Brigitte Hilzensauer

 3,9 Sterne bei 180 Bewertungen

Lebenslauf

Brigitte Hilzensauer, geboren 1950 in Niedernsill/Salzburg, Studium der Geschichte und Germanistik in Wien, arbeitete zuerst als Lektorin und Redakteurin und übersetzte unter anderem Timothy Snyder, Nick Thorpe, Tim Bonyhady, Kapka Kassabova und die Bücher von Edmund de Waal. Sie lebt in Wien.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Brigitte Hilzensauer

Cover des Buches Kajzer (ISBN: 9783552073395)
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Rezension zu "Kajzer" von Menachem Kaiser

Bibliokate
Über Erinnerungskultur und Wiedergutmachung

Es ist wichtig zu erkennen, dass unsere Geschichtskonzepte in einem gewissen Maß von Mythen gespeist werden, besonders wenn es um etwas geht, das die Phantasie so sehr fordert wir die Nazis. Das ist eine Erklärungshilfe dafür, warum die Entdecker, die behaupteten, sie hätten den Goldzug gefunden, so ernst genommen wurden. Oder die bodenlose Obsession von verschiedenen Nazi Geheimnissen. " S.143


Menachem Kaiser erzählt in diesem Buch von eimer Art Reise in die Vergangenheit. Einst besaß seine Familie im ehemals schlesischen Industriegebiet. Allerdings wurde es von den Nazis enteignet. Versuche es zurückzubekommen scheiterten. 


So macht sich Menachem Kaiser auf die Suche nach seiner Vergangenheit. Immer wieder stößt er dabei aus Widersprüche, todgeschwiegenes und Schmerz der über Generationen weitergegeben wurde. Wie geht man damit um wenn an plötzlich erfährt wie viele Verwandte im zweiten Weltkrieg umkamen oder für immer verschwanden? Wie betrifft das die nächsten Generationen und gibt es eine Möglichkeit zur Wiedergutmachung des so tiefsitzenden Schmerzes? 


Das sind die zentralen Themen in diesem Stilistisch so großartigen wie thematisch berührenden Buch das einen nachdem es zugepackt hat so schnell nicht mehr loslässt. Ein wirklich gelungenes Buch über Erinnerungskultur, Aufarbeitung und Wiedergutmachung. Das Buch hat mich zum Nachdenken gebracht, intellektuell sowie emotional sehr gefordert und ist in meinen Augen unglaublich lesenswert und wichtig. 


Von mir gibt's daher eine absolute Empfehlung und ich bin froh das Buch endlich von meinem Sub befreit zu haben auf dem es unverdienterweise viel zu lange warten musste. 


Cover des Buches Kajzer (ISBN: 9783552073395)
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Rezension zu "Kajzer" von Menachem Kaiser

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Faszinierende Spurensuche

MEINE MEINUNG

Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.

Hierin erzählt er äußerst scharfsinnig und humorvoll, welche unerwarteten und bisweilen bizarren Verwicklungen ihm widerfuhren, als er sich auf die Spurensuche nach der Geschichte seiner eigenen Familie begab.

Eigentlich hatte sich Menachem Kaiser als Nachkomme von Juden, die den Holocaust überlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswanderten, nicht sehr für alte Familiengeschichten und seine Herkunft interessiert – sicherlich auch, weil in der Familie wenig über die problematische Vergangenheit gesprochen wurde. Als er jedoch erfährt, dass sein Großvater Maier Menachem Kajzer, der bereits 8 Jahre vor seiner Geburt verstarb und nach dem er benannt wurde, sich vor langer Zeit vergeblich bemühte, im heutigen Polen Ansprüche auf ein von den Nazis enteignetes Mietshaus seiner Familie geltend zu machen, begibt sich der Autor nach Schlesien - der ehemaligen Heimat seines Großvaters, um vor Ort mehr darüber zu erfahren und eventuell doch noch eine Rückübertragung des Gebäudes zu erwirken.

Es wird eine höchst ereignisreiche und fesselnd erzählte Reise zu seinen familiären Wurzeln und seinem Familienerbe mit zahlreichen Um-und Irrwegen sowie sehr abenteuerlichen Entwicklungen, auf der wir den Autor begleiten.

In seinem in vier Teile untergliederten Buch berichtet Kaider über seine Erlebnisse keineswegs rein chronologisch. Des Öfteren schweift er in seinen zu Papier gebrachten Erinnerungen ab, verliert sich bisweilen in Nebenschauplätzen, hinterfragt seine Motive und sinniert über unterschiedliche Themen, um schließlich den Faden wieder aufzunehmen. Durch den lebendigen, sehr mitreißenden Schreibstil wird man rasch in die sich oftmals überraschend entwickelnden Geschehnisse hineingezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang, so dass man gerne über einige sehr sprunghafte Wechsel und etwas langatmige Passagen hinwegsieht.

Hautnah haben wir zunächst Anteil an seiner Spurensuche nach dem Familienerbe in der kleinen polnischen Stadt Sosnowiec, seinen Begegnungen mit den langjährigen Bewohnern des Gebäudes sowie seinen Interaktionen mit der mysteriösen polnischen Anwältin namens „Killerin“, die ihn und seine Familie bei ihrer Restitutionsforderung in Polen und möglichen bürokratischen Schwierigkeiten unterstützen soll. Doch unversehens befinden wir uns im zweiten Teil auf einer Schatzsuche der ganz anderen Art, erkunden an der Seite skurriler Nazi-Schatzsucher das von jüdischen Zwangsarbeitern tief ins Eulengebirge gegrabene Mysterium namens Projekt Riese, um das sich viele Mythen und aberwitzige Verschwörungstheorien ranken, und tauchen an der Seite von Kaiser in eine höchst merkwürdige Welt ab, die viele interessante historische Hintergrundinformationen aber auch bizarre Verwicklungen für uns bereit hält. So erstaunt er uns insbesondere mit einer ganz neuen, erstaunlichen Facette seiner verwobenen Familiengeschichte, die uns eigentlich von seiner Spurensuche nach der Familie seines verstorbenen Großvaters wegführt und einen ganz anderen, berühmten Volkshelden in Polen in Form von dessen Cousin in den Mittelpunkt rückt.

Und wie es so oft im Leben ist, kommt am Ende alles ganz anders als erhofft und wir müssen uns mit einem unbefriedigenden und bislang offenen Ausgang von Kaisers Unterfangen zufrieden geben. 

FAZIT

Ein fesselndes, sehr ausschweifend erzähltes Memoir über eine ereignisreiche Spurensuche nach den familiären Wurzeln, über Familienerbe, Herkunft, Wiedergutmachung und erschütternde jüdische Schicksale.

Eine absolut bizarre, wie faszinierende Geschichte mit interessanten Hintergrundinformationen, die mich noch lange beschäftigt hat! Lesenswert!

Cover des Buches Kajzer (ISBN: 9783552073395)
L

Rezension zu "Kajzer" von Menachem Kaiser

Lilli_Marleen_Art
Blieb leider etwas hinter der Erwartung

 Menacham Kaiser macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit seiner Familie. Da die meisten von ihnen im Holocaust umgekommen sind, wird diese Zeitreise sehr schwierig. Er begibt sich nach Polen. Dort besaßen seine Vorfahren ein Mietshaus. Wird er es finden und am Ende sogar Gerechtigkeit erlangen, indem seine Familie das unbekannte Haus zurückbekommt? Bei seiner Reise trifft der Autor auf viele interessante und teilweise skurrile Menschen. 


Ich fand den Klappentext wirklich sehr interessant. Leider konnte das Buch dann nicht die Erwartungen erfüllen. Der Anfang war noch ganz spannend, doch irgendwann wusste ich gar nicht mehr, worum es dem Autor eigentlich geht. Er trifft auf polnische Schatzsucher, die in den weiten Wäldern Polens einen Nazi-Goldschatz oder das Bernsteinzimmer suchen. Durch Zufall entdeckt er die Geschichte eines entfernten Verwandten und erzählt diese dann ausführlich. Dann führt er auch noch Gerichtsprozesse, um das Haus zurückzubekommen für seine Familie. Für mich hat sich das jetzt nicht so spannend gelesen. Ich habe mich oft gefragt, warum er das jetzt erzählt. Vielleicht habe ich es auch einfach nur nicht verstanden. Das Buch hat mich leider gar nicht berühren können, was ja bei dem Thema eigentlich ungewöhnlich ist. Schade.

        

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