Rezension zu "So friedlich, das Meer" von Brigitte Beil
Als die junge Italienerin Camilla, ihren ersten Job in einer namhaften Werbeagentur in Vicenza antritt, dauert es nicht lange, bis ihr Chef Paolo, auf die junge Frau aufmerksam wird. Unversehens stürzt sich Camilla in eine leidenschaftliche Liaison mit dem verheirateten Mann und genießt die heimlichen Treffen auf versteckten Weingütern und in abgelegenen italienischen Gasthöfen. Im Familien- und Freundeskreis bleibt die Affäre nicht lange geheim und ihre Kollegen raten der jungen Frau, das Verhältnis locker zu nehmen, denn eine solche Romanze, ist keine Seltenheit in Italien. Ein Ende der Liebschaft ist absehbar und so geschieht es tatsächlich, dass Macho Paolo, die Mittzwanzigerin sehr schnell wieder abserviert.
Die junge Frau ist enttäuscht und verletzt, aber überwindet die Kränkung und geht ihren Weg. Jahre später, Camilla ist mittlerweile Ehefrau und Mutter, holt sie die damalige Affäre plötzlich wieder ein, als sie in der Stadt auf Paolo trifft. Diese Begegnung droht ihr Leben und ihre Familie zu zerstören, denn auf einmal hegt Camilla den Verdacht, dass ihr Ehemann Gianni, dasselbe treulose Spiel treibt wie einst Paolo.
Camilla gerät in ein regelrechtes Gefühlschaos und einen Strudel aus Eifersucht und haltlosen Verdächtigungen. Mit ihrem Misstrauen und der ständigen Kontrolle, zerstört sie schließlich ihre Ehe und schlägt ihren Mann Gianni in die Flucht. Aber auch sie selbst flieht aus dem Wirrwarr ihrer kaputten Beziehung und verlässt Italien, in der Hoffnung auf einen Neuanfang.
Im ersten Teil der Geschichte, beschreibt die Autorin Brigitte Beil, das Kennenlernen zwischen Camilla und Paolo und wir begleiten die junge Frau während ihrer leidenschaftlichen Affäre mit dem deutlich älteren Mann. Obwohl die Italienerin zunächst sehr naiv und blauäugig dargestellt wird, ist sie mir schnell ans Herz gewachsen und wenngleich ich von Paolos Selbstherrlichkeit sehr genervt war, konnte ich Camilla verstehen und ihre Unbedarftheit nachvollziehen. Gespannt habe ich die Beziehung verfolgt und war neugierig auf die weiteren Ereignisse.
Als die Geschichte eine Wendung nimmt, die Liaison in die Brüche geht und Camilla fünf Jahre später, Ehefrau und Mutter ist, musste ich leider feststellen, dass mir die Protagonistin zunehmend unsympathischer wurde. Die Autorin schafft es zwar gekonnt, Camillas Seelenleben darzustellen und mit detailreicher Beobachtungsgabe, beschreibt sie die Ängste der Frau, jedoch konnte ich Camillas Handlungen einfach nicht verstehen. Mehrmals wollte ich sie kräftig wachrütteln und zur Vernunft bringen. Ihre Lebenslust wandelte sich in Verbitterung und mir war nicht klar, warum die einstige Affäre, eine derartige Traumatisierung auslösen konnte.
Das Ende der Geschichte war zunächst vorhersehbar, für meinen Geschmack zu kitschig und langweilig, jedoch hat mich vor allem die allerletzte Seite des Romans, noch mal so richtig überraschen können und sprachlos zurückgelassen.