Cover des Buches Blind date (ISBN: 9783401063072)
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Rezension zu Blind date von Brigitte Blobel

Rezension zu "Blind date" von Brigitte Blobel

von Erdbeere_Mag_Lesen vor 13 Jahren

Rezension

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Erdbeere_Mag_Lesenvor 13 Jahren
Erste Gedanken: Das Buch habe ich vor einer Weile auf einem Blog entdeckt und fand die Thematik sehr interessant. Mich hat die Neugier gepackt, wie wohl eine Liebesgeschichte aus der Sicht einer Blinden zu lesen ist. Zudem wollte ich wissen, wie Brigitte Blobel es schafft, dieses etwas schwierigere Thema authentisch rüber zu bringen. Meine Meinung: Zoe ist blind – und das seitdem sie 14 Jahre alt ist. Mit dieser Tatsache scheint sie oftmals besser zu Recht zu kommen als viele ihrer Mitmenschen. Vor allem ihre Mutter scheint mehr als bestürzt darüber zu sein, dass ihre geliebte Tochter blind ist. Deshalb lebt Zoe in einer WG in Berlin. So soll sie ihren Weg in die Selbstständigkeit zurückfinden und lernen, ihr Leben so normal wie möglich zu führen. Sie geht einkaufen, zur Schule und hat einen Nebenjob in einem Call – Center. Eines Tages landet sie mit einem ihrer Anrufe bei Lennart Grün, der junge Mann mit der samten Bassstimme. Beide kommen ins Gespräch, verstehen sich auf Anhieb und verabreden sich für weitere Telefonate. Doch eines Tages bittet Lennart, der nichts über Zoes Blindheit weiß, sie um ein richtiges Treffen. Brigitte Blobel erzählt in ihrem Buch die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich ihren neuen Leben anpassen muss. Blindheit ist ein komplexes Thema, dass Blobel gekonnt und authentisch zu beschreiben weiß. Meist gelingt es ihr gut, die Gefühlswelt einer Sehbehinderten dem Leser zu vermitteln. So beschreibt sie die alltäglichen Gefahren, die Zoe erwarten und für uns Sehenden nicht als solche erkennbar sind. Dabei bringt sie den Leser zum Nachdenken. Ich habe mir beim Lesen öfter vorgestellt, wie es wäre, selber blind zu sein oder mich in Zoes Lage versetzt. Ich war beeindruckt von dem, was sie alles ohne Hilfe schaffen konnte und wie sie ihr Leben so normal wie möglich meisterte. Als sich Zoe dann zum ersten Mal verliebt, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Sie weiß nicht, wie Lennart auf sie reagieren wird. Blobel spricht hier das Thema der Akzeptanz und Toleranz gegenüber Handicaps an, denn viele Menschen haben immer noch Berührungsängste gegenüber Blinden oder generell Behinderten. Auch das macht Zoe zu schaffen. Doch als es zum Treffen kommt, konnte Lennart, meines Erachtens, nicht besser reagieren. Die Beziehung zwischen Zoe und Lennart fand ich teils merkwürdig und unbefriedigend. Zoe schien sich schnell in Lennart verliebt zu haben. Da das Buch aus Zoes sowie aus Lennarts Sicht erzählt wird, wusste der Leser auch über seine Gedanken und Gefühle Bescheid. Beim ihm war ich mir die ganze Zeit im Unklaren, welche Gefühle er für Zoe hegte. Für mich hat Blobel die Figur zu sehr in die Rolle des großen Fußball Fans gedrängt. Das Buch spielt in der Zeit während der WM 2010, daher hatte er sich ,meiner Meinung nach, zu viele Gedanken über Fußball gemacht. Generell trat mit Lennart das Thema Fußball verstärkt in den Vordergrund. Sollte jemand kein Interesse an Fußball hegen, so wird ihm dieser Part des Buchs wohl kaum gefallen. Für mich, als minimaler Fußball Fan, war die Sache ganz interessant. Es wurden die bekannten Spiele von damals angesprochen und dem Leser wurden Zeit und Stimmung, die damals im Land herrschten,vor Augen gehalten. Dass das Thema Fußball manchmal so sehr präsent war, war nicht immer passend. Viel lieber hätte ich etwas über Lennarts Gefühle erfahren; gewusst, wie er auf Zoes Blindheit reagiert und wie er darüber wirklich denkt. Das kam leider etwas zu kurz. Allgemein fand ich die Figur des Lennarts etwas oberflächlich geraten. Er besaß kaum Tiefe und ich wusste nie, genau wie Zoe, woran ich bei ihm war. Zoe fand ich als Charakter sehr stark und optimistisch. Sie konnte gut mit ihrer Erkrankung umgehen. Blobel hat ihr Leben eingehaucht und beschrieb sie und ihr Verhalten sehr authentisch. Die Nebenfiguren fand ich allerdings teilweise sehr klischeehaft. Hier verrennt sich Blobel in Theorien, die ich selber absurd und lachhaft fand. _____ "Wer hätte - es sei denn, er studierte Sozialpädagogik oder Psychologie - schon gern etwas mit Behinderten zu tun?" (S. 167 / Arena Verlag GmbH/ 1. Auflage 2011/ Würzburg) ______ Diese Aussage zeugte nicht gerade von großer Charakterstärke. Vielleicht hat sich Blobel hier auch nur etwas unglücklich ausgedrückt. Generell fand ich den Schreibstil sehr einfach gehalten. Für meinem Geschmack manchmal zu einfach. Es gab Dialoge, bei denen ich nach dem Sinn suchte oder die mich weder interessierten noch relevant für den Verlauf der Geschichte waren. Die Dialoge kamen mir manchmal einfach zu gekünstelt rüber. Mein Urteil: Ein gutes Buch, welches zum Denken anregt. Trotz teilweise Klischeehafter Figuren und Dialogen, schafft es Brigitte Blobel dem Leser das Thema Blindheit näher zu bringen.
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