Ich fasse das Buch zusammen:
Das Cover ist sehr schlicht gehalten und als ich da zuerst so draufgeguckte, vermutete ich dahinter nicht unbedingt einen Roman. Es machte eher so den Eindruck, es würde sich vielleicht um ein Sachbuch handeln, irgendwie geschichtlich o. ä..
Wenn ich es interpretiere, sehe ich als erstes einen Engel, der irgendwie schief abgebildet ist. So, als würde er fallen und wolle sich noch an ingendetwas festhalten. Das intensive Blau im Hintergrund impliziert für mich den Himmel, was ja auch durchaus den Titel etwas beschreibt - den Kopf, der ja auch oben ist.
Flügel sehe ich nicht, aber auch das ist vom Titel abzuleiten (sie sind ja im Kopf).
Zum Buch:
Es wird die Geschichte von Lisa erzählt, die noch vor der Wende mit ihren Kinden Ares und Anna Lena aus Ost-Berlin ausreisen darf. Andeutungsweise hat sie darauf gedrängt, ganz genau ist es noch nicht zu erkennen, wie es wirklich dazu kam. Mit nur zwei Koffern und den Kindern geht sie über die Grenze nach West-Berlin zu ihrem Mann (???) oder Freund (???), jedenfalls zu dem Vater ihrer Kinder, der sie erwartet. Es fiel mir schwer, in die Geschichte reinzukommen, da hier sprunghaft von der Gegenwart in die Vergangenheit gewechselt wird. Alles was beschrieben wird, ist ohnehin schon ein Rückblick, denn das Buch beginnt zu einer viel späteren Zeit.
Es wird deutlich, dass es Lena schwer hat, mit den neuen Gegebenheiten in West-Berlin zurecht zu kommen. Es fehlt ihr auch die Unterstüzung von Zotos, dem Vater der Kinder. Sie ist enttäuscht, hatte es sich anders vorgestellt. Erzählt wird auch aus der Zeit von Lenas Kindheit. Lisas Anfang in West-Berlin. Ihre Schwierigkeiten, mit der neuen Freiheit umzugehen. Ihre erste Reise mit den Kindern nach Bayern zu ihren Verwandten. Dort kümmert sich der Cousin sehr um die Kinder, besonders um Ares. Lisa sieht es im Vergleich zu ihrem Ehemann und ich glaube, sie stellt allmählich fest, dass ihr Mann eine andere Seite zeigt als die, die sie zu Anfang ihrer Beziehung in Ost-Berlin kennengelernt hatte. Gerade die Beziehung zwischen Zotos und Ares wird immer schwieriger, der Mann beginnt, seinen Sohn zu bestrafen. Lisa stellt sich nicht vor ihren Sohn. Auch sie versucht, das zweite Staatsekzamen zu machen, möchte gerne auf eigenen Beinen stehen. Dennoch lässt sie sich von Zotos bevormunden, der sich jetzt auch noch selbstständig machen möchte. Und dazu braucht er seine Frau. Lisa versucht, den Spagat zwischen Beruf und Familie versucht. Es kristallisiert sich heraus, dass Ztotos seinen Sohn oft bestraft, der Junge soll in seinen Augen gehorchen. Das bewirkt so allmählich auch eine Veränderung in Ares Verhalten. Schlimm finde ich, dass Lisa sich nicht konsequent auf die Seite ihrer Kinder stellt. Zwar weiß sie um diese Geschehnisse und es kommt auch hier und da auf, dass sie weiß, dass die Ehe schlecht ist, doch sie findet einfach nicht die Kraft, einen Schlussstrich zu ziehen.
Erschwerdend kommt hinzu, dass Zotos sich ganz den "Jehovas Zeugen" verschrieben hat und den dortigen Regeln und Gepflogenheiten untersteht. So möchte er natürlich auch seine Familie sehen, doch Lisa weigert sich. Ares leidet sehr unter seinem despotischen Vater. Sie begeben sich auf ihre erste gemeinsame Reisen nach Griechenland, Zotos Heimat. Auch hier wird wieder klar, dass Lisa sämtliche Lasten zu tragen hat. Ihr Mann findet es selbstverständlich. Und sie lässt es geschehen, begehrt nicht auf.
Lisa kann sich endlich von Zotos trennen. Anscheinend geht das ohne Blessuren vonstatten. Sie trifft einen Mann wieder, mit dem sie vor Jahren schon einmal eine Nacht verbracht hatte. Henry, so heißt er, ist Franzose und verheiratet. Mit ihm führt sie Gespräche über Goethe, sieht sich Galerien an. Leider fährt der mit seiner Frau in Urlaub und ihr wird bewusst, wie gerne sie mit ihm zusammen ist.
Es wird auch ihre Vergangenheit beleuchtet, das, was sie klein gemacht hat und ihr Selbstbewusstsein nahm. Dann die plötzliche Erkrankung von Henry. Das ist für Lisa nur schwer zu verkraften. Erschwerend kommt hinzu, dass seine Frau auch im Krankenhaus ist. Es ist ein wortloser Kampf der beiden Frauen um den einen Mann. Während dieser Zeit geht es Lisa schlecht. Unterstützung erhält sie nur von einigen Freunden. Dann stirbt Henry, eine Welt bricht für sie zusammen. Lisa und ihre Kinder fahren danach zu ihren Eltern in die DDR, sie darf jetzt ein- und wieder ausreisen dort. Wir erfahren, dass sie doch eine einigermaßen behütete Kindheit hatte. Auch über das Leben in der DDR erfahren wir Einiges. Sie trifft ihre alten Schulfreunde wieder, Erinnerungen kommen auf. Das tut ihr gut. Außerdem wird jetzt einmal beleuchtet, wie die Geschichte mit ihr und Zotos begann, dass sie früh schwanger wurde und ihren Lebenstraum, die Schauspielerei, dadurch aufgeben musste. Lisa kehrt nach Berlin zurück und bezieht mit ihren Kindern eine neue Wohnung. Da endet auch das Buch, wie es begonnen hat: mit ihrem Zusamamenbruch, der sie aber wohl neu beginnen lässt, als sie verstanden hat, dass sie selbst der Meister ihres Lebens ist.
Auch finde ich es sehr befremdlich, wenn die Geschichte einmal in der dritten Person erzählt wird und plötzlich spricht die Protagonistin selbst, ich kann den Wechsel nicht wirklich verstehen.
Sicher ist sie gut erzählt, die Autorin versteht ihr Handwerk. Dennoch entdecke ich nicht das Leben zwischen den Zeilen, sorry.
Ein Roman nimmt mich mit auf die Reise, gibt mir Einsichten in alle sich dort befindlichen Personen. Ich lerne sie kennen, habe Einblick in ihr Leben. Hier frage ich mich, wo bleiben für sie die Kinder? Die Beziehung zu ihnen wird kaum erwähnt. Musste Ares schon unter seinem Vater leiden, so kann ich hier nicht erkennen, wie Lisa die Probleme mit ihren Kindern löst. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren und mich über eine vielschichtigere Geschichte gefreut. Bis auf Ares Probleme mit seinem Vater in einem Kapitel habe ich die Charaktere und Verhalten der Kinder nicht kenengelernt.
Ein Roman lebt von kleinen und großen Emotionen, hier jedoch empfinde ich die Geschichte von Lisa einfach nur erzählt.
Ich muss natürlich auch eine Lanze brechen: Die Autorin versteht ihr Handwerk, das Buch ist handwerklich gut geschrieben. Es fehlt mir einfach was. Wenn man das, was ich oben erwähnt habe, mehr ausgearbeitet hätte, kann ich mir vorstellen, dass es ein "runder" Roman geworden wäre. Das, worüber die Autorin schreibt, ist sicher ein interessantes und wie ich finde, auch wichtiges Thema.
Das, was ich hier schreibe, ist natürlich nur meine Meinung,