Rezension zu Bis ins Koma von Brigitte Blobel
Rezension zu "Bis ins Koma" von Brigitte Blobel
von mabuerele
Rezension
mabuerelevor 12 Jahren
Marvin ist 15 Jahre. Seine Leistungen in der Schule sind in Ordnung. Er arbeitet im Anti-Agressionsteam mit und bekommt plötzlich die Rolle in einer Dailysoap angeboten. Innerlich aber hat Marvin die Scheidung seiner Eltern nicht verkraftet. Er fühlt sich vom Vater verraten und verpflichtet, seine Mutter zu trösten und ihr beizustehen. Mit der Scheidung wurde er aus seiner Kindheit gerissen, denn für die Mutter war er der einzige Ansprechpartner. Seine drei Freunde und er gehen oftmals nach der Schule zu einem Kiosk, um ein Bier zu trinken. Es ist in, mit der Bierflasche gesehen zu werden. Doch es bleibt nicht beim Bier. Die Anlässe zum Trinken häufen sich. Brigitte Blobel hat schon etliche Bücher zu aktuellen Jugendthemen geschrieben. In diesem Buch gelingt es ihr, aufzuzeigen, wie ein ganz normaler Junge in den Alkoholismus abgleitet. Marvins Probleme sind keinesfalls selten. Nach der Scheidung wurde, wie man so sagt, viel schmutzige Wäsche gewaschen. Marvin musste sich zwischen den Eltern entscheiden. Er glaubte, was die Mutter sagte, und kapselte sich innerlich vom Vater ab. Dass er dafür psychisch noch gar nicht reif war, haben die Erwachsenen nicht beachtet und nicht begriffen. Sehr exakt wird die Zerrissenheit Marvins herausgearbeitet. Was mich betroffen gemacht hat, ist das Verhalten der Erwachsenen. Sie sehen, dass der Junge zu viel trinkt und halten ihn nicht auf. Schön fand ich, dass ihm die Produktionsfirma eine zweite Chance gab, doch es fehlte im entscheidenden Moment die helfende Hand. Zu den besonderen Stellen des Buches gehört die Szene, wo Marvin zwischen zwei zerstrittenen Jungen vermittelt und für beide eine befriedigende Lösung findet. Hier wächst er über sich hinaus. Hier kann er seine eigenen Probleme ausblenden. Die Personen sind als Jugendliche aus dem hier und jetzt charakterisiert und als Identifikationsfiguren geeignet. Der Roman spiegelt das normale Leben wieder. Er zeigt auch das normale Versagen der Erwachsenenwelt. Das Buch ist nicht nur als Jugendlektüre zu empfehlen. Kurze Kapitel, große Schrift und eine angemessene Seitenzahl lässt ein schnelles und flüssiges Lesen zu.