Brigitte Mazohl

 4,5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Brigitte Mazohl war von 1993 bis 2015 Professorin für österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck. In den Jahren 2013 bis 2017 stand sie der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Präsidentin vor. Rolf Steininger lehrte als Professor für Zeitgeschichte an zahlreichen Universitäten, unter anderem in Düsseldorf, Bozen, Tel Aviv und New Orleans. Von 1984 bis 2010 war er Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Brigitte Mazohl

Cover des Buches Geschichte Südtirols (ISBN: 9783406825873)

Geschichte Südtirols

(2)
Erschienen am 02.10.2024

Neue Rezensionen zu Brigitte Mazohl

Cover des Buches Geschichte Südtirols (ISBN: 9783406734120)
W

Rezension zu "Geschichte Südtirols" von Brigitte Mazohl

wsnhelios
Schwacher Beginn, aber dann sehr interessant.

Nachdem ich letztens das großartige Buch zur Geschichte Burgunds gelesen habe, war ich hochmotiviert weiter in die Geschichte einzutauchen und habe dann hier zugegriffen, ein Buch über meine alte Heimat. Ein Buch, welches die gesamte Geschichte dieser Region umfasst, hatte ich leider noch nie in der Hand, habe ich mir aber schon lange gewünscht. Also die perfekte Gelegenheit.
Als ich das Buch hier dann begann, kam jedoch die Ernüchterung. Während nämlich das Buch zu Burgund einen tollen literarischen Stil hatte, ist das hier halt sehr nüchtern und sachlich gehalten. Das ist nicht schlecht, man muss sich halt anpassen. Und da kommt leider das eigentlich Problem zum Tragen: Dem Autorenteam fehlt ein drittes Mitglied. Mazohl ist Expertin für österreichische Geschichte und Steininger für Zeitgeschichte. Und daher sind die drei Anfangskapitel, die mich persönlich am meisten interessiert hätten, nämlich Urgeschichte, Römerzeit und Völkerwanderung, leider sehr spärlich und überhastet ausgefallen. Ein dritter Autor, ein Experte für diese Zeit, hätte hier sicherlich gut getan. Nichtsdestotrotz wird das Wesentliche berichtet und ab dem vierten Kapitel, Karl dem Großen, wird das Buch dann richtig tief, ausführlich und detailreich. Man merkt, dass da nun die Autoren zuhause sind. Ab da ist das Buch dann auch richtig spannend zu lesen, mit vielen interessanten Begebenheiten und Informationen.
Obwohl ich Südtirol als meine „alte Heimat“ bezeichne, hatte ich leider nie ein klares Bild über die lokale Geschichte im Kopf. Viele Namen, viele Orte, viele Begebenheiten, aber kein roter Faden. Und daher bin ich diesem Buch sehr dankbar, denn genau das erhält man hier. Außerdem gibt es im Anhang sechs tolle Karten. Was fehlt, ist eine Zeitleiste. Für viele mag das egal sein, aber mir persönlich ist das schon wichtig, weil ich diese immer gerne parallel zur Lektüre studiere und auch später immer wieder gerne darin schmökere, um mein Wissen aufzufrischen. Auch Bilder gibt es keine. Das ist natürlich eine Kostenfrage, aber ein paar Fotoseiten in der Mitte des Buches wären schon schön gewesen.
Insgesamt finde ich das hier ein sehr gelungenes Buch, das die Geschichte Tirols allgemein und Südtirols speziell schön darstellt und auch hilft aktuelle Situationen ins korrekte Licht zu rücken.
Fazit: Sehr zu empfehlen.

Cover des Buches Geschichte Südtirols (ISBN: 9783406734120)
wschs avatar

Rezension zu "Geschichte Südtirols" von Brigitte Mazohl

wsch
Weder Italien noch Österreich --> Südtirol eben!

Die wundervolle Landschaft Südtirols zieht jährlich alleine aus Deutschland hunderttausende Gäste an. Die 10.278 Südtiroler Beherbergungsbetriebe stellten 2017/18 insgesamt 224.618 Betten zur Verfügung; in denen während des genannten Zeitraumes 16,5 Millionen Übernachtungen deutscher Gäste gezählt wurden.

Dass Südtirol derart beliebt ist, ist absolut verständlich. Landschaft, Natur, Klima, Gastronomie - alles super. Aber wie sieht es mit der sehr bewegten Geschichte dieser Landschaft aus? Diese interessanten Fragen beantwortet das Autorenteam Brigitte Mazohl und Rolf Steininger auf knapp 270 Seiten des Taschenbuches. 

Brigitte Mazohl, geboren in Bozen, also Südtirol ist Professorin für Geschichtswissenschaften an der Universität Innsbruck , also Nordtirol. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die österreichische, deutsche und italienische Geschichte in der Zeit zwischen dem 18. Jahrhundert und dem Ersten Weltkrieg. Perfekt, um dieses interessante und bei aller Geschichtswissenschaft sehr gut lesbare Buch mit zu verfassen.

Rolf Steininger, leitete von 1984 bis 2010 das Institut für Zeitgeschichte der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Steininger beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der deutschen Nachkriegsgeschichte sowie der Geschichte Südtirols und Österreichs.in Westfale, leitete von 1984 bis 2010 das Institut für Zeitgeschichte der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Steininger beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der deutschen Nachkriegsgeschichte sowie der Geschichte Südtirols und Österreichs.

Das Buch befasst sich aber nicht nur mit den Entwicklungen Südtirols seit etwa 1790. Es beginnt mit der Frage, ob 'Ötzi' ein, neudeutsch gesagt, Österreicher oder doch ein Italiener war. Gefunden wurde die vom Gletschereis mumifizierte und für ihr Alter bestens erhaltene Leiche samt Bekleidung, Waffen, Werkzeugen erst im Jahr 1991. Ötzi dürfte etwa zwischen 3350 und 3100 v. Chr. gelebt haben, genauere Vermessungen seines Fundortes ergaben, dass er knapp 100 Meter von der Grenze zwischen dem heutigen Italien und Österreich entfernt verschied. Demnach also nach heutigem Sprachgebrauch Südtiroler war. Was dazu führte, dass der in der Jungsteinzeit gefriergetrocknete Mann seine letzte Ruhe bei -6°C in einem eigens dafür neu errichteten Archäologischen Museum in Bozen fand.  

Wer nicht derart weit in der Geschichte zurück gehen will, was allerdings Schade wäre, findet mehr als genug Interessantes, Wissenswertes. Vom Imperium Romanum mit der Unterscheidung zwischen Raetia (im Westen bis einschliesslich der Bodenseeregion, im Norden hoch bis Regensburg, im Osten verlief die Grenze grossteils am Inntal entlang), Noricum (zu dem auch Salzburg und Lienz gehörte) und der Regio X Venetia et Histria. Über das adlige, königliche Geklüngel im Mittelalter, als aus macht- und geopolitischen Gründen die abenteuerlichsten Heiraten verabredet wurden. Bis hin zu den zahlreichen Kriegen und Schlachten im Ersten Weltkrieg (Stichwort Dolomitenkrieg), der mit dem infamen Vertrag von Saint-Germain sein völkerrechtlich bindendes Ende fand. Und Südtirol dem italienischen Staat zugeschlagen wurde. 

Die Zeit der italienischen Faschisten unter Benito Mussolini, der Südtirol zwangs-italienisierte, wird ebenso behandelt wie die krichenrechtlichen Aspekte. Der Vinschgau (Reschenpass bis Meran) gehörte beispielsweise einst zum Fürstbistum Chur, der heutigen Hauptstadt des Schweizer Kantons Graubünden.

Wer sich heute auf der erst in den 1960er und 1970er Jahren gebauten und somit eine der ersten Gebirgsautobahnen der Welt an den kilometerlangen Kolonnen von Sattelschleppern vorbei müht, wird sicher nicht wissen. dass das Eisacktal, welches die Autobahn längs zerschneidet, so beschwerlich zu überwinden war, dass der Warentransport einst über den Ritten durchgeführt wurde. 

Oder dass der Bergbau (Silber und Kupfer), unter anderem im Raum Sterzing, durch die billigen Silber'importe', besser gesagt den Silberraub der Spanier in Südamerika, sein Ende fand.

Wer weiß, dass "bei Schlanders im Vinschgau, im Eisacktal bei Brixen und vor allem im Raum um Rovereto, wo die Seide auch industriell verarbeitet wurde" (Seite 214) Seidenraupen gezüchtet wurden?

Die Aktionen des 'Berfreiungsausschusses Südtirol' (BAS) hatte ihren Höhepunkt im Juni 1961, In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni wurden von den Aktivisten 37 Hochspannungsmasten gesprengt. In der Absicht, Südtirol wieder zu einer politisch nicht zu Italien gehörenden Region zu machen. 

Erst die im Rahmen der EU geschlossenen Verträge beendeten diese ganzen offen ausgetragenen Auseinandersetzungen.

Wobei auch heute ein Südtiroler mit Fug und Recht sagen wird: 

"Ich bin kein Italiener, ich bin kein Österreicher, kein Deutscher - ich bin Südtiroler!"


Warum dem so ist, das steht in diesem Buch.


Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 2 Bibliotheken

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks