Frau Dr. Regina Strehl verbrachte 16 Jahre freiwillig hinter Schwedischen Gardinen. Doch sie hatte stets die passenden Schlüssel dabei. In ihrem Buch nimmt sie uns mit in eine Welt, die den meistens von uns gänzlich fremd sein dürfte, die des deutschen Strafvollzugs. Explizit handelt es sich um die JVA-Berlin-Tegel.
Ganz und gar nicht hetzerisch oder effekthaschend, sondern sehr sachlich beschreibt sie episodenhaft besondere Vorkommnisse in dieser Zeit, aber auch die alltäglichen Konfrontationen mit Patienten, die meist nicht ganz freiwillig zu ihr kamen und sich mitunter alles andere als kooperationsbereit verhielten.
Die schreibt darüber, wie das Bild von außen, vor allem auch von anderen Ärzten, ihrem Berufsstand gegenüber mit Vorurteilen behaftet ist und sie innerhalb der Haftanstalt sich häufig mit dem Gefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen, auseinander setzen musste.
Sie wendet sich deutlich gegen eine Funktionalisierung ihrer Profession. Sehr oft geht es um Zuständigkeiten, weniger um den Menschen dahinter. Sie zeigt aber auch deutlich auf, dass es Haftinsassen gibt, die immer wieder an einer gesellschaftlichen Integration scheitern und mitunter die Grundverhaltensweisen eines einvernehmlichen Miteinanders nicht verinnerlicht haben. Doch es gibt auch immer wieder die Lichtblicke unter ihren Klienten, die der Hoffnung Nahrung geben.
Die chronologische Folge verliert sich irgendwann im Laufe des Buches, um dann zum Ende hin wieder deutlich hervor zu treten. Gestört haben mich einzig, die gefühlten Wiederholungen: manche Kürzung hätte dem Buch sicherlich gut getan.
Fazit: Trotzdem ein sehr menschliches Buch über einen Grenzbereich des gesellschaftlichen Zusammenlebens.