 367f)

Sanlitun, der Kaiser über das Reich Annur, wurde hinterlistig ermordet. Das ganze Reich ist darüber in Aufruhr, doch scheint der Mörder bereits fest zu stehen: Uinian der Vierte, Priester der Intarra, der Göttin, zu der in Annur am häufigsten gebetet wird. Adare, seine Tochter, hat er in seinem Testament zur Finanzministerin ernannt, da sie selbst als Frau den Thron nicht erben kann. Seine beiden Söhne, Valyn und Kaden, sind noch weit verstreut über den Kontinent, ihre eigenen Ausbildungen absolvierend. Zu Sanlituns letzten Schachzügen hat es gehört, eine Gruppe Aedolianer, der besten Kriegerkaste des Reiches, zu je einem seiner Söhne zu schicken, um sie sicher nach Hause zu bringen - doch sie kommen nie an.Während Kaden, der eigentliche Thronerbe, noch versucht, die Vaniate, die vollkommene Leere des Geistes, zu erlernen, und nichts von den Ereignissen des weit entfernten Annurs ahnt, absolviert Valyn eine der härtesten und gefährlichsten Kriegerausbildungen - zum Kettral, die angsteinflößendsten Meuchelmörder der Welt. Er erfährt als Erster der beiden vom Tod Sanlituns und setzt ab sofort alles daran, seine Ausbildung schnellstmöglich hinter sich zu bringen, um Kaden rechtzeitig zu erreichen...

Mit seiner Sprache erschafft der Autor hier eine sehr bildliche, tiefe Welt, in der man sich gut zurecht findet. Auch seine Charaktere sind gut gezeichnet, auch wenn sich dies erst zum Schluss hin wirklich zeigt. An manchen Stellen versucht er, mit sehr ausgewählten Beschreibungen eine gewisse Epik zu erzeugen, was manches Mal gelingt, andere Male wiederum gar nicht und somit leider etwas übertrieben wirkt. Aber im Generellen lässt sich das Buch sehr gut lesen und erzeugt ordentlich Stimmung.

Leider, wie schon zuvor ein paar Mal erwähnt wurde, hat dieses Werk ein paar Längen zu viel. Dadurch, dass Brian Staveley sich wirklich darum bemüht, eine logisch konstruierte, bildliche Welt zu schaffen, leidet darunter die Handlung, oder eher die Schnelligkeit ebendieser. Die ersten dreiviertel des Buches passiert kaum etwas, Valyn und Kaden widmen sich ihrer Ausbildung, Adare platzt ab und an dazwischen und lässt uns die Dinge im Hofleben sehen. Ich empfinde ihren Handlungsstrang tatsächlich am Interessantesten, obwohl sie nur 3-4 Mal vorkommt, danach kommt der Valyns, weil dieser eben nicht vollkommen abgeschottet von der restlichen Welt lebt und die Realität noch mitbekommt, und danach erst Kadens Handlungsstrang, der sich oftmals in der Grundaussage wiederholt und nur ab und an Abwechslung bietet - unter anderem auch dahingehend, dass er bis kurz vor knapp nichts vom Tode seines Vaters und seiner neuen Stellung als Kaiser weiß.
Das letzte Viertel allerdings ist sehr, sehr spannend und überschlägt sich fast an Handlung, weil so vieles auf einmal passiert. Das Ende ist offen und lässt auf mehr hoffen. Ich werde mir den zweiten Teil auf jeden Fall besorgen.
Dieses Buch ist also zusammengefasst eher eine Einleitung für die Folgebände, in der die Figuren einzeln gezeichnet, vorgestellt und vertieft werden, die Welt erschaffen und bereist wird, während die Intrigen langsam zu wirken beginnen. Wer mit sowas also weniger Probleme hat und nicht immer nur nach schneller Handlung strebt, kann sich hier trotz der vielen Längen sehr gut aufgehoben fühlen. Vielleicht muss man das Buch nicht gelesen haben, aber ich finde nicht, dass man seine Zeit damit verschwendet, es doch zu tun.
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