Cover des Buches Zum Trotz glücklich (ISBN: 9783886808403)
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Rezension zu Zum Trotz glücklich von Brigitte Roßbeck

So gar nicht romantisch...

von Sokrates vor 10 Jahren

Rezension

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Sokratesvor 10 Jahren

Brigitte Roßbeck, studierte Historikerin, hat mit „Zum Trotz glücklich“ eine sehr ansprechende, niveauvolle, aber dennoch ‚leichtfüßige‘ Biographie der Caroline Schlegel-Schelling verfasst. Die Zeit der Romantik war neben dem, was man landläufig mit ihr in der Regel in Verbindung bringt, eben nicht nur eine Zeit der Stillen Einkehr und der romantischen Suche nach dem Metaphorischen. Neben dieser Seite der Romantik gab es eine gelebte Geschichte, die insbesondere an herausragenden Persönlichkeiten entspinnbar ist. Wichtig sind hierbei insbesondere all jene zu nennen, die um Weimar und Jena gelebt und gewirkt haben. Caroline Schlegel-Schelling stellt darüber hinaus eine derjenigen Frauengestalten dar, die an der Schwelle zum 19. Jahrhundert begann, ‚emanzipiert’ zu denken und zu handeln. Und das nicht nur, weil das Leben eigene Entscheidungen von ihr verlangte. Roßbeck gelingt es sehr gut, die wechselvolle Geschichte dieser Frau des gehobenen Bildungsbürgertums, der Universitätsstadt Göttingen entstammend, nachzuzeichnen. Zunächst verheiratet, doch alsbald verwitwet, gerät Caroline samt Kind in den Revolutionswirren in preußische Gefangenschaft und muss sich schließlich nahe Altenburg halb anonym verstecken. Ihre Beziehung zu Schlegel wird schließlich ihre zweite Ehe. In Jena wird sie eine der Zentralfiguren der Jenaer Frühromantik, die bohemienhaft in einer ‚intellektuellen Kommune‘ zusammenlebten. Sie betreibt schließlich die Scheidung von Schlegel und heiratet Schelling. Doch neben dieser gesellschaftlichen Neuerung - der Scheidung -, wenn auch juristisch mittlerweile legalisiert, schenkt sie auch einem unehelichen Kind das Leben und besticht durch politische wie intellektuelle Einmischung – so ganz entgegen dem Frauenverständnis jener Jahre, welches diese rein auf die Sphäre des ‚Privaten‘ reduziert sehen wollte.

Roßbecks Schreibstil ähnelt in manchem dem von Sigrid Damm: dokumentarisch und mit einem Funken Ironie. Scheinbar mühelos liest man sich durch die Seiten – und merkt gar nicht, dass man einen raschen Lesefluss hat. Der Autorin gelingt es sehr gut neben biographischen Informationen auch ein Zeitgefühl für die Romantik entstehen zu lassen. Für mich war dieses Buch eine Aufforderung, mehr von dieser Autorin zu lesen!

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