Cover des Buches Die Hexe und der Herzog (ISBN: 9783453265219)
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Rezension zu Die Hexe und der Herzog von Brigitte Riebe

Rezension zu "Die Hexe und der Herzog" von Brigitte Riebe

von dramelia vor 12 Jahren

Rezension

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drameliavor 12 Jahren
Ja, ein Buch, welches ich nicht wirklich einordnen kann. (Spoilergefahr!) Hierbei geht es in erster Linie um die junge Lena, welche an den Hof des Herzogs Sigmund kommt. Dort wird sie in der Küche angestellt und arbeitet fortan für den Herzog und Gefolge. Im Laufe der Geschichte kommt die Liebe hinzu, erst zu dem Spielmann Niklas, danach zu dem Juristen Johannes Merwais. Als dann jedoch der Inquisitor Heinrich Kramer auf den Plan tritt, stellt sich das ganze Leben Lenas und ihrer Familie auf den Kopf... Hört sich in erster Linie interessant an. Doch muss ich gestehen, dass ich nicht so recht weiß, was ich von diesem Buch halten soll. Auf der einen Seite ist es schon interessant, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass es ab der Mitte eher nach "Schnell zum Ende kommen" abgehakt ist. Die erste Hälfte des Buches ist gut beschrieben, mit allen Problemen rund um den Hof des Herzogs und Lenas persönliche Probleme. Ab der Hälfte kann man jedoch merken, dass es sehr sehr schnell von statten geht. Heinrich Kramer, der berühmt-berüchtigte Inquisitor (der, der den Hexenhammer geschrieben hat), tritt auf den Plan und hat nur ein Ziel: Frauen als Hexen auf den Scheiterhaufen zu bringen. Er hält flammende Reden und schafft es durch Drohen von Höllenqualen, dass die Innsbrucker Bevölkerung gegen ihre eigenen Nachbarn aussagt. Danach kommt es ganz schnell zu Verhaftungen und zu Prozessen, und diese Prozesse werden in aller kürze abgehakt. Zudem gab es den berühmten Aufstand der Innsbrucker Bevölkerung gegen Kramer, welcher zwar einmalig in der Geschichte sein könnte, jedoch auf vielleicht 3 Seiten vorkommt. Alles, was wirklich diese Geschichte erzählenswert macht, wird auf wenigen Seiten abgehakt und ad acta gelegt. Dieses Schnelle macht das Buch nicht mehr ganz so gut, weil es nach "Keine Lust" mehr aussieht, oder nach zu wenig Material, über das man schreiben könnte. Die Personen sind auch recht einseitig beschrieben. Lena ist immer das brave Unschuldslamm, dass keiner Fliege was zu leide tun kann, doch was Männer angeht ziemlich sprunghaft zu sein (erst Niklas, dann Johannes). Ihre Freundin Hella hingegen wird eher als leichtes Mädchen dargestellt, immer nur auf Sex und Männer aus, ohne irgendwelche Verluste. Die anderen Frauen sind auch in ihrer Rolle gefangen, man bemerkt kaum etwas, dass es auch andere Seiten geben mag. Entgegengesetzt dazu sind die Männer schon besser beschrieben: Heinrich Kramer als böser Inquisitor, jedoch auch andere Seiten werden gezeigt ("Sexbesessenheit", soweit er wirklich eine hatte). Niklas, der Spielmann, wird zwar immer als Frauenheld dargestellt, charmand und bezaubernd, doch nach Lenas Abfuhr merkt man ihm schon an, dass er auch anders kann. Die einzige Person, die in diesem Buch eine gewisse Entwicklung durchläuft, ist Johannes. Anfangs ein unterkühlter Jurist, auf seine Karriere bedacht, aber sehr vorsichtig, entwickelt er sich zum Held der Geschichte, indem er über seinen eigenen Schatten springt, seine Vorsicht zur Seite schiebt und Taten statt Worte sprechen lässt. Insgesamt hat das Buch für mich nur 3 Sterne verdient, da es doch ein paar ordentliche Schwächen aufzeigt. Die Geschichte hätte man ruhig noch in die Länge ziehen können, v.a. in den kritischen Phasen (Verfolgung, Verhöre, Prozess, Aufstand).
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