Cover des Buches Lebenslänglich (ISBN: 9783738631579)
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Rezension zu Lebenslänglich von Brigitte Krächan

Schaut genau hin! „Lebenslänglich“ ist eine Mahnung, im Leben nicht wegzuschauen!

von SelectionBooks vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Schaut genau hin! „Lebenslänglich“ ist eine Mahnung, im Leben nicht wegzuschauen!

Rezension

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SelectionBooksvor 9 Jahren
Das Buch „Lebenslänglich – Urteil ohne Richter“ behandelt ein sehr wichtiges Tabuthema: Kindesmissbrauch. Die Autorin Brigitte Krächan ist Sozialarbeiterin und hat in einem therapeutischen Jugendheim gearbeitet. Ihre Geschichte ist fiktiv, beruht jedoch auf jahrelangen Erfahrungen mit Opfern von sexuellem Missbrauch. Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigt, wird schockiert sein über die Anzahl an missbrauchten Kindern in Deutschland. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, dieses Buch auf meinem Blog vorzustellen. Wir sollten dieses Thema nicht totschweigen, sondern für mehr Aufklärung sorgen. Damit ihr ein Gefühl für die Anzahl der gemeldeten Missbrauchsfälle in Deutschland bekommt, habe ich euch einen Auszug aus der Statistik der Deutschen Kinderhilfe rausgesucht: "Die Gewalt gegen Kinder ist in Deutschland immer noch trauriger Alltag" - so die Bilanz des Vorsitzenden der Deutschen Kinderhilfe, Rainer Becker. bei der Vorstellung der offiziellen Statistik für 2013. Demnach wurden im vergangenen Jahr täglich etwa 40 Mal Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs - insgesamt wurden 14.877 Taten registriert.“*
Unvorstellbare 14.877 gemeldete Taten in einem Jahr in Deutschland. Die Dunkelziffer ist unbekannt, jedoch werden die meisten Fälle nicht gemeldet und tauchen dementsprechend nicht in der Statistik auf. „Man geht davon aus, dass in jeder Schulklasse, in jeder Kindergartengruppe, in jeder Nachbarschaft misshandelte Kinder zu finden sind. Während eine angemessene Bestrafung der Täter mittlerweile Teil der öffentlichen Diskussion ist, scheinen die Opfer meist vergessen.“ (Brigitte Krächan im Nachwort)

Die Autorin geht dieses schwierige Thema sehr geschickt an. Sie erzählt die Geschichte aus Sicht einer Frau, die die Folgen des Missbrauchs bei einem jungen Mädchen über viele Jahre beobachtet hat. Am Anfang war ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Buch wirklich bis zum Ende durchlesen kann. Da man die Geschichte aber nicht aus Sicht eines Opfers liest, bleibt man beim Lesen etwas distanzierter. Es entsteht keine große Nähe zum Opfer. Anderenfalls hätte ich durch die emotionale Nähe wahrscheinlich nicht weiterlesen können. Auf den Missbrauch selber wird nicht eingegangen. Der Fokus liegt auf den Folgen, die aus einem Missbrauch resultieren. Der Leser erfährt die Geschichte aus Sicht der Protagonistin Anna. Anna ist eine liebende Mutter, die regelmäßig mit ihrer Tochter Klara auf den Spielplatz geht. Eines Tages trifft sie dort auf eine Frau, die ihr eine Geschichte erzählen möchte. Sie behauptet, dass sie eine Gabe hat, die es ihr Möglich macht, eine Tür zur Vergangenheit zu öffnen. Laut ihr wäre es möglich, in eine Vergangenheit zu reisen, in der ein Kind noch keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Anna ist, genau wie der Leser, fasziniert von der Geschichte und geht von nun an jeden Tag zum Spielplatz, bis sie das Ende der Geschichte kennt. Das Buch und die Geschichte dahinter zieht den Leser richtig in seinen Bann. Man kann das Ende kaum erwarten, weil man irgendwo immer noch den kleinen Funken Hoffnung hat, dass die negativen Erinnerungen gelöscht werden können. Das Ende des Buches holt den Leser dann schnell in die Realität zurück. Anders, als in vielen Büchern, geht es nicht darum, den Täter zu finden und zu bestrafen. Denn damit ist es für die Opfer nicht vorbei. Sie leiden lebenslänglich. Mit dem erwachsen werden verändern sie sich. Die Folgen sind nicht selten Krankheiten wie Borderline, Depressionen, Angststörungen und Verhaltensstörungen.

Ein trauriges Buch, zusammengesetzt aus vielen wahren Schicksalen. Man sollte sich die Botschaft der Autorin Brigitte Krächan zu Herzen nehmen und mehr auf die Kinder in unserer Nähe achten. Das Buch ist eine Mahnung, genauer hinzusehen, auf kleine Details zu achten und nicht die Augen zu verschließen. Denn es gibt in der Realität keine Tür in die Vergangenheit. Das was passiert, wenn wir wegschauen, kann nie wieder ungeschehen gemacht werden. Prävention ist wichtiger, als den Täter zu bestrafen. Denn dadurch bekommt kein Opfer seine unschuldige Jugend zurück. Kein Opfer wird sich „sicher“ fühlen, nur weil ein Täter gefasst wurde. Die Folgen des Missbrauchs haften einem Opfer ein Leben lang an.


*(Statistik der Deutschen Kinderhilfeaus dem Jahr 2013. Quelle: Tagesschau.de).


Fazit:

Schaut genau hin! „Lebenslänglich“ ist eine Mahnung, im Leben nicht wegzuschauen und sich darüber bewusst zu werden, was die Opfer von Kindesmissbrauch ihr Leben lang durchmachen müssen.
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