Cover des Buches Die schöne Philippine Welserin (ISBN: 9783839213513)
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Rezension zu Die schöne Philippine Welserin von Brigitte Riebe

Eine bewegende Geschichte um den Kampf einer nichtstandesgemäßen Liebe

von petra_radtke vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Eine bewegende Geschichte um eine Liebe, die nicht standesgemäß ist.

Rezension

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petra_radtkevor 11 Jahren
Die Schriftstellerin entführt uns ins 16.Jahrhundert, lässt uns die Jahre 1556-1580 der Tochter einer wohlhabenden Augsburger Kaufmannsfamilie, Philippine Welser, genannt Pippa, miterleben.
Pippas Vater hat die Familie verlassen. Ihre 2 Brüder stehen auf eigenen Beinen. Von ihrer Mutter erlernt Pippa das Wissen der Kräuterkunde und hilft ihr beim Herstellen von Arznei, die so manches Zipperlein der Nachbarn heilt.
Ihr Onkel führt sich in das kaufmännische Rechnen ein und hilft der Familie in finanziellen Notsituationen.
Ihre Tante lebt in Böhmen auf einem Schloss, nach dem Tode ihres Mannes allein und so ist Pippa hier ein gern gesehener Gast. Hier begegnet sie dem Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg, dem Sohn des damaligen Kaisers und in ihrem Herzen entbrennt eine Liebe zu ihm, die in der damaligen Zeit nicht standesgemäß ist und also ein Geheimnis bleiben muss.
So versucht Pippa durch eine Liebesbeziehung zu einem Zimmermann ihre große Liebe zu vergessen. Doch dieser nutzt sie nur aus und verstößt sie dann..
Pippa nimmt gern eine erneute Einladung auf das Schloss ihrer Tante an. Diese arrangiert ein Treffen mit dem Erzherzog und zwischen beiden entbrennt eine tiefe Liebe, die sie trotz aller Standesschranken verteidigen wollen. Diese Liebesgeschichte ist historisch belegt. Jahrelang kämpfen beide um die Anerkennung ihrer Liebe. Ferdinands Familie schreckt nicht vor Mordanschlägen zurück, um der Beziehung ein Ende zu setzen.
Ob es beiden gelingt, glücklich zu werden, kann man in diesem Buch voller Spannung , aber auch mit viel Gefühl lesen.
Meine Einschätzung:
Brigitte Riebe ist ein besonderes Buch gelungen. Durch eine Erzählweise des Wechsels zwischen fiktiven Tagebuch der Philippine und einem 2. Erzählstrang taucht man als Leser in die Zeit der Renaissance ein - einer Zeit, in der die Reformation alte starre Gesellschaftsformen des Spätmittelalters erschüttert, sich aber dennoch schwer tut mit neuen Reformen.
Die Covergestaltung mit dem Porträt der Philippine Welser deutet durch die Farbgestaltung und die Schrift auf das 16.Jahrhundert hin und gefällt mir sehr gut.
Die einzelnen Kapitel sind nach Heilkräutern benannt und werden mit deren Abbildungen und Erklärungen der positiven und negativen Wirkungsweise ergänzt. Daran kann der Leser oft erkennen, welche Richtung das jeweilige Kapitel nimmt und man lernt etwas über die Kräuter dazu.
Im Prolog begegnen wir der Hauptgestalt Philippine Welser am Ende ihres Lebens. Sie ist gezeichnet vom 20 jährigen Kampf der Anerkennung ihres Standes als rechtmäßige Ehefrau von Friedrich, dem Habsburger, dem sie 5 Kinder gebar, von vielen Schicksalsschlägen, die sie in der Zeit erleben mußte.
In ihren letzten Stunden erinnert sie sich an die vergangenen Jahre...In der Geschichte ist es sehr berührend zu lesen, wie sie über alle Hürden der damaligen Geselschaft hinweg zu ihrer großen Liebe zum Erzherzog Ferdinand steht und sich bemüht trotz aller Schwierigkeiten, eine gute Ehefrau und Mutter zu sein. Sie setzt sich auch dafür ein das Leben armer Menschen zu erleichtern und sie mit ihrer Kenntnis über die Wirkung der Kräuter zu heilen.
Philippine hatte immer große Angst Opfer eines Mordanschlages zu werden, auch um ihre Kinder und ihre Familie hatte sie Angst. Da die gängigste Methode damals die Vergiftung mit Kräutern war, musste ihr Hund alle Speisen vorkosten. Doch auch das half nicht gegen einige Schicksalsschläge...
Durch die Geheimhaltung der Heirat mit Ferdinand II., dem Sohn des damaligen Kaisers , galt sie als Geliebte des Erzherzogs. Selbst die Geburt ihrer Kinder musste verheimlicht werden. Diese wurden nach der Entbindung auf die Schwelle des Schlosses gelegt, wo sie gefunden wurden und als sogenannte Schwellenkinder adoptiert und von einer Amme betreut wurden. Sie hatten keinerlei Anspruch als Erbe des Hauses Habsburg anerkannt zu werden. Da Ferdinand sie mit Reichtum verwöhnte, hatte Pippa viele Neider, auch in ihrer eigenen Familie, die ihr nach dem Leben trachteten. So war sie zerissen in ihrer Angst vor Ermordung und ihrer großen Liebe zu Ferdinand und zu ihren Kindern. Selbst als nach 20jährigem Kampf der Papst seinen Segen gab und sie endlich öffentlich als Ehefrau anerkannt wurde, ist sie innerlich so zerissen, dass sie ihre letzten Jahre nicht mehr genießen kann. Sie gibt sich der Völlerei hin, die ihre Gesundheit vollends zerstört, so dass sie mit nur 53 Jahren stirbt.
Philippine Welser geht in die Geschichte ein, als eine Frauengestalt, die sich über Standesdünkel hinwegsetzt und um ihre große Liebe kämpft .
Sie setzt ihr Wissen über die Kräuterheilkunde ein, um auch armen Menschen in Not zu helfen. Aus der "schönen Philippine" - wie sie von Zeitgenossen genannt wird, wird "die Mutter von Tirol".
Am Ende des Buches gibt es ein historisches Nachwort, in dem der Leser erfährt, was in der Erzählung Fiktion und was historisch belegt ist und welche Entwicklung die handelnden Personen im Leben nahmen.
Ich kann diesen Roman nur allen Liebhabern historischer Roman nahe legen.
Danke an Brigitte Riebe, die uns hier eine historische Frauengestalt lebendig werden ließ.
Das Buch ist erschienen im Gmeiner Verlag im März 2013 und umfasst 337 Seiten.
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