Brigitte Döbert

Lebenslauf

Brigitte Döbert, geboren 1959, lebt in Berlin. Sie überträgt seit über zwanzig Jahren Belletristik aus verschiedenen exjugoslawischen Staaten ins Deutsche, darunter Die Tutoren von Bora Ćosić und das Werk von Miljenko Jergović. Dafür wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW (2016) sowie dem Preis der Leipziger Buchmesse (2016).

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Das verrückte Herz (ISBN: 9783518431962)

Das verrückte Herz

Erscheint am 18.11.2024 als Gebundenes Buch bei Suhrkamp.

Alle Bücher von Brigitte Döbert

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Neue Rezensionen zu Brigitte Döbert

Cover des Buches Buick Rivera (ISBN: 9783731761167)
dunis-lesefutters avatar

Rezension zu "Buick Rivera" von Miljenko Jergović

Abgebrochen
dunis-lesefuttervor 3 Monaten

A B G E B R O C H E N


In den USA begegnen sich der Bosnier Hasan der vor vielen Jahren vor dem Balkan Krieg nach Oregon geflohen ist, und der Serbe Vuko, der im Krieg kein unbeschriebenes Blatt war.

Beide tragen eine Geschichte mit sich um, die sie auf unterschiedlichste Weise beeinflusst und belastet. Hasan ist mit einer deutschen verheiratet und die Ehe kriselt, denn er kümmert sich mehr um seinen Buick Rivera als um seine Frau. Er lernt Vuko kennen, als er mit dem Wagen liegen bleibt und der ihn mitnimmt. Zwischen beiden spinnen sich Gespräche, die den typischen Balkan Slang intus haben.


Leider musste ich das Buch abbrechen, denn es hat mich mehr verwirrt als unterhalten. Die Geschichte springt in den Gedanken und zwischen den Personen hin und her. Es gibt immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die aber nicht miteinander verknüpft werden -zumindest bis Seite 100 nicht. Die Dialoge sind oft zusammenhanglos. Genau diesen Schreibstil fand ich sehr ermüdend, obwohl mich eigentlich interessiert wie zwei Männer, die aufgrund ihrer Nationalität verfeindet sein müssten, in einem fremden Land miteinander klarkommen.


Ich habe dann ungefähr nach der Hälfte abgebrochen und Floppy tut mal wieder seinen Dienst. 

Cover des Buches Sonnenschein (ISBN: 9783455405163)
Josseles avatar

Rezension zu "Sonnenschein" von Dasa Drndic

Eine beindruckende, aber leider auch sehr sperrige Lektüre
Josselevor 2 Jahren

Es brauchte 8 Jahre, bis der im Original 2007 unter demselben Titel veröffentlichte Roman 2015 auf Deutsch erschien. Es ist einer von nur zwei Romanen der Autorin, die ins Deutsche übertragen worden sind, was womöglich an ihrer Komplexität liegt, denn das vorliegende Werk ist sicher keines, das man einfach so runterliest. 

Die vielen Geschichten, Namen, Verbrechen und Anekdoten, die von der Autorin angesprochen werden, animieren zur eigenen Recherche, was sehr lehrreich ist, aber die Lektüre zerstückelt. Bei mir hat es zur Erkenntnis geführt, dass ich dieses Buch in den Zeiten ohne Internet nur mit deutlich weniger Wissenszuwachs hätte lesen können.

Die Erzählweise mit ständigen Zeiten- und Perspektivenwechseln gefiel mir jedoch nicht besonders gut und war mir zu durcheinander. Mehr Stringenz und Klarheit hätten dem Roman sehr gutgetan.

Ungewöhnlich ist die Garnierung des Textes mit entsprechenden Bildern, die leider zum Teil so klein geraten sind, dass Wesentliches nicht zu erkennen ist. Das hätte man sich in den meisten Fällen sparen können. Schade finde ich auch, dass einige Lieder und Gedichte nicht übersetzt worden sind.

Einige, wie ich finde, bemerkenswerte Stellen möchte ich gerne zitieren:

„Wie viele Schocks, wie viel Unglück verursacht seit Jahrhunderten diese sinnlose Information (gemeint ist die Religions- bzw. Volkszugehörigkeit, Anmerkung des Verfassers), die Menschen sogar vor sich selbst verbergen oder sich damit brüsten, als würde sie darüber entscheiden, wer sie sind und was sie sind, als wären Glaube und Blut für sich genommen Segen oder Fluch.“ (Verlag Hoffmann und Campe, 1. Aufl. 2015, S.52)

„Die Familie Tedeschi lebt weiter in illusorischer Unwissenheit. Wer weiß, was vor sich geht, redet nicht darüber; wer es nicht weiß, stellt keine Fragen; wer fragt, bekommt keine Antworten.“ (ebd., S.79)

„Die blinden Betrachter sind ‚gewöhnliche‘ Leute, die auf Sicherheit setzen. Sie wollen ungestört leben. Im Krieg und trotz des Krieges wenden diese blinden Betrachter den Blick ab und verweigern jedes Mitleid, ihr Selbstschutz ist eine Rüstung, ein Schneckenhaus, in dem sie sich wie Maden fröhlich fläzen. Sie sind überall. In den neutralen Regierungen neutraler Staaten, unter den Verbündeten, in den besetzten Ländern, unter der Mehrheit unter der Minderheit, unter uns. Die bystander, das sind wir.“ (ebd., S. 89)

„Bevor das Lager geschlossen wird, schlägt Kurt Franz die Zeit tot, indem er Menschen totschlägt.“ (ebd., S. 277)

Insgesamt ist das Buch irritierend und sperrig. Das beginnt schon mit der Haptik und den fransigen Seitenrändern, die – zumindest mich – an einen Stacheldraht erinnern. Die Sperrigkeit ist sicherlich Absicht, die Autorin will es dem Leser nicht leicht machen. Es kommen Täter und Opfer zu Wort, oftmals aus der Perspektive nicht eines anderen, sondern eines Dritten, der berichtet, was der Erste dem Zweiten erzählt hat.

 Mit voller Wucht und so „hautnah“ wie literarisch nur möglich möchte die Autorin den Leser mit den schrecklichen Geschehnissen konfrontieren. Sie belässt es nicht dabei, die Zahl der Opfer und die Zahl der Täter zu veröffentlichen. Sie veranschaulicht, wie viele Buchseiten die Namen von 9000 Opfern füllen, und wie viele die Kurzbiografien der Täter. Das ist beeindruckend und erzielt Wirkung, zumindest bei mir.

Wiederholt erwähnt sie, was eigentlich eine Binse ist, aber in der Ungeheuerlichkeit der riesigen Opfer- und Täterzahlen trotzdem unterzugehen droht: „Hinter jedem Namen verbirgt sich eine Geschichte.“

Auf der einen Seite ist dadurch ein tolles, lehrreiches, erschütterndes Buch entstanden für all diejenigen, die sich für Literatur, ihre Spielarten und im optimalen Fall auch für die Geschichte des 3. Reiches interessieren. Auf der anderen Seite und das empfinde ich als das große Manko dieses Buches sperrt die Autorin ungeübte Leser praktisch aus, spricht niemanden an, der sich nicht von selbst angesprochen fühlt, weckt kein Interesse für die Geschichte des 3. Reiches, sondern erschwert den von ihr so genannten „bystandern“, die sie im Text zu Recht kritisiert, den Zugang geradezu. Ich fürchte, das ist kontraproduktiv. Drei Sterne.

Cover des Buches Die Tutoren (ISBN: 9783895615870)
Beusts avatar

Rezension zu "Die Tutoren" von Bora Ćosić

Chronik unerheblicher Vorkommnisse
Beustvor 3 Jahren

Bora Cosic macht es seinen Lesern nicht leicht, denn eigentlich geht es ihm nicht um eine Geschichte, sondern um Sprache, also: Wie wandeln sich Wirklichkeiten, indem man sie in Sprache kleidet. Hierzu entwirft er eine eigenwillige Haute Couture der Textsorten – nachgeplappert den Sprachlehrern oder Tutoren – für das Fundament von „Die Tutoren“, nämlich die Generationenfolge der Familie Uskokovic aus Grunt. Diese Textsorten gestalten die Kapitel des Romans, Cosic nennt sie selbst im Nachwort: „Lexikon / Bauernkalender / Lesebuch / Belehrender Bilderbogen / Dilettanten / Bildunterschriften / Kitsch / Katalogverzeichnis / Haushaltsbuch / Comic / Kochwissenschaft / Pornografie / Baedeker / Volksliederbuch / Schundroman in Fortsetzungen / Privater Briefwechsel / Literarische Sprache / Amts- und Verordnungssprache.“ (S. 786) Ich hätte schwören können, dass auch einige Seiten Telefonbuch dabei waren, so stattliche Namenskolonnen rasselten da über die Seiten. Von Namen gab es viele, von Absätzen nur sehr wenige. Das Kapitel Bauernkalender kommt ganz ohne einen Absatz aus, und sogar das Volksliederbuch entbehrt der Absätze und ihrer wohltuenden Gliederungswirkung, obschon der Text gereimt ist. 

Abgesehen von dieser stilistischen Manieriertheit, die das Spiel von 180 annehmbaren auf 800 ehrfurchtgebietende Seiten ausdehnt, verlässt sich Cosic auf eine handlungsarne Inhaltsfülle, die er eine „Chronik unerheblicher Vorkommnisse“ nennt (S. 785). Was mich durch die Zeilen trug, war also das Interesse am Sprachspiel und die Bewunderung für die Übersetzungsleistung von Brigitte Döbert. Immerhin beeindruckt auch die Chuzpe, mit der jemand eine basale Handlung als Reihe von Lexikonlemmata darstellt – und es funktioniert! Es entsteht ein ganz breites Lektürebild einer serbischen Gesellschaft im Wandel, das einem den Fortschritt in der rückständigen serbischen Provinz, die Gottgläubigkeit der Landbevölkerung, die politischen Emotionen beim Zusammenbruch der Habsburger Dynastie näher bringt. 

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